Der Mann hat Geschichte geschrieben: Am 21. Juli 1969, um 04.15 Uhr mitteleuropäische Zeit, betrat Buzz Aldrin als zweiter Mensch den Mond, knapp zwanzig Minuten nach Neil Armstrong. Heute ist Aldrin 93 Jahre alt, seit Januar zum vierten Mal verheiratet – und gerne erzählt er vom damaligen Abenteuer, oft mit Schalk und Witz. Etwa, wenn er darüber berichtet, wie er mit Selbstauslöser ein Foto von sich schoss und dafür die Kamera zunächst an ein Bein der Mondfähre fixierte: «Das war», so witzelt er, «der teuerste Selfiestick der Welt.»
Für Fans der Raumfahrt
Berühmter als die Kamera wurde allerdings die Uhr, die Buzz Aldrin dabeihatte: An seinem Handgelenk war mit einem Velcro-Band ein Zeitmesser mit schwarzem Zifferblatt und weissen Zeigern befestigt, die Omega Speedmaster. Es war – und diesen Rekord kann definitiv niemand mehr schlagen – die erste Uhr, die auf dem Mond getragen wurde.
Dieser historische Hintergrund macht das Modell zum idealen Geschenk für alle, die erstens Uhren lieben und zweitens Freundinnen und Freunde der Raumfahrt sind. Zumal die Speedmaster auch eine der Uhren ist, welche das Prädikat «Ikone» tatsächlich verdienen. Aktuell wäre zum Beispiel das Modell Omega Speedmaster Moonphase mit mitternachtsblauem Zifferblatt. Besonderes Merkmal ist eine miniaturisierte, naturgetreue Ansicht der Mondoberfläche – sie zeigt auf der Mondscheibe ganz klein den berühmten Fussabdruck des Astronauten.
Die Mondlandung löste eine Euphorie aus, die damals viele Uhren beeinflusste – und auch unserem zweiten Geschenktipp für Raumfahrt-Aficionados ihren Namen gab, der 1969 lancierten Tissot Sideral. Der Name verwies auf Sterne und Weltall, das Design versprach eine neue fröhliche Ära und stand für den damaligen Glauben an den Fortschritt. Mit knalligem Zitronengelb, einem frechen Zifferblatt sowie einem Gehäuse, das aus Glasfasern gefertigt war, brach die Uhr mit den sonst herrschenden ästhetischen Gepflogenheiten, was die Werbung unterstrich:
«Weg von Papas traditionellem Uhrenstil», hiess es in den Anzeigen für die Uhr, die als neue «Avantgarde-Kollektion für den modernen Mann» angepriesen wurde. Tissot hat dieses Jahr eine neue Interpretation des Traditionsbrechers aufgelegt – in Zitronengelb, Blau oder Rot. Die 1970er-Jahre lassen nostalgisch grüssen, auch wenn das gute alte Stück nach einem Bad im Jungbrunnen einige Veränderungen verpasst erhielt – etwa ein modernes Uhrwerk, das Powermatic 80 mit amagnetischer Nivachronspiralfeder und achtzig Stunden Gangautonomie im Gehäuse aus geschmiedetem Carbon.
Für Öko-Bewusste
Bis vor kurzem kannte kaum jemand die Namen der Uhrenmarke ID Genève. Das änderte sich schlagartig, als vor ein paar Wochen bekannt wurde, dass Schauspieler Leonardo DiCaprio als Financier eingestiegen ist – er trägt das Modell ID Genève Circular S. Überzeugt hatte ihn die Öko-Botschaft der Genfer Mikromarke. «Wir wollen die Leadership im Bereich der öko-innovativen Uhren übernehmen», sagt Nicolas Freudiger, Mitgründer der Marke. Und: «Ich möchte, dass Swiss made in zehn Jahren für ökologische Entwicklung steht.»
Seit je hat sich auch die Marke Chopard Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben – man setzt zum Beispiel nur noch Öko-Stahl ein, das ist Stahl mit einem Recyclinganteil von 80 Prozent. Um die Bedeutung dieser Entscheidung für mehr Nachhaltigkeit zu unterstreichen, liess die Genfer Luxusmarke Chopard Anfang Jahr Superprominenz einfliegen: Schauspielerin Julia Roberts sekundierte die Marke bei einer Pressekonferenz an der Uhrenmesse Watches and Wonders – es war ihre erste Reise in die Schweiz. «Für mich ist es ein gutes Gefühl, Uhren zu tragen, von denen ich weiss, dass sie mit dem bewussten Streben nach Nachhaltigkeit hergestellt wurden», sagte Roberts. Chopard-Co-Präsident Karl-Friedrich Scheufele ist übrigens auch Mitgründer der Stiftung Alpine Eagle Foundation, die unter anderem die Wiederansiedlung des Seeadlers in der Genferseeregion unterstützt. Die passende Uhr wäre zum Beispiel das neue Modell Alpine Eagle XL Chrono.
