Der Schweizer Vermögensverwalter GAM Holding verliert überraschend seinen langjährigen Chef. David Solo tritt auf den 8. September zurück, wie GAM am Dienstag mitteilte. Eine neue Aufgabe habe er noch nicht. Sein Nachfolger wird Alexander Friedman, der bis im Juni Anlage-Chef der Grossbank UBS war. Der Amerikaner soll bei GAM das Wachstum ankurbeln. «Wir werden uns fortan darauf konzentrieren, die Marktdurchdringung und die Profilierung unserer Kompetenzen zu verstärken, um eine Grösse zu erreichen, die dem Potenzial unserer Gruppe angemessen ist», erklärte Verwaltungsratspräsident Johannes de Gier.
GAM, die 120 Milliarden Franken verwaltet, erreichte letztmals 2010 die mittelfristig angepeilte Neugeld-Wachstumsrate von mindestens fünf Prozent. Solo, der 2004 zur Gesellschaft stiess, führte GAM aber in einer schwierigen Zeit. Das frühere Hauptgeschäft - Dach-Hedgefonds für vermögende Privatkunden - geriet nach dem Madoff-Skandal ins Stocken, obwohl GAM selbst keine Verluste erlitt. Zudem zogen Kunden der früheren GAM-Besitzer UBS und Julius Bär seit 2007 insgesamt 40 Milliarden Franken aus GAM-Fonds ab. Auch der Siegeszug von Index-Fonds (ETF) machte GAM zu schaffen. Solo reagierte, indem er neue Fondsmanager anstellte, die Angebotspalette verbreiterte und einen Fondsvertrieb aufbaute. Die Massnahmen trugen Früchte. «Licht am Ende des Tunnels», überschrieb ZKB-Analyst Michael Kunz seinen Kommentar zum Halbjahresabschluss 2014.
Solos Ausscheiden kommt überraschend
Umso überraschender kommt nun Solos Ausscheiden. An der Börse sackte die GAM-Aktie 3,1 Prozent ab. Der Chefwechsel erzeuge Unsicherheit bezüglich des zukünftigen Kurses des Asset Managers, so Kunz. Zudem stelle sich die Frage, ob nicht interne Divergenzen hinter dem Rücktritt stehen. Insider widersprechen dem. Solo habe den für ihn interessanten Umbau abgeschlossen. Zudem habe er viele der Aufgaben, die mit dem Funktion als Chef einer börsengelisteten Unternehmens einhergehen, ungern gemacht. Ein Analyst kritisierte etwa, dass sich Solo zu wenig um die Investoren gekümmert habe.
Friedman soll nun die Vermarktung und den Vertrieb vorantreiben. UBS hatte er verlassen, ohne einen klaren Grund zu nennen. Ein Angebot von GAM hatte er damals jedenfalls nicht in der Tasche. Der Verwaltungsrat habe erst nach seinem Abgang bei der UBS die Verhandlungen mit ihm aufgenommen, erklärte eine GAM-Sprecherin.
(reuters/ccr)