Für Tiktok hat es sich in den USA vielleicht bald ausgetanzt: Der Chef des umstrittenen Kurzvideodienstes muss am Donnerstag vor den Energie- und Handelsausschuss treten.
Hintergrund ist die Nähe von Tiktoks Muttergesellschaft Bytedance zur chinesischen Regierung. Sollte sich die bei der Generation Z so beliebte Videoplattform nicht von ihrer chinesischen Mutter trennen, drohen die USA mit einem landesweiten Verbot. Befürchtet wird etwa, dass der chinesische Staat Zugriff auf Tiktok-Daten haben könnte.
Die Videoplattform weist das zurück. Tiktok-CEO Shou Zi Chew hat in einer vorab veröffentlichten Mitteilung versichert, dass sein Unternehmen keine Daten an den chinesischen Staat weitergegeben habe und dies auch in Zukunft nicht tun werde. Zahlreiche US-Behörden haben trotzdem bereits die App von Diensthandys verbannt. Kurz darauf zogen Kanada und die EU nach.
Kein Verbot in der Schweiz
Mitarbeitende der EU-Kommission mussten Ende Februar die Social-Media-App Tiktok wegen Sicherheitsbedenken auf ihren Dienstgeräten löschen. Bei der Schweizer Bundesverwaltung will man diesen Entscheid nun analysieren. Zurzeit bestehen keine Vorgaben für Angestellte von Schweizer Behörden.
«Auch bei der Bundesverwaltung können jederzeit, wenn nötig, einzelne Apps aus Sicherheitsgründen verboten werden», schrieb die Bundeskanzlei auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Bundesverwaltung werde mit den zuständigen EU-Behörden klären, was zu diesem Entscheid geführt hat.
Amerikanische Stimmen fordern ein Verbot
In den USA mehren sich die Stimmen, die ein Komplettverbot der Plattform fordern. Um dies abzuwenden, hat US-Chef Chew am Dienstag auf Tiktok eine Kampagne gestartet. Er rief die 150 Millionen US-Nutzerinnen und -Nutzer in einem Video dazu auf, in der Kommentarspalte den US-Parlamentariern zu erläutern «was Ihr an Tiktok liebt». Nach seiner Darstellung stellen die USA zwar nur 10 Prozent der Nutzenden weltweit, veröffentlichen aber 25 Prozent der Beiträge.
«Verbote sind nur dann angebracht, wenn es keine Alternativen gibt», sagte Chew in der Stellungnahme für den Kongress weiter. «Aber wir haben eine Alternative.» Tiktok hat unter dem Namen «Project Texas» nach eigenen Angaben 1,5 Milliarden Dollar in den Datenschutz investiert.
So werden unter anderem die Daten von US-Nutzern und -Nutzerinnen auf Rechnern des US-Konzerns Oracle gespeichert. Dieser prüfe bereits die Software von Tiktok, fügte der TikTok-Chef hinzu. Sobald dieser Prozess abgeschlossen sei, würden diese Daten komplett «unter dem Schutz von US-Gesetzen und der Kontrolle eines US-geführten Sicherheitsteams» sein. «Die chinesische Regierung hat keine Möglichkeit, darauf zuzugreifen oder Zugang zu erzwingen», schliesst Chew.
(rul/sda)
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Wenn wir Verbote brauchen, dann gegen die Amerikaner, die wohl mehr ausgeben zur Ausspionierung der Welt als alle andern Nationen zusammen.