Im zarten Alter von zwölf Jahren flehte Bruce McLaren seinen Vater an einen heruntergekommenen 1929er Austin Ulster zum Rennwagen umbauen zu dürfen. Wie jeder besonnene Erziehungsberechtigte wiegelte der Tankstellenbetreiber aus Auckland zunächst ab, wurde nach einem Jahr mürbe und führte seinen Sohn schliesslich doch in die Kunst des Auto-Tunings ein. Zwischen 1950 und 1952 verbrachte der junge Bruce McLaren jede freie Minute in der väterlichen Garage, sodass er 1953 beim «Muriwai Beach Hill Climb» erstmals an den Start gehen konnte – zu diesem Zeitpunkt war er gerade mal 15.

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Ein Ausnahmetalent

Nach weiteren fünf Jahren Rennerfolg auf heimischem Boden wurde das Ausnahmetalent vom neuseeländischen Rennsportverband in das «Driver to Europe»-Programm aufgenommen, was es McLaren erstmals ermöglichte sich mit internationalen Profis zu messen. Unter den Fittichen von Rennsportlegende Jack Brabham avancierte McLaren zu einer ernstzunehmenden Größe im Fahrerlager und heimste beim US Grand Prix 1959 seinen ersten Sieg ein. Mit diesem Triumph stellte er einen Rekord als jüngster Formel-1-Sieger aller Zeiten auf, der erst 2003 von Fernando Alonso eingestellt werden sollte.    

Nach mehreren Jahren im Rennzirkus beschloss McLaren die Seiten zu wechseln und gründete 1963 seinen gleichnamigen Rennstall. Mit einem fünfköpfigen Team entwickelte der Bleifuß sein erstes Rennwagenmodell M1A, das entweder von einem 4,5-Liter Oldsmobile V8-Motor oder einem Achtzylinder von Ford angetrieben wurde. Der Wagen wurde insgesamt 24 mal verkauft und schuf die Grundlage für McLarens Rückkehr in die Formel 1 1965. Nach enttäuschenden Resultaten mit dem Nachfolgemodell M2B wurde McLaren auf den ultraleichten Werkstoff Mallite, eine Mischung aus Balsaholz und Duralumin, aufmerksam und läutete damit eine neue Ära im Rennwagenbau ein.

Für die Strasse

Der Siegeszug des Allround-Rennsportlers schien nicht aufzuhalten, bis er 1970 bei einem Testlauf des M8D im englischen Goodwood tödlich verunglückte. Entschlossen den Visionen McLarens weiterhin Gestalt zu geben, fuhr das Rennteam mit den Entwicklungsarbeiten fort. Es gewann in dieser Saison neun von zehn Rennen – ironischerweise mit dem gleichen Modell, was ihren Freund und Chef das Leben gekostet hatte.           

Ausgerichtet auf Rennsport übersah McLaren lange das finanzielle Potenzial hinter strassenzugelassenen Sportwagen. Noch zu Beginn des Jahrtausends waren lediglich zwei McLaren Modelle für den Strassengebrauch verfügbar. Zum einen das legendäre 1-Millionen-Dollar-Auto McLaren F1 und der überaus seltene M6GT, der 1968 von Bruce McLaren höchstpersönlich als Dualfahrzeug für Piste und Strasse konzipiert wurde. Sein zukunftsweisendes Design schlägt sich bis heute in der DNA der beiden aktuellen Modellreihen C12 und P1 nieder und lässt Bruce McLarens geistiges Vermächtnis fortleben.

Der Artikel ist zuerst in unserer Schwester-Publikation «World's Luxury Guide» erschienen.