In der Nacht auf Mittwoch kommt das grosse Finale: Die Amerikaner werden wählen, ob Hillary Clinton oder Donald Trump in das Weisse Haus einzieht. Mit dem Entscheid stellt sich aber bereits die nächste Frage – ob Clinton oder Trump als Präsident die Wahlversprechen tatsächlich umsetzen kann. Die Vermögensverwalterin Amundi zeigt in einem neuen Bericht die drei wahrscheinlichsten Szenarien zur künftigen US-Politik auf.

Am unwahrscheinlichsten ist, dass Donald Trump gewählt wird und dass er seine Versprechen tatsächlich realisiert. Da die Folgen so gravierend wären, lohnt sich der Blick auf dieses Szenario dennoch.

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Szenario 1: Donald Trump – das volle Programm

Diese Zahl beruhigt: Amundi beziffert die Chance, dass Trump gewinnt und seine Versprechen einhält, auf lediglich ein Prozent. Trump hat die schlechteren Karten gegenüber Hillary Clinton. Gelingt ihm dennoch die Wahl zum Präsidenten, müsste er mit viel Widerstand aus dem Parlament rechnen. Die Demokraten haben gute Chancen, im Senat wieder die Mehrheit zu gewinnen. Und auch bei Republikanern dürfte Trump mit vielen seiner Vorschläge einen schweren Stand haben.

Amundi spielt das Szenario durch: Trump senkt wie angekündigt die Steuern für alle Amerikaner und fährt auch die Unternehmenssteuern massiv herunter. Gleichzeitig erhöht er die Staatsausgaben, unter anderem für das Militär oder den Grenzschutz: Alleine die geplante Mauer an der Grenze zu Mexiko könnte bis zu 25 Milliarden Dollar kosten. Die Steuersenkungen und Mehrausgaben blähen das US-Budgetdefizit auf und erhöhen die Inflation.

Die Wirtschaft fällt zumindest kurzfristig in eine Rezession. Gift für die amerikanische Konjunktur sind auch Trumps neue Zölle auf Produkte aus Mexiko und China. Hinzu kommt die Abschiebung von elf Millionen illegalen Einwanderern. Die US-Wirtschaft verliert viele Arbeitskräfte und Konsumenten. Auch die Weltwirtschaft leidet unter einem solchen Präsidenten: Bis zu 1 Prozentpunkt Wachstum könnte sie einbüssen.

Szenario 2: Donald Trump Light

Wahrscheinlicher ist ein Präsident Trump, der seine explosiven Pläne entschärfen muss - zu 19 Prozent dürfte dieses Szenario eintreffen: Im Parlament sind Trumps geplanten Zölle gegen Mexiko und China chancenlos. Das gleiche gilt für die Massenabschiebung von illegalen Einwanderern. Die Parlamentarier beider Parteien wollen nicht riskieren, die Stimmen der Hispanics zu verlieren - den Amerikanern lateinamerikanischer Herkunft.

Auch die Steuern kann Trump weniger stark senken als versprochen. Insgesamt hat eine solche Präsidentschaft von Trump keine negativen Folgen für die US-Konjunktur und die Weltwirtschaft.

Szenario 3: Hillary Clinton wird US-Präsidentin

Dieses Szenario ist mit 80 Prozent am wahrscheinlichsten. Clinton liegt in den meisten Meinungsumfragen vorne. Obwohl ihr die E-Mail-Affäre und andere Skandale geschadet haben, kann sie weiterhin auf die Unterstützung der Afroamerikaner, der Hispanics und vieler Frauen zählen.

In diesem Szenario gewinnen die Demokraten die Mehrheit im Senat. Die grosse Kammer, das Repräsentantenhaus, bleibt in der Hand der Republikaner. Somit ist Clinton zu Kompromissen mit der anderen Partei gezwungen. Bei den Schwerpunkten ihres Programms muss sie zurückstecken: Clinton möchte über die nächsten fünf Jahre 275 Milliarden Dollar (rund 266 Milliarden Franken) in die Infrastruktur investieren und plant auch höhere Ausgaben für die Bildung, Familien und im Sozialwesen.

Steuererhöhung unwahrscheinlich

Für das Infrastrukturprogramm kann sie vielleicht genügend Stimmen der Republikaner einsammeln – Mehrausgaben im Sozialwesen sind bei der anderen Partei aber äusserst unbeliebt. Auch ihre geplante Steuererhöhung für Reiche wird bei Republikanern auf Gegenwehr stossen.

Unangenehm wäre die Situation für Clinton, wenn die Republikaner in beiden Parlamentskammern die Mehrheit behalten. Dann drohen der Präsidentin die gleichen Probleme wie ihrem Vorgänger: Obama musste in den letzten beiden Jahren immer wieder zusehen, wie seine Vorschläge von den Republikanern blockiert wurden. Amundi schreibt:«Wenn die Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat bei den Republikanern bleibt, könnte sie ihren Plan nicht umsetzen.»

Wie das US-Wahlsystem funkitoniert, sehen Sie hier im Video: