Auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) in Berlin redet in diesem Jahr jeder mit jedem. Damit sind nicht die 240'000 erwarteten Besucher gemeint, sondern die vielen elektronischen Geräte, die sich neuerdings miteinander austauschen. «Einer der Haupttrends ist die Vernetzung der Unterhaltungselektronik», sagt Timm Lutter, beim IT-Branchenverband Bitkom zuständig für diese Technologien.

Immer mehr Geräte wie Fernseher, Kameras oder Hifi-Systeme kommen ab Werk mit einer Anbindung ans Internet. Digitale Dienste wie Musik-Streaming spielen dabei eine wichtige Vorreiterrolle, da ihre Verbreitung dafür sorgt, dass Verbraucher verstärkt zu internetfähigen Geräten greifen.

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Vorerst nur Spielereien bei Haushaltsgeräten

Auch bei klassischen Haushaltsgeräten, die auf der Messe unter dem Funkturm traditionell stark vertreten sind, hält die Vernetzung Einzug. Präsentiert werden Kühlschränke, die ihrem Besitzer per Foto mitteilen, wie gut oder schlecht sie gefüllt sind, oder vernetze Waschmaschinen, die eine Nachricht auf das Handy verschicken, wenn sie fertig sind. Diese Anwendungen seien aus Sicht vieler Nutzer heute aber nicht mehr als Spielereien, sagt Lutter. Neue Technologien benötigten Zeit, um sich zu entwickeln. «Mit einem Handy konnte man anfangs auch nur Telefonieren und jetzt ist es zum universellen Gerät geworden.»

Fahrbarer Tausendsassa statt nur Maschine zum Fahren soll künftig das Auto sein. Daimler -Chef Dieter Zetsche will erläutern, wie er sich die Zukunft des «ultimativen Mobilgeräts» vorstellt. Das vollvernetzte und irgendwann selbstfahrende Fahrzeug soll seinem Nutzer kostbare Zeit schenken - in der er sich dann etwa Mobilgeräten wie Handy oder Tablet widmen kann.

Welche Neuheiten es gibt, können die Besucher ab 2. September auf der Messe im Westen Berlins begutachten, die wieder aus allen Nähten platzt. Das verschachtelte Gelände ist zum neunten Mal in Folge ausgebucht. Erstmals stellen deshalb einige der 1600 vertretenen Firmen ihre Geräte auf einer neuen Fläche ausserhalb des angestammten Areals aus. Insgesamt dürften wieder Waren für mehr als 4,3 Milliarden Euro geordert werden. Das Meiste davon für das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft.

Mehrere Realitäten

Ein weiterer grosser Trend ist die zunehmende Verschmelzung von digitalen Inhalten mit der realen Welt. Nach Jahrzehnten der Forschung und vielen voreilig gefeierten Durchbrüchen sind zwei Technologien mittlerweile marktreif: Virtual und Augmented Reality. Bei letzterer, der «erweiterten Realität», werden auf dem Display bei Sehenswürdigkeiten oder für die Navigation digitale Zusatzinfos über das eigentliche Bild gelegt. Erstmals hörten breite Teile der Bevölkerung von der Technik im Zusammenhang mit dem Handyspiel Pokemon Go.

Bei der Weiterentwicklung Virtual Reality (VR) kommt die Datenwelt direkt auf eine spezielle Brille. Nutzer tauchen sozusagen ab in eine künstlichen Sphäre. Vor allem einfachere Versionen von Google und Samsung, bei denen ein normales Handy als Bildschirm dient, kommen gut an. Jedoch ist die Auswahl an Programmen noch gering. Vorreiter ist, wie häufig bei Computerneuerungen die Spielebranche. Daneben werden neue Fernsehstandards wie HDR die Besucher in die Hallen locken.

(reuters/ccr)