Das Geschäft des grenzüberschreitenden Warenverkehrs, Importe und Exporte oder auch der Austausch von Kulturen und Gütern findet entlang der historischen Seidenstrasse über tausende von Kilometern zwischen China und Europa seit Jahrhunderten statt. Um die Innovationen der modernden Seidenstrasse zu ergründen, werfen wir einen Blick nach Dänemark und Norwegen – wo wir Geschichten über lukrative Exportmärkte, die sich bis in die Zeiten der historischen Seidenstrasse zurück datieren lassen, entdecken.
In Dänemark erkennen wir den Wert des Bernsteins, den man auch als das Gold des Nordens kennt. Bernstein ist das versteinerte Baumharz jenes riesigen Waldes, der sich einst auf der Fläche befand, über die sich heute die Ostsee erstreckt, und wurde zu einer der grössten Erfolgsgeschichten der Wikinger. Entlang der Seidenstrasse wurde es früher als Schmuckmaterial, als Zahlungsmittel oder sogar aufgrund seiner medizinischen Nutzungsmöglichkeiten gehandelt.
Die meisten Kunden kommen aus China
Hunderte Jahre später ist Bernstein noch immer eine Ware, die für Menschen wie Frants Kristensen kein Bisschen ihres Reizes eingebüsst hat. Kristensen sammelt an den Stränden der Ostsee schon seit über fünfzig Jahren Bernstein. Er erklärt: «Es gibt ein altes dänisches Sprichwort, das besagt: ‹Zuerst greift sich der Mensch den Bernstein und dann packt der Bernstein den Menschen›, was so viel bedeutet wie: hat man die Faszination einmal erlebt, möchte man sie nie wieder missen.» Hier am nördlichsten Zipfel von Dänemark kommen die meisten Kunden von Kristensen aus China.
Eine dieser Kunden, die Bernsteinexporteurin Peng Yuan, erklärt, die Nachfrage werde von der Authentizität angetrieben: «Wir Chinesen sind von der Qualitätsarbeit der Skandinavier überzeugt. Angesichts des riesigen Bernsteinmarkts und der enormen Anzahl von Menschen werden in China Imitate von Bernstein hergestellt.» Daher hätten die Konsumenten kein gutes Gefühl dabei, direkt auf dem chinesischen Markt einzukaufen.
Preis mit Gold vergleichbar
Für ein Produkt eine derartige Nachfrage in einer der weltgrössten Volkswirtschaften mit über 1,3 Milliarden Konsumenten zu erreichen, ist wahrlich eine beachtliche Leistung. Und selbstverständlich ist es auch ein zuträgliches Geschäft: die ständig wachsende Nachfrage aus China hat den Preis für Bernstein mittlerweile so in die Höhe getrieben, dass dieser mit jenem für Gold vergleichbar ist.
Da überrascht es kaum, dass nicht nur Bernstein-Sammler wie Frants Kristensen diese Möglichkeit beim Schopfe packen. Pia Fons Sorenson, Managing Director von The House of Amber hat 2008 ihr erstes Geschäft in China eröffnet und verfügt mittlerweile über 30 weitere im Land: «Es war eine logische Entscheidung, nach China zu gehen. The House of Amber hat hier immer schon eine Menge Bernstein an chinesische Kunden verkauft, und Bernstein ist einer der buddhistischen Schätze, daher kennen sich eine Menge Menschen in China bereits bestens damit aus.»
Inspiriert von den Wikingern
Dieser Ansatz auf der Basis althergebrachter Traditionen Geschäfte zu machen, ist ein ständiges Thema entlang der alten und neuen Seidenstrasse. Während man die Wikinger allgemein wohl kaum als Volk von Händlern betrachten würde, ist es offensichtlich, dass das heutige Dänemark ein enormes Potential für erfolgreiche Geschäfte für jene bereithält, die sich beim Handel von Bernstein, dem Gold des Nordens, durch ihre Vorfahren inspirieren lassen.
CNN International berichtet jeden Monat aus einem anderen Land entlang der Seidenstrasse. In dem 30-minütigen Format wird die moderne Welt in den historischen Kontext gestellt. Weitere Informationen finden Sie auf der Microsite und unter #CNNSilkRoad. Diese Kolumne lesen Sie in der Schweiz exklusiv auf handelszeitung.ch.