In den sozialen Medien ist Trevor Noah ein Schwergewicht. 1,1 Millionen Tiktok-Follower und 8,4 Millionen Instagram-Fans gehen auf sein Konto. Aber das hilft dem südafrikanischen Comedian jetzt überhaupt nichts, wie im neuen Schweiz Tourismus Spot mit Roger Federer zu sehen ist:
Noah sitzt ohne Billett im falschen Schweizer Bahnwagen und muss erfahren: Die Zugbegleiterin fährt nicht ab auf seine Social-Media-Fama. Die resolute Schweizerin will ein gültiges Billett sehen. Nicht nur von Noah. Sondern auch von seinem Bahn-Copain: Roger Federer.
Der schweizerisch-südafrikanische Ex-Tennismaestro und der südafrikanisch-schweizerische Comedian auf schrecklich-schöner Zugreise: Das ist die Affiche des neuen Youtube-Werbefilms von Schweiz Tourismus. Nach «No Drama» (2021, mit Robert De Niro, 53 Millionen Views) und «No one upstages the Grand Tour of Switzerland» (2022, mit Anne Hathaway, 103 Millionen Views) läuft nun der dritte Werbefilm mit Federer und einer weltberühmten Person an seiner Seite.
Anders als bei den ersten beiden Clips ist Federers Sidekick diesmal keine Überraschung. Schon im Januar 2023 wurde publik, dass am Hauptbahnhof Zürich Dreharbeiten mit Noah und Federer laufen.
Roger Federer soll mehr als Klicks und Views einfahren
Die ersten beiden Youtube-Clips waren zwar gewaltige Klickgranaten, doch es war schwierig, die vielen Views in eine messbare Dimension zu bringen. Sprich: Lösten die Millionen an Zuschauerzahlen auch tatsächlich Reisen in die Schweiz aus?
Nach dem View-Impact der ersten beiden Spots setzt Schweiz Tourismus nun stärker auf zählbare Ergebnisse: «Die ersten beiden Clips zielten mehr aufs Image der Schweiz ab, aber dieses Mal gehen wir zusätzlich einen Schritt weiter. Der Erfolg sollte sich auch in Verkäufen der Swiss Travel Passes zeigen», sagt Schweiz-Tourismus-Sprecher Markus Berger. Der Swiss Travel Pass ist ein Mini-Generalabonnement, das nur ausländischen Gästen offensteht und wahlweise für 3, 4, 6, 8 oder 15 Tage gelöst werden kann.
Die Erwartungen bei Schweiz Tourismus: «2019 lag der Bruttoumsatz für die Swiss Travel Passes plus international gebuchten Einzeltickets bei gut 140 Millionen Franken; für 2023 gehen wir, inklusive Effekt durch diese Kampagne, von einem Plus von über 30 Prozent aus.» Und der neue Film mit Roger Federer soll deutlich zu diesem Umsatzplus beitragen.
Der Youtube-Clip ist für ausländische Märkte gedacht
Federers dritter Youtube-Auftritt für Schweiz Tourismus zielt auf ausländische Quellmärkte. Zu den Ländern mit erster Priorität, heisst es bei Schweiz Tourismus, zählten Deutschland, Grossbritannien, USA, Indien, Korea, China, Südostasien und punktuell auch Südafrika.
Was auch mit Federers Sidekick Trevor Noah zu tun hat, sagt Livio Dainese, Co-CEO der Werbeagentur Wirz, die auch für den dritten Youtube-Spot von Schweiz Tourismus aus der Roger-Federer-Reihe verantwortlich zeichnet: «Roger Federer und Trevor Noah haben mehr gemeinsam, als man vielleicht denkt. Beide haben Wurzeln in Südafrika und in der Schweiz. Trevors Vater lebt hier. Dazu verbindet sie eine Freundschaft, die so einen Buddy-Trip erst glaubhaft macht.»
Zieht der Tennisrentner noch?
Anders als bei den ersten beiden Clips ist Roger Federer nicht mehr aktiver Tennisstar, sondern führt ein Leben abseits der Tenniscourts und kommt so nicht mehr zu regelmässigen TV-Auftritten in kurzen Hosen. Zieht der Tennisrentner noch? Dainese ist überzeugt davon: «Roger Federers Ruf in der Welt ist riesig. Seine Figur ist grösser als Tennis. Und vielleicht überflügelt der Geschäftsmann Federer bald den Tennisspieler Roger.»
Zum Tennispensionär und heutigen Business-Man Federer passe der Comedian Noah gut, sagt Dainese: «Aus taktischer Sicht erschliesst uns Noah mit seiner Social-Media-Reichweite ein grosses, jüngeres Publikum.»
«Der Appetit kommt beim Essen»
Im Vergleich zu den ersten beiden Clips ist der aktuelle Federer-Youtube-Film sehr viel länger ausgefallen. Dauerte die Episode mit Roberto De Niro noch 1 Minute und 30 Sekunden, waren es im Beitrag mit Anne Hathaway schon 2 Minuten und 10 Sekunden.
Das neueste Œuvre läuft 3 Minuten und 40 Sekunden. Wie es dazu kam, erklärt Schweiz-Tourismus-Sprecher Berger so: «Der Appetit kommt nun mal beim Essen. Die Opulenz rührt auch daher, dass wir dieses Mal keinen Hollywoodstar vor, sondern hinter der Kamera haben.» Dies in Person von Starregisseur Tom Hooper, der für seinen Film «The King’s Speech» 2011 einen Oscar gewann.
Hooper arbeitet in der Regel in Spielfilmlänge. Da kürze man nicht so schnell auf Minilänge hinunter, sagt Berger: «Eine erste Fassung lag bei 8 Minuten, das wurde dann noch deutlich kürzer geschnitten.»
Geht die Federer-Reihe auf Youtube weiter?
Kann das Format mit der Formel «Roger Federer ist stolz auf sein Land und zeigt es einem prominenten Freund» weitergezogen werden? Oder würde es bei einem vierten und fünften Mal bereits etwas ausgeleiert wirken? «Aufregung und Überraschungseffekte nützen sich eventuell ab, auf der anderen Seite aber reichen die kreativen Ideen noch sehr weit», sagt Berger.
«Roger Federer hat einen unbefristeten Vertrag mit Schweiz Tourismus – im Sinne einer weiteren Evolution dieser Serie sind wir aktuell völlig ergebnisoffen.»