Sie apportiert wie ein Hund, aber sieht wie eine grosse Katze aus. Ihre Reaktionsfähigkeit, Schnelligkeit und vor allem ihre Sprungkraft ist jener der Hauskatze deutlich überlegen. Bis zu zweieinhalb Meter schafft sie mit einem Satz. 

Lange, schlanke Beine, ein kleiner Kopf mit grossen Ohren und auffällige schwarze Flecken auf dem hellen Fell. In der Savannah-Katze erkennen Laien schnell das Wildtier, von dem die Rasse abstammt. Die edlen Tiere sind aus einer Kreuzung der Hauskatze mit dem afrikanischen Serval entstanden, einer Wildkatze, die bis zu 1 Meter lang und gut 60 Zentimeter hoch werden kann.

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Corina Müller-Rohr züchtet seit vielen Jahren Savannah-Katzen und lebt mit rund 15 Tieren in Rudolfingen. «Mich faszinieren die Tiