Das Jahr neigt sich seinem Ende entgegen. Und nun, kurz vor Weihnachten, laufen die Schweizer wieder in die Buchläden. Doch welche Lektüre schenken? Sollten Sie an ein Wirtschaftsbuch denken, schielen Sie doch auf den Geschmack ihrer Mitmenschen. Das Ranking der meistverkauften Werke bietet eine gute Orientierungshilfe.

Orell Füssli Thalia hat für handelszeitung.ch die Liste der zehn grössten Verkaufsschlager in diesem Jahr im Bereich Wirtschaftsliteratur zusammengestellt. Das Ranking hat Aussagekraft und trifft den Geschmack der Schweizerinnen und Schweizer ziemlich gut. Denn nach dem Zusammenschluss der beiden grössten Wettbewerber am Markt ist Orell Füssli Thalia hierzulande mit 36 Filialen und einem Umsatz von 230 Millionen Franken inzwischen unangefochten die Nummer eins der Branche.

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Ein Schweizer Autor gleich dreimal in den Top Ten

Die Rangliste der zehn beliebtesten Wirtschaftsbücher vereint die Verkaufszahlen der Buchläden der gesamten Unternehmensgruppe in der Schweiz sowie den Online-Plattformen Thalia.ch, Buch.ch und Books.ch. 

Auffällig ist: Die Schweizer stehen auf helvetische Autoren – und es sind alles Männer, keine einzige Frau ist vertreten. Immerhin fünf der zehn Top-Ten-Autoren kommen aus der Schweiz. Einer von ihnen ist mit seinen Ratgebern sogar gleich dreimal vertreten: Rolf Dobelli. Ungeachtet der Plagiatsvorwürfe gegen den Luzerner hat sich «Die Kunst des klaren Denkens» in diesem Jahr einmal mehr mit am besten verkauft – obwohl die Zusammenstellung der Kolumnen Dobellis bereits 2011 als Buch veröffentlicht wurde.

Zürcher Finanzprofessor gehört zu den Bestsellern

Doch die Schweizer zeigen sich freilich auch offen für Neues. Beeindruckend ist, dass es der Zürcher Finanzprofessor Mark Chesney mit seinem erst im Sommer erschienenen Buch «Vom Grossen Krieg zur permanenten Krise» innert wenigen Monaten in die Bestsellerliste für das ganze Jahr geschafft hat.

Im Buch zieht Chesney Parallelen zwischen heute und der Zeit kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914. «Wir haben eine Weltkrise, die entgegen der Beteuerungen der Politik nicht vorbei ist», sagte der Finanzprofessor im Interview mit handelszeitung.ch im Sommer. Weltweit seien Millionen mehr Menschen arbeitslos als kurz vor der Finanzkrise. «Ein grosser Teil der Bevölkerung leidet unter einem Krieg anderer Art – einem Finanzkrieg.»

Systemkritische Titel haben Saison

Dabei ist Chesneys Buch keineswegs das einzige in den Top Ten, das dem heutigen Wirtschaftssystem kritisch gegenüber tritt. Eines der meistverkauften Bücher im Ranking wirbt ganz offen mit dem reisserischen Titel «Der Crash ist die Lösung». Untertitel: Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie ihr Vermögen retten.

Ausgefeilter kommt da der diesjährige Verkaufsschlager daher. Wenig überraschend ist es «Das Kapital im 21. Jahrhundert» des Popökonomen Thomas Piketty. Vor allem in der ersten Jahreshälfte sorgte der Wirtschaftsprofessor für Schlagzeilen rund um den Globus.

Innert Wochen an die Jahresspitze

Kernthese des Franzosen: Der Kapitalismus bringt automatisch «beliebige und unhaltbare Ungleichheiten» hervor, welche die «leistungsorientierten Werte auf denen unsere demokratischen Gesellschaften basieren, aushöhlen», so Piketty im April im Gespräch mit handelszeitung.ch. Die nun so gut verkaufte deutschsprachige Version gibt es erst seit Ende Oktober – und steht doch auf Platz eins in diesem Jahr.