Der Walliser Staatsrat Oskar Freysinger möchte die SVP im Bundesrat vertreten. Zu seiner direkten Art passt, dass er sich bereits zwei Tage nach dem Erfolg seiner Partei bei den eidgenössischen Wahlen selbst als Kandidat ins Spiel gebracht hat. Doch der erfahrene Politiker polarisiert.
Dank seiner Laufbahn und seinen Sprachkompetenzen - er spricht fliessend Französisch und Deutsch - habe er ein «interessantes Profil», sagte der 55-Jährige der Presse. Seine Chancen lägen «zwischen 0 und 100». Es gehe darum, «der richtige Kandidat im richtigen Moment zu sein».
Gutes Timing und Durchhaltewillen
Gutes Timing und Durchhaltewillen bewies der Walliser, als er 1999 die erste SVP-Sektion in seinem Kanton gründete - ein Unterfangen, das damals als aussichtslos galt. Begonnen hatte der Sohn eines Österreichers und einer Oberwalliserin seine politische Karriere zwei Jahre zuvor mit einem Mandat im Gemeinderat von Savièse in den Reihen der CVP.
2001 wurde Freysinger bereits für die SVP in den Grossen Rat und 2003 in den Nationalrat gewählt. Sein persönlicher Aufstieg kam auch der SVP zugute, die im Wallis zur zweitwichtigsten Partei hinter der CVP avancierte.
Viele Vorstösse
Im Nationalrat zählte der Walliser zu den Parlamentariern, die am meisten Vorstösse einreichten. Dabei glänzte er in der grossen Kammer vermehrt mit Abwesenheit, nachdem er 2013 in den Walliser Staatsrat gewählt worden war. Diese Doppelbelastung war denn auch der Grund, weshalb er bei den Wahlen 2015 nicht mehr antrat.
Auf nationaler Bühne kämpfte der dreifache Vater an vorderster Front für die Masseneinwanderungs- und die Pädophileninitiative sowie gegen die «Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule». Das gleichnamige Volksbegehren wurde von den Initianten allerdings zurückgezogen, als Basel-Stadt die so genannte «Sexbox» mit Sexualorganen aus Plüsch aus dem Verkehr zog.
Auch mit der eigenen Partei ging Freysinger schon mal hart ins Gericht, etwa als diese in einem Gegenprojekt zum Lehrplan 21 mehr Mundart, weniger Fremdsprachen und eine Rückkehr zur «Schnürlischrift» propagierte. Dies gehe an der Realität vorbei, urteilte der ehemalige Gymnasiallehrer.
Erfolg bei deutschen Rechtspopulisten
Freysinger machte zudem als Islamkritiker von sich reden. So setzte er sich sowohl für das Minarettverbot als auch für ein Verschleierungsverbot ein. Für Aufsehen sorgten seine Auftritte in einer Talkshow des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira oder seine Reden vor den rechtspopulistischen Parteien «Die Freiheit» 2011 in Berlin oder jüngst bei der AfD (Alternative für Deutschland) in Essen.
Sendungsbewusst ist der Walliser auch in den neuen Medien. So unterhält er zwei Blogs und ein Konto beim Kurznachrichtendienst Twitter - alles konsequent zweisprachig. Dass er auch einstecken kann, bewies Freysinger, als er 2011 in Genf eine Torte ins Gesicht geworfen bekam. Die Freiheit, eine Torte zu werfen, gehöre zur Demokratie, befand der Politiker.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten konzilianter
Im Staatsrat zeigte sich Freysinger nach anfänglichen Schwierigkeiten konzilianter. Sollte er in den Bundesrat gewählt werden, wolle er auch da auf Kollegialität und Zusammenarbeit setzen.
Freysinger positioniert sich laut eigenen Angaben in der Mitte seiner Partei. Bei den aktuellen Themen sieht er insbesondere Verhandlungsspielraum bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative, ohne bis zur Kündigung der bilateralen Verträge zu gehen.
(sda/ccr)
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