Für Autofreunde
Für Freundinnen und Freunde der Automobilkultur würde sich ein Klassiker aus dem Hause TAG Heuer eignen, die neue TAG Heuer Carrera Chronosprint x Porsche – aus Anlass eines Doppeljubiläums: Zu feiern gibt es dieses Jahr den sechzigsten Geburtstag der Carrera-Uhr und den sechzigsten des Porsche 911, ursprünglich unter dem Namen 901 eingeführt. Fans der Automarke aus Zuffenhausen werden an der Uhr allerlei Hinweise auf das schnelle Auto finden, angefangen beim durch den Glasboden sichtbaren Rotor, der an das berühmte Dreispeichenlenkrad von Porsche erinnert. Oder den rot hervorgehobenen Bereich auf dem Zifferblatt – eine Anspielung auf das Armaturenbrett der Porsche-Modelle aus den 1970er-Jahren. Da wurde der Bereich um fünfzig Kilometer pro Stunde oft hervorgehoben, um die empfohlene Geschwindigkeit in städtischen Gebieten anzuzeigen. Nebenbei: Schauspieler Patrick Dempsey («Grey’s Anatomy»), der privat gerne Autorennen fährt, ist oft mit einer Carrera am Handgelenk zu sehen.
Sir John Young «Jackie» Stewart wiederum, dreifacher Formel-1-Weltmeister, trägt seit über fünfzig Jahren seine Rolex Cosmograph Daytona, eine der gesuchtesten Uhren überhaupt. Benannt ist die Uhr nach der Rennstrecke Daytona Beach in Florida. Schlagzeilen machte 2017 das Modell, das einst von Schauspieler Paul Newman getragen wurde: Es kam für stolze 17,75 Millionen Dollar unter den Hammer. Dieses Jahr überraschte Rolex bei den Neuheiten mit einem Platinmodell, bei dem man das Werk der Uhr durch den Glasboden sieht – bei Rolex eine kleine Sensation. Uhrenkenner und -kennerinnen freuen sich darüber, zumal das Glas den Blick freigibt auf das neue Kaliber der Daytona-Kollektion mit der Nummer 4131, welches die neuesten technischen Errungenschaften der Marke enthält.
Für Abenteurer
Es war genau 11.30 Uhr, als die Bergsteiger Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay am 29. Mai 1953 als erste Menschen den Gipfel des Mount Everests erreichten. Das zeigte ein Blick auf die Armbanduhr, die ihnen Rolex-Gründer Hans Wilsdorf zur Verfügung gestellt hatte. Die Uhr wurde bald darauf als Modell Oyster Perpetual Explorer einem breiteren Publikum vorgestellt und ist bis heute im Rolex-Katalog. Sie ist das Modell, das den Namen Rolex in vielen Bereichen mit der Welt der Erforschung und Entdeckung verbindet. Kennzeichen waren schon damals ein schwarzes Zifferblatt, ein auf der Spitze stehendes Dreieck bei zwölf Uhr sowie die arabischen Ziffern 3, 6 und 9.
Zu den grossen Abenteuern der Menschheit gehört die Frühzeit der Fliegerei – untrennbar verbunden mit der Historie der mechanischen Uhr. Viele Marken haben Uhren für Entdecker und Piloten der ersten Stunde gebaut – Longines zum Beispiel.
So überrascht es nicht, dass der Mann, der am 29. November 1929 eine Ford-Trimotor-Maschine bestieg, um zu einem der abenteuerlichsten Flüge der Geschichte abzuheben, eine Longines-Uhr am Handgelenk trug: Richard Byrd, Pilot der US Navy, wollte der erste Mensch sein, dem es gelingt, den Südpol zu überfliegen. Vom Basislager Little America aus musste er dafür rund 1290 Kilometer weit fliegen, und für die Navigation konnte er sich nur auf einen Sonnenkompass und die Uhr verlassen. Mit Erfolg: Die Longines-Instrumente hätten «einen höchst zufriedenstellenden Dienst geleistet», kabelte er – «in Dankbarkeit» – nach Saint-Imier.
Eine passende Hommage an das Abenteuer ist die in diesem Jahr präsentierte Longines Spirit Flyback, eine Uhr mit Vintage-Charakter, die auch mit inneren Werten glänzt: Angetrieben wird der Zeitmesser von einem neuen Kaliber, das exklusiv von Longines verwendet wird und dank einer Siliziumspiralfeder unempfindlich gegenüber Magnetfeldern ist. Wer sich für Expeditionen und Abenteuer interessiert, dürfte begeistert sein.
