Schon William Shakespeare wusste: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Dieser Grundsatz lässt sich jetzt auch auf die Zürcher Goldküste anwenden – eigentlich seit Jahrzehnten die teuerste und luxuriöseste Adresse am Zürichsee. Wer es sich leisten kann, bezieht in Küsnacht, Zollikon oder Herrliberg eine Immobilie. An jenem Ufer des Zürichsees, an dem die Sonne am Abend in die Stube scheint.
Wer sich diese vornehme Lage nicht leisten kann, der gibt sich mit dem gegenüberliegenden Seeufer zufrieden. Sie wird im Volksmund etwas abschätzig als Pfnüselküste bezeichnet.
Doch die Realität ist eine andere. In Wahrheit sind die Gemeinden Kilchberg, Thalwil, Rüschlikon und Horgen längst aus dem Schatten der Goldküste getreten. «Die linke Zürichseeseite ist so begehrt wie noch nie», sagt Niki Thomet (48), der als Managing Partner seit sechs Jahren für Engel & Völkers Luxusimmobilien an der Pfnüselküste vermittelt.
Expats bevorzugen Pfnüselküste
Auch ein paar Prominente haben sich am linken Seeufer niedergelassen. So etwa der Musiker Bligg (48) oder der «Arena»-Moderator Sandro Brotz (55). Häufiger sind es aber erfolgreiche Unternehmer und Führungspersönlichkeiten – darunter Monika Ribar (65), Präsidentin des Verwaltungsrats der SBB.
Der Boom wird laut dem Luxusmakler vor allem von vermögenden Expats getrieben. Die meisten stammen aus Deutschland. «Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem», sagt Thomet. Und das, obwohl am linken Ufer des Zürichsees viel gebaut wird. «Entwickler reissen sich um Bauprojekte zwischen Kilchberg und Horgen», sagt Thomet.
Auch bei den Quadratmeterpreisen hat Kilchberg Küsnacht unlängst überholt. In Kilchberg blättern Käufer laut Engel & Völkers im Schnitt 35'000 Franken pro Quadratmeter hin, in Küsnacht sind es 30'000 Franken.
186 Quadratmeter für 6,28 Millionen Franken
In Thalwil vermarktet der Luxusmakler mit dem Neubauprojekt Lake Ville die aktuell teuerste Wohnung in der Region: 5,5 Zimmer und 186 Quadratmeter Wohnfläche für 6,28 Millionen Franken – das macht 33'000 Franken pro Quadratmeter. Hinter dem Neubau steckt die Luxusimmobilienentwicklerin Xania. Das Geschäftsmodell des Unternehmens: in die Jahre gekommene Immobilien an den besten Lagen in Zürich zu kaufen, um sie zu hochpreisigen Wohnungen der Extraklasse umzubauen.
In den absoluten Premiumlagen, etwa in Thalwil direkt am Ufer des Zürichsees, erreichen Immobilien laut dem Luxusmakler aktuell Verkaufspreise von über 5 Millionen Franken. Und das ist noch nicht die Spitze des Eisbergs. «Allein die hohe Nettozuwanderung wird dafür sorgen, dass die Nachfrage zwischen Kilchberg und Horgen weiter zunehmen wird», sagt Thomet.
Zwar wurde auch an der Goldküste in den letzten Jahren viel gebaut. Doch es werde zunehmend schwierig, die Neubauten zu veräussern, so Thomet. An der Goldküste residiert altes Geld, an der Pfnüselküste neues – und davon gibt es eben Zuwachs.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel «Die Zürcher Pfnüselküste tritt aus dem Schatten der Goldküste».