Bierproduzenten fürchten sich vor einer drohenden Glasknappheit. So hat etwa die deutsche Brauerei Veltins vorgesorgt. Das sauerländische Unternehmen hat aufs Mal 50 Millionen Glasflaschen gekauft – das reicht für ein ganzes Jahr, wie ein Sprecher «The Journal» sagte. 

Als Grund für das Bunkern führte das Unternehmen aus, dass die Preise um bis zu 90 Prozent gestiegen seien. Normalerweise kauft Veltins das ganze Jahr hindurch immer wieder Flaschen.

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Das Problem ist auch bei Schweizer Brauereien bekannt, wie verschiedene Medien bereits im Frühling berichteten. «Man lebt einfach mit der latenten Angst, dass irgendwann die Lieferung ausbleibt», sagte Aurèle Meyer, Geschäftsführer der Brauerei Locher in Appenzell, im Mai gegenüber SRF News. Um das Worst-Case-Szenario zu verhindern, habe er bereits damals zusätzliche Glasvorräte angelegt – auf dem Parkplatz vor der Brauerei.

Gegenüber dem «Blick» sagte Christoph Lienert, Vize-Direktor des Schweizer Brauerei-Verbandes: «Schon seit längerer Zeit stellen wir eine angespannte Beschaffungslage fest.»

Schweizer Grossbrauer konnten die knappe Versorgungslage von Glasflaschen bisher mit langfristigen Lieferverträgen abfedern. Das bestätigt etwa Heineken Schweiz. «Das ist Stand heute, natürlich beobachten wir die Lage sehr genau», teilt ein Sprecher mit.

Volkswagen hortet Windschutzscheiben

Gegen die drohende Glasknappheit wappnen sich auch andere Unternehmen: So bunkert der Wolfsburger Autobauer Volkswagen Fenster und Windschutzscheiben, wie das «Wall Street Journal» berichtet. Dazu sucht VW, der laut Bloomberg Intelligence Tesla als weltgrössten Elektrofahrzeug-Hersteller ablösen wird, auch nach neuen Lieferanten ausserhalb von Europa.

Die steigenden Energiekosten werden als Auslöser für den Glasmangel ins Feld geführt. Um Glas herzustellen, werden Sand, Soda und Kalkstein geschmolzen und grosse Mengen an Erdgas benötigt. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind die Energiepreise sprunghaft angestiegen. Darum wird befürchtet, dass der Mangel an Glas die Lieferketten in Europa in eine erneute Krise stürzt.

Bereits seit der Pandemie hat die Autobranche mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen. Und zuvor hatten die Knappheit an Halbleitern und stark angestiegene Lithiumpreise die Hersteller belastet. Lithium wird für Batterien in den Elektrofahrzeugen verwendet. 

Der Glasmangel könnte sich auch auf andere Branchen negativ auswirken. So wird Glas beispielsweise für Smartphone-Bildschirme gebraucht. Und Glasflaschen benötigt etwa die Pharmabranche für ihre Medikamente. 

(mth)