Schwache Aktienbörsen, stotternde Konjunktur, abstürzende Rohstoffpreise – die Rahmenbedingungen für die Reichsten, noch mehr Reichtum anzuhäufen, waren in diesem Jahr nicht allzu gut. Dennoch ist das Gesamtvermögen der 300 Reichsten der Schweiz um sechs Milliarden Franken oder um ein Prozent auf 595 Milliarden gestiegen.
Damit sind sie so reich wie noch nie in den letzten 27 Jahren, seit «Bilanz» über heimischen Reichtum berichtet. Jeder besitzt im Durchschnitt 1983 Millionen Franken. Mehr als jeder Dritte der 300 Reichsten, nämlich deren 132, ist ein Milliardär. «Forbes» erfasst weltweit 1826 Milliardäre; demnach lebt jeder 14. in der Schweiz.
Ikea-Familie wieder vorne
Die zehn Reichsten in der Schweiz haben in diesem Jahr sechs Milliarden Franken dazugewonnen, sie besitzen zusammen 180 Milliarden. Drei Prozent der Reichsten halten also gut 30 Prozent des Gesamtvermögens aller 300 Reichsten. Die Familie Kamprad belegt seit vierzehn Jahren ununterbrochen die Spitze der 300 Reichsten.
Bei Ikea boomt das Geschäft, die Möbelhändler haben ihr Vermögen um 2 Milliarden auf geschätzte 44 bis 45 Milliarden Franken hochgeschraubt. Firmengründer Ingvar Kamprad ist aus dem Waadtland zurück nach Schweden gezogen. Seine drei Söhne, die heute das Unternehmen leiten, besitzen den Schweizer Pass.
Jorge Paulo Lemann steigt auf
Neu an zweiter Stelle steht Jorge Paulo Lemann. Der Brasilien-Schweizer, der am Zürichsee lebt, legt beim Vermögen seit Jahren jeweils mehrere Milliarden zu. Dank seinen höchst werthaltigen Beteiligungen am weltgrössten Bierkonzern AB InBev sowie an Kraft Foods, Burger King und Tim Hortons kommt er auf ein Vermögen von 28 bis 29 Milliarden Franken. Auf Rang drei abgedrängt wurden die Familien Hoffmann und Oeri.
Der Roche-Besitzerclan büsste wegen der Schwächeneigung der Pharma-Aktien eine Milliarde ein und steht aktuell mit 25 bis 26 Milliarden Franken zu Buche. Erstmals in den Top Ten geführt wird Patrick Drahi. Der Wahlwalliser mit israelischem Pass hat sich mit Bankenhilfe den Kommunikationskonzern Altice zusammengezimmert, seine Beteiligung ist über zehn Milliarden Franken wert.
Absteiger Ivan Glasenberg
Jeder zehnte unter den 300 Reichsten hat in diesem Jahr Vermögen verloren. Der grösste Absteiger ist Ivan Glasenberg. Der Chef des Baarer Rohstoffkonzerns Glencore büsste wegen des Kurssturzes der Aktien innerhalb von zwölf Monaten 3,25 Milliarden Franken ein. Heute ist seine Beteiligung noch etwas über zwei Milliarden wert, beim Börsengang 2011 waren es 8,2 Milliarden. Schwere Verluste von 3 Milliarden musste auch der Wahlzuger Viktor Vekselberg auf seinen Investments in Russland einstecken.
Wie jedes Jahr präsentiert «Bilanz» auch 2015 neue Namen. Diesmal sind es zwölf Personen oder Familien, die ein Mindestvermögen von 100 Millionen Franken aufweisen; so viel ist nötig, um in der goldenen Ausgabe Einlass zu finden. Die Debütanten bringen zusammen 5,1 Milliarden auf die Waage. Darunter sind einige klangvolle Namen auszumachen.
Bestsellerautor und Stararchitekt
Beispielsweise der Brasilianer Paulo Coelho. Der Bestsellerautor, der bislang über 200 Millionen Bücher verkauft hat, lebt in Genf. Nicht minder berühmt ist Stararchitekt Santiago Calatrava, der im bündnerischen Flecken Rossa das Bürgerrecht erworben hat. Andrea Agnelli ist Spross der berühmtesten Industriellenfamilie Italiens; der milliardenschwere Fiat-Erbe lebt im Tessin. Für Bling-Bling unter den Reichsten sorgt der deutschstämmige Modedesigner Philipp Plein, der von Lugano aus eine vorwiegend weibliche Kundschaft mit seinen teuren Kreationen bedient.