Und wieder regnet es nicht in Kalifornien. Allison Mortimer spielt mit ihrem Golden Retriever am Strand von San Francisco. Die Sonne geniessen - für sie ist das eine zwiespältige Sache. «Seit Anfang Januar ist der Regen praktisch ausgeblieben, und das sind normalerweise unsere feuchten Monate für das ganze Jahr», klagt die Wahl-Kaliforniern. «Wir müssen uns etwas einfallen lassen, die Lage ist wirklich ernst».
Kürzer duschen, nicht mehr den Wasserhahn laufen lassen, die Blumenbeete weniger giessen - diese freiwilligen Sparmassnahmen setzt die Ernährungsberaterin bereits um. Mortimer und ihre knapp 40 Millionen Mitbürger in dem US-Westküstenstaat müssen im vierten Jahr einer anhaltenden Dürre mit drastischen Einsparungen rechnen. Forscher machen den Klimawandel mitverantwortlich für die extreme Trockenheit.
Verbrauch drastisch senken
Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown machte vorige Woche Wassersparen zur Pflicht, ein historischer Schritt in dem Goldenen Staat. Konkrete Vorschriften, wie der Konsum zu drosseln ist, werden vom Wasserausschuss im Mai erwartet. Doch diese Woche erging an die Kommunen schon ein Warnruf: Einige Städte und Gemeinden werden ihren Verbrauch bis zu 35 Prozent runterschrauben müssen, gab der Ausschuss bekannt.
Dazu zählt der Nobelort Beverly Hills, bisher ein Wasserfresser mit riesigen Gärten und Grünanlagen, die alle bewässert werden. Andere Bezirke, die bereits sparsamer mit ihren Wasserreserven umgehen, sollen mit 10 bis 20 Prozent Einsparungen davonkommen.
«Grün ist hässlich»
Mit dem Hässlichster-Garten-Wettbewerb hat sich die Umweltbehörde in San Francisco eine schlagzeilenträchtige Kampagne ausgedacht. Hausbesitzer sollen Fotos von ihrem grünen Rasen und bunten Blumenbeeten einsenden. Der Ugliest-Yard-Gewinner wird mit einem neu gestalteten Garten mit trockenresistenten Pflanzen belohnt.
«Die Leute müssen verstehen, dass grün hässlich ist, denn es verbraucht zu viel Wasser», sagt Peter Brastow, städtischer Koordinator für Artenvielfalt. Die Stadt stellt auch eine neue Webseite für heimische Pflanzen vor, die kaum bewässert werden müssen. «Die Gartenbewässerung macht mindestens die Hälfte des Wasserkonsums jedes einzelnen Haushalts aus», erklärt Brastow. «Wir sind auf einem sehr gefährlichen Weg», warnt er. Die Lage sei «extrem ernst», falls in ein oder zwei Jahren die Wasservorräte endeten.
Trockenheitsrekord seit 1950
Die Spuren der anhaltenden Dürre sind überall sichtbar. Der Rasen auf dem Rathausplatz in San Francisco ist braun. Im Central Valley liegen viele Felder brach. Dort produziert Kalifornien fast die Hälfte von Obst, Gemüse und Nüssen in den USA. Die um diese Jahreszeit gewöhnlich tief verschneiten Sierra-Nevada-Berge sind ohne Schnee. Seit Beginn der Schnee-Messungen in den 1950er Jahren bedeutet dieser Winter einen Trockenheitsrekord. Fast alle Ski-Resorts im Wintersportgebiet um den Lake Tahoe mussten vorzeitig dicht machen.
Es steht aber mehr als nur entgangener Winterspass auf dem Spiel. Eine langsam abtauende Schneedecke bringt nach der Schmelze gewöhnlich das nötige Wasser für den Sommer. Gouverneur Brown hatte bereits Anfang 2014 einen Dürre-Notstand ausgerufen. Damals forderte er Bürger und Kommunen zu freiwilligen Sparmassnahmen auf.
Enttäuschende Statistik
Doch die vom Staat erhoffte 20-prozentige Drosselung des Wasserkonsums blieb aus. In dieser Woche legte der Wasserausschuss eine enttäuschende Statistik vor: Im Februar etwa lag der Verbrauch nur knapp drei Prozent unter dem des Bezugsjahres 2013. Dies seien ernüchternde und entmutigende Zahlen, klagte die Vorsitzende Felicia Marcus.
Doch bald wird es mit der Einführung der Pflichtsparmassnahmen ernst. Die Wasserbehörden in den verschiedenen Bezirken Kaliforniens müssen sicher stellen, dass ihre Kunden tatsächlich auf das immer knapper werdende Nass verzichten. Sonst drohen den Wasserverteilern Strafgelder in Höhe von bis zu 10'000 Dollar am Tag. «Ein sanfter Anstoss reicht nicht mehr», sagt Max Gomberg, Wissenschaftler beim Wasserausschuss. «Wir nehmen die Vollstreckung sehr ernst».
(sda/se/gku)