Für Sportsfreunde
Wer Sport sagt in der Uhrenwelt, meint meistens Taucheruhren. Sie sind robust, hart im Nehmen, werden gerne zu Tauchgängen mitgenommen – oft als zusätzliche Sicherheit neben einem Tauchcomputer – und passen auch sonst zu einem sportlichen Lebensstil. Das gilt erst recht für die hier präsentierte Uhr, einen kantiger Charakterkerl, der Robustheit ausstrahlt – und das seit 1970. Damals präsentierte Omega das Modell Seamaster 600M, genannt Omega Ploprof. Der Spitzname steht für Plongeur Professionnel – denn für Profitauchende wurde die Uhr gebaut. Getragen hat sie unter anderem der berühmte Meeresforscher und Unterwasserfilmer Jacques-Yves Cousteau. Und das amerikanische Tauchversuchscenter Ocean Systems Inc. in Tarrytown, New York, das die Uhr auf Herz und Nieren testete, war voll des Lobes: «Wasserdichter als ein U-Boot», hiess der Befund. Heute kann man mit der aktuellen Ploprof bis 1200 Meter tief tauchen – das übersteht sie schadlos.
Extrem – wenn auch auf eine ganz andere Art – waren stets auch die Uhren von Richard Mille, «Motoren fürs Handgelenk» nennt er sie. Dazu passt sein Engagement im Rennsport – «die Mechanik meiner Uhren orientiert sich am technisch Machbaren, am Besten, was die automobile Formel 1 oder die Luft- und Raumfahrt zu bieten hat», pflegt er zu sagen. Da wundert es nicht, dass er gerne exotische Hightech-Materialen verwendet und dass seine Uhren auch technisch an die Architektur von Rennboliden erinnern. Das kommt generell in der Sportwelt gut an, erst kürzlich gab die Marke bekannt, dass der Argentinier Fernando Belasteguín in die Familie der Richard-Mille-Botschafter aufgenommen wurde.
Belasteguín ist Ranglistenspieler Nummer eins der heute angesagten, sehr hippen tennisartigen Sportart Padel. Schon viel länger dabei, man weiss es, ist Tennisass Rafael Nadal, der erstens seine Richard Mille auch mal beim Spielen trägt und zweitens einer Uhr seinen Namen gab: RM 35-03 Automatique Rafael Nadal.
Für Fans der Populärkultur
1928 hatte Mickey Mouse seinen ersten Auftritt – fünf Jahre später prangte er auch auf dem Zifferblatt einer Uhr. Die US-Marke Ingersoll-Waterbury hatte damit einen Riesenerfolg – allein das Warenhaus Macy’s verkaufte am ersten Verkaufstag 11’000 Stück. Gérald Genta – Designer von Ikonen wie die Royal Oak von Audemars Piguet oder wie die Nautilus von Patek Philippe – brachte 1984 die berühmte Maus in die Haute Horlogerie, und zwar auf die Uhren seiner eigenen Marke Gérald Genta. Diese schlummerte lange still und leise vor sich hin, bis sie der aktuelle Besitzer, der LVMH-Luxuskonzern, wieder zum Leben erweckte. Auf der Uhr – mit vollem Namen Gérald Genta Arena Bi-Retrograde Mickey Mouse Playing Football – spielt, wie der Name verrät, die Comicfigur Fussball auf dem Zifferblatt, der Motor darunter steht für Mechanik der Spitzenklasse. Zeit und Datum werden mit retrograden Zeigern angezeigt, sie beginnen also jeweils links unten ihren Weg und springen am Ende nach sechzig Minuten (obere Skala) oder Ende Monat blitzschnell an den Start zurück – ein optischer Leckerbissen.
Den bietet auf eine diskrete Art auch die Hölsteiner Marke Oris an – sehr subtil und witzig: Beim Modell Oris Propilot x Kermit Edition gab die «Muppet Show»-Figur Kermit gab zwar dem Zifferblatt die grüne Farbe, der freundliche Frosch taucht selber aber nur selten auf – und dann auch nur ganz klein. Er schaut, immer am Ersten eines Monats, aus dem Datumsfenster der Uhr mit dem Oris-Kaliber 400. «Kermit Day», nennt Co-CEO Rolf Studer den Tag – er soll die Leute zum Lächeln bringen.
Jemanden zum Lächeln bringen – das schafft auch ein gutes Geschenk. So jedenfalls notierte es der US-Psychologie und Beziehungsexperte Gary Chapman: Geschenke könnten einen starken positiven Einfluss auf Beziehungen haben, sofern sie sorgfältig ausgewählt seien. «Das richtige Geschenk zur richtigen Zeit», schrieb er, «kann Wunder wirken.»
Dieser Artikel ist im «Millionär», dem Magazin der «Handelszeitung», erschienen (Dezember 2023).