Fussball ist mehr als nur Sport. Gerade bei Grossereignissen wie die Fussball-Weltmeisterschaft hat sich die Sportveranstaltung zum Schaulaufen internationaler Stars entwickelt. Auch beim gestrigen WM-Finale standen auf der offiziellen Fifa-Gästeliste die Namen hochrangiger Sportfunktionäre und Politikern wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck - aber auch die von zahlreichen Promis.
Topmodel Gisele Bündchen etwa brang zusammen mit Carles Puyol den Pokal ins Stadion. Auch Schmuse-Sänger Eros Ramazotti, Ex-Fußballer Lothar Matthäus oder Schauspieler Ashton Kutcher gehörten zu den Fifa-VIPs.
Shakira und Wyclef Jean sangen auf der Abschlussfeier. Ashton Kutcher ist dagegen wohl nur zum Fußball gucken da - und kann mit Schauspieler-Kollege Daniel Craig über die taktischen Kniffe von Jogi Löw fachsimpeln.
Außerdem auf der Gästeliste: Tenor Placido Domingo und Model Adriana Lima. Dazu aktuelle und ehemalige Größen des Sports wie der Kapitän der italienischen Weltmeistermannschaft von 2006, Fabio Cannavaro, und US-Basketballstar LeBron James. Und damit die Ehrentribüne nicht ganz so bieder aussah, war auch Badboy Marco Materazzi unter den Geladenen.
Deutschland im Siegesrausch
In Berlin jubelten Hunderttausende auf der Fanmeile. Vor dem Brandenburger Tor wurde ein Feuerwerk entzündet. Nach den Titelgewinnen 1954, 1974 und 1990 prangt nun der vierte Stern auf den Trikots der Nationalmannschaft. Und über Rio de Janeiro erstrahlte die Christus-Statue in Schwarz-Rot-Gold.Als Andre Schürrle flankte, Götze den Ball mit der Brust annahm und mit Links ins argentinische Tor schoss, hielt auch Merkel und Gauck nichts mehr auf ihren Plätzen im Maracaná-Stadion. Sie sprangen auf und rissen die Arme hoch. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff umarmte Merkel und gratulierte zur Führung.
Als wenig später Argentiniens Stürmerstar Lionel Messi einen Freistoss nicht verwandeln konnte, stand der Sieg der deutschen Mannschaft fest. Mit ihr hat erstmals ein europäisches Team eine Fussball-WM in Südamerika gewonnen.
«Ich habe so gezittert»
Bei der Siegerehrung umarmte Merkel jeden Spieler kurz. Gauck drückte den Fussballern herzlich die Hand und dankte dem Gastgeber Brasilien. «Es war ein Nervenspiel», sagte der Präsident in der ARD. «Ich habe so gezittert und gebebt.»
«Niemand hat es so verdient wie wir», sagte Bundestrainer Löw. Die Mannschaft sei zusammengewachsen und habe alles gegeben. Der frühere Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der heute die USA trainiert, gratulierte seinem Nachfolger per Twitter: «Yes, yes, yes!!! Jogi, you did it!!!» Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte: «54, 74, 90 und 2014 - der 4. Stern, hart erarbeitet und total verdient.»
«Ganz Deutschland ist Weltmeister»
«Unglaublich», kommentierte Torwart Manuel Neuer das Ergebnis wenige Minuten nach dem Abpfiff. «Ganz Deutschland ist Weltmeister.» Nun werde mindestens fünf Wochen lang gefeiert, sagte Neuer, der als bester Torwart der WM zudem mit dem Goldenen Handschuh ausgezeichnet wurde.
Als bester Spieler des Turniers wurde Vize-Weltmeister Messi mit dem Goldenen Ball geehrt. Sein Trainer Alejandro Sabella sagte, er sei sehr traurig, dass es für Argentinien nicht zum Sieg gereicht habe. Aber er sei auch stolz auf seine Mannschaft, die ein grossartiges Spiel gemacht habe.
Fans legen Verkehr lahm
In Berlin konnte selbst trübes Wetter die Menge nicht davon abhalten, auf der Fanmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule mitzufiebern. In einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer feierten rund 500'000 Menschen den vierten Stern für Deutschland.
Auf dem Kurfürstendamm im Westen der Hauptstadt ging nichts mehr – ein Autocorso blockierte die Magistrale. Begeisterte Fans kletterten an Verkehrsschildern und Strassenlaternen hoch und schwenkten Fahnen. Auch in anderen Städten sahen Zehntausende Fussball-Fans das Endspiel im Freien auf riesigen Leinwänden.
Deutsche Mannschaft kommt am Dienstag zurück
Die deutsche Mannschaft wird am Dienstag in Berlin erwartet, wo sie vor dem Brandenburger Tor von ihren Fans empfangen wird. Es war bereits das dritte Mal, dass sich Deutschland und Argentinien in einem WM-Finale begegneten. 1986 gewannen die Argentinier in Mexiko-Stadt, vier Jahre später siegte die deutsche Elf in Rom.
Auf der Ehrentribüne im Maracaná-Stadion sass übrigens neben Rousseff auch Russlands Präsident Wladimir Putin. Sein Land ist Gastgeber der nächsten Fussball-WM in vier Jahren.
(reuters/dbe/me/ccr)