Der Jubel im Festivalpalast ist enorm, als Diane Kruger den Preis als beste Schauspielerin gewinnt. Es ist ihr grösster Erfolg bisher – bezeichnenderweise mit ihrer ersten Rolle auf Deutsch.

In Hollywood machte die deutsche Schauspielerin Diane Kruger Karriere, dort wurde sie zum Star. Für den Blockbuster «Troja» arbeitete sie mit Regisseur Wolfgang Petersen, mit Quentin Tarantino drehte sie den Kinoerfolg «Inglourious Basterds». Nun feiert die 40-Jährige den wohl grössten Erfolg ihrer bisherigen Karriere – bezeichnenderweise mit ihrer ersten Rolle auf Deutsch: Am Filmfestival in Cannes wurde Kruger am Sonntagabend für ihre überragende Leistung in dem NSU-Drama «Aus dem Nichts» von Regisseur Fatih Akin als beste Schauspielerin ausgezeichnet.

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Emotionale Rolle und Preisverleihung

Kruger spielt Katja, deren Leben «Aus dem Nichts» zerbricht. Bei einem Bombenanschlag von Neo-Nazis sterben ihr Ehemann Nuri und der kleine Sohn Rocco. Weil Nuri Kurde war, vermutet die Polizei zunächst, dass er irgendwie eine Mitschuld an seinem Tod trägt und in kriminelle Machenschaften verwickelt war.

Diane Kruger, deren Nachname vor der internationalen Karriere noch Heidkrüger lautete, trägt den gesamten Film mit ihrer starken Darstellung. Sie verausgabt sich förmlich in dieser Rolle, weint, schreit, erlebt unter Schock die Befragungen der Polizei – und findet schliesslich doch die Kraft, vor Gericht zu kämpfen.

«Ich bin unheimlich stolz und freue mich so, dass ich den Preis für meinen ersten deutschen Film bekommen habe», sagte Kruger. Kurz zuvor hatte sie im Festivalpalast sichtlich gerührt ihre Trophäe entgegengenommen. «Fatih, mein Bruder, ich danke dir, dass du mir vertraut hast. Ich habe nicht gewusst, dass das in mir steckt.» Schnell wurde sie aber auch ernst. Sie könne den Preis nicht akzeptieren, ohne an die zu denken, die von einem Terrorakt betroffen seien.

Überraschender Sieger

Was von diesem Cannes-Jahrgang in Erinnerung bleiben wird, ist ein eher durchwachsener Wettbewerb. Viele Autorenfilmer wie Todd Haynes, François Ozon, aber auch der zweifache Palmengewinner Michael Haneke blieben hinter den Erwartungen zurück.

So war das Rennen um die Hauptpreise am weltweit wichtigsten Festival bis zum Schluss offen. Völlig überraschend gewann dann die böse schwedische Gesellschaftssatire «The Square» von Ruben Östlund die Goldene Palme, die in diesem Jahr anlässlich des 70. Festivaljubiläums mit Diamanten verziert war. Im Mittelpunkt von «The Square» steht ein Museumskurator, Östlund kreierte ein entlarvendes Werk über Verlogenheit, Männlichkeit und das Bürgertum.

Düsteres und Berührendes

Der Grosse Preis der Jury ging an das berührende Werk «120 battements par minute» von Robin Campillo, in dem Aids-Aktivisten in den 90er Jahren für Akzeptanz und gleichberechtigtes Miteinander kämpfen. Im Film ist der gebürtige Jurassier Simon Guélat in einer Nebenrolle zu sehen.

Der Russe Andrej Swjaginzew wiederum gewann für «Loveless», in dem er ein düsteres Abbild der russischen Mittelschicht entwirft, den zweiten Jury-Preis. Für die beste Regie vergab die Jury den Preis an die US-Amerikanerin Sofia Coppola für ihr Historienstück «The Beguiled».

(sda/jfr)