Schwarz-Weiss ist weit mehr als ein Spiel mit Farbe und Kontrast. Es verbirgt sich dahinter ein Kosmos an Motiven und kulturellen Traditionen. Mit ihrer Verwendung lässt sich der Anspruch des Absoluten ebenso ausdrücken wie Abgrenzung und Protest. Schwarz und Weiss sind geprägt von Gegensätzen. Im kulturellen und gesellschaftlichen Kontext stehen sie für Licht und Dunkelheit, Anfang und Ende, Gut und Böse, Leben und Tod.

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Schwarz ist die Farbe des Nichts, des Ursprungs und des Endes. Im europäischen Kulturkreis wird sie oft mit Nacht, Unglück, Tod und Trauer in Zusammenhang gebracht. Während Schwarz alles Licht absorbiert, ist Weiss die Farbe des Lichts und die Summe aller Farben. Als Symbol für Vergeistigung und Vollkommenheit, Ideal und Utopie wird sie häufig dem Bereich des Göttlichen zugeordnet. Gleichzeitig ist Weiss auch die Farbe der Kälte und Distanz, der Leere und des Geisterhaften.

In der Kunst gilt das berühmt-berüchtigte «Schwarze Quadrat auf weissem Grund» (1915) als grundlegendes Werk der Moderne. Kasimir Malewitsch malte es im Alleingang und unabhängig von europäischen Entwicklungen. Der russische Suprematist, der «eine neue Wirklichkeit der Farbe» forderte, trieb die Askese schliesslich mit seinem 1917 entstandenen Bild «Weisses Rechteck auf weissem Grund» auf die Spitze. Seiner Zeit weit voraus, machte er als erster Künstler Ernst mit einer absoluten Malerei, die frei von gegenständlichen Bezügen und Rückerinnerungen ist.

Nicht nur die Kunst, sondern auch Architektur und Design werden oft in Verbindung mit Schwarz-Weiss gebracht, obwohl die chromatischen Farben genauso Bestandteil des Moderne-Konzepts sind. Vielleicht hängt dies damit zusammen, dass Schwarz und Weiss für Werte wie Konzeptionalität, Abstraktion, Sachlichkeit und Würde stehen und dies in der Wahrnehmung der Moderne entsprechend tradiert wird. Idee, Anwendung und Wirkung der beiden Farben finden sich in der Architektur in etlichen innovativen Beispielen von weissen und schwarzen Bauten. 1923 entstand das «Haus am Horn», das exemplarisch für die Weimarer Bauhaus-Architektur ist und nach einem Entwurf von Georg Muches als Musterhaus in Schwarz und Weiss realisiert wurde.

Protagonisten der Avantgarde wie Johannes Itten, Le Corbusier oder Theo van Doesburg propagierten Weiss als Farbe der Askese und Vollendung. Fast klösterlich mutet in seiner Reinheit der White Cube von Albert Campo Baezas Haus Guerrero in Vejer, Cádiz (2005), an. Für das weisse Ideal in der zeitgenössischen Architektur der Moderne steht «Dupli: Casa» (2005–2008) von Jürgen Mayer H., das nicht nur durch seine verdrehte Geometrie besticht, sondern auch durch den klaren Schwarz-Weiss-Kontrast der räumlichen Komposition. Auf der schwarzen Seite steht hingegen Ludwig Mies van der Rohes und Philip Johnsons Seagram Building in New York von 1954–58.

Ähnliches gilt für das Design ab den 1920er-Jahren bis zur Gegenwart, wie zahlreiche einflussreiche Beispiele von Marcel Breuer, Charles und Ray Eames, Trix und Robert Haussmann oder Isamu Noguchi bis hin zu Konstantin Grcic, Nicolas Le Moigne oder Mario Botta deutlich machen. Tische, Stühle, Lampen, Objekte wie Vasen und Geschirr, Haushaltsgegenstände, Unterhaltungselektronik in schnörkellosem Schwarz und/oder Weiss verkörpern Seriosität und Strenge.

Die Radikalität, Eleganz und Ausdruckskraft des Schwarz-Weiss-Kontrasts kommen auch in den Bereichen Mode und Schmuck besonders gut zur Geltung. Etwa in den Entwürfen von Akris, Cristóbal Balenciaga, André Courrèges, Jasper Morrison oder Yohji Yamamoto, die mit Farbe und Kontrast spielen und den Kosmos an Motiven und Traditionen neu interpretieren.

In der kürzlich eröffneten Ausstellung «Schwarz Weiss – Design der Gegensätze» beleuchtet das Museum für Gestaltung Zürich die Idee, Anwendung und Wirkung dieser beiden Farben in Architektur, Design und Mode. Parallel da-zu zeigt die Plakatsammlung des Museums für Gestaltung Zürich in den Schaufenstern der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Zürich bis zum 4. März 2012 die Ausstellung «Schwarz und Weiss» mit Plakatklassikern und zeitgenössischen Plakaten.

 

Museum für Gestaltung Zürich: «Schwarz Weiss – Design der Gegensätze», bis 4. März 2012, www.museum-gestaltung.ch