Die US-Raumfahrtbehörde NASA spricht von einem «kosmischen Meisterwerk». Für Fans von Naturphänomenen ist es ein langerwartetes Grossereignis. Und halb Corporate America reibt sich jetzt schon die Hände: Die totale Sonnenfinsternis vom 8. April wird in den USA zum riesigen Geschäft.
Am besten wird sich das Ereignis in gut einem Dutzend US-Bundesstaaten beobachten lassen. Beginnend über dem Pazifik zieht sich der Kernschatten über den Norden Mexikos und überquert dann die USA über 13 Bundesstaaten von Texas schräg nordöstlich bis nach Maine und streift dann schliesslich noch den Südosten Kanadas.
Rarer Event für die nächsten 20 Jahre
Das Natur-Spektakel wird aus grossen Teilen der USA eine einzige Festhütte machen. An unzähligen Orten sind spezielle Parties geplant. Dies auch deshalb, weil eine totale Sonnenfinsternis ein Ereignis mit relativ hohem Seltenheitswert ist.
Der nächste Event von dieser Güteklasse ist für die USA und Kanada erst wieder fürs Jahr 2044 zu erwarten.
Die Sonnenfinsternis ist zum einen eine riesige Sache für die sogenannten «Solar Eclipse Chasers». So nennen sich die Jäger solcher Phänomene, die kein Geld scheuen, um an irgend einem Punkt der Welt möglichst nahe am Geschehen zu sein.
Viereinhalb Minuten gucken, ein paar Tage bleiben
Aber auch grosse Teile der normalen Bevölkerung werden am 8. April gebannt zum Himmel starren «Forbes» erwartet bis zu vier Millionen Touristen, die an diesem Tag dorthin fahren werden, wo es für sie den besten Ausblick gibt. Dies zusätzlich zu all den Anwohnerinnen und Anwohnern, die sich ebenfalls vor Ort ballen werden.
Den totalen wirtschaftlichen Impact dieser totalen Sonnenfinsternis schätzt das texanische Beratungsunternehmen Perryman Group auf sechs Milliarden Dollar. Ein riesiger Batzen Geld, wenn man bedenkt, dass das eigentliche Phänomen selber nur gerade viereinhalb Minuten dauern wird. Woraus sich dann eine minütliche Sonderkonjunktur von 1.3 Milliarden Dollar berechnen liesse.
Das Natur-Spektakel wirkt sich dabei auch für Gegenden aus, die in der Regel weniger abbekommen vom touristischen Kuchen. So etwa in Indiana, wo man gemäss «Forbes» vom «grössten einzelnen touristischen Anlass» spricht, der je in diesem Bundesstaat stattgefunden habe. Und es wohl für längere Zeit auch bleiben wird.
Wie das US-Newsportal Axios ermittelt hat, kam es bei den grossen Online-Apartmentvermittlern Airbnb und Vrbo zu starken Vorausbuchungen für exakt jene Route, auf welcher das Naturspektakel sichtbar sein wird (siehe Karte am Schluss dieses Artikels).
Selbst wenn die totale Finsternis also keine fünf Minuten dauert, rechnen sich Touristikerinnen und Touristiker aus, dass die angereisten Massen gleich ein paar Tage am Ort bleiben werden. Dies nicht nur in Indiana, sondern in weiteren Staaten wie Ohio oder Texas.
Aus Erfahrung von 2017 klug geworden
In den Gegenden der «Total Eclipse of the Sun» haben sich Preise für Flüge, Hotels und Mietwagen bereits stark erhöht. Die Erwartungen sind riesig: «Es ist wie wenn wir 50 Superbowl-Finalspiele zur gleichen Zeit im ganzen Land hätten», sagte Polly White, Co-Gründerin der Website Great American Eclipse zu «Forbes».
Voraussagen dieser Art mögen für europäische Ohren mehr als nur himmelhoch klingen. Aber die Erfahrung zeigt, dass solche Naturphänomene tatsächlich zu Big Business werden können. Berechnungen der Effekte der letzten totalen Sonnenfinsternis in den USA von 2017 brachten ans Licht, dass einzelne Staaten den Sog komplett unterschätzt hatten. Nashville und umliegende Teile im Staat Tennessee hätten damals mit touristischen Einnahmen von zehn Millionen Dollar gerechnet – tatsächlich aber habe der Event gegen 30 Millionen in die Kassen gespült.
Und wären damals die speziellen Sonnenfinsternis-Brillen nicht ausgegangen, hätten es noch ein paar Dollar mehr sein können.