Er ist einer der wichtigsten Schweizer im Silicon Valley: Als Chef des Nachrichtendienstes Facebook Messenger hat David Marcus Verantwortung für nicht weniger als 1,3 Milliarden Kunden. Oder hatte. Denn nun hat der Genfer eine neue Funktion übernommen: Als «Vice President Blockchain», so sein neuer Titel, baut er seit dem Frühsommer bei Facebook eine Abteilung auf, die sich mit der Kryptotechnologie befasst. «Es ist zu früh, um schon im Detail darüber zu sprechen», sagt Marcus. «Aber ich bin glücklich, wieder etwas von null aufbauen zu können, weil ich das sehr vermisst habe.»

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Zu vermuten ist, dass der 45-Jährige für Facebook ein eigenes Zahlungssystem aufbauen soll. Es wäre für ihn nicht das erste Mal: 2008 gründete er Zong, einen Bezahldienst für Online-Games. 2011 verkaufte er die Firma für 240 Millionen an PayPal, die zu diesem Zeitpunkt der Auktionsplattform eBay gehörte. Ein Jahr später wurde er CEO von PayPal mit damals 15 000 Mitarbeitern und 230 Millionen Benutzern.

David Marcus

Dass er einst an einer Schlüsselstelle im Silicon Valley sitzen würde, konnte sich David Marcus wohl nicht vorstellen, als er 2008 von Genf nach Kalifornien zog, um den Bezahldienst Zong aufzuziehen. In der Schweiz hatte er schon zwei Start-ups lanciert. Nach drei Jahren verkaufte er Zong für eine Viertelmilliarde Dollar an PayPal und machte so beträchtlich Kasse. Marcus wurde Chef von PayPal, bevor ihn Mark Zuckerberg 2014 anrief: «Komm, lass uns essen gehen, ich muss mit dir etwas besprechen.» Seither war er verantwortlich für den Nachrichtendienst Messenger. «Wenn man für mehr als eine Milliarde Benutzer arbeitet, ist das die grösste intrinsische Motivation, die man sich vorstellen kann», sagt er. «In Europa wird das häufig falsch verstanden, aber hier wollen die Leute wirklich die Welt verändern.»

David Marcus
Quelle: Brian Ach / Getty Images

Facebook organsiert seine Führung neu

Für die Entwicklung des Bezahldienstes soll Facebook mit dem Start-up Stellar zusammenarbeiten. Dazu passt auch, dass Marcus aus dem Board von Coinbase zurückgetreten ist, einem Start-up in San Francisco, das eine Handelsplattform für Kryptowährungen betreibt. «Die Entscheidung wurde getroffen, um den Anschein eines Interessenskonflikts zu vermeiden», heisst es dort. Dem Board war der Schweizer erst letzten Dezember beigetreten.

Der neue Aufgabenbereich von David Marcus fällt mit einer kompletten Reorganisation der obersten Führungsebene bei Facebook zusammen, die Gründer und CEO Mark Zuckerberg nach dem Datenskandal um Cambridge Analytica angestossen hat. So rapportiert Marcus auch nicht mehr an Javier Olivan, VP of Growth, sondern neu an Technologiechef Mike Schroepfer.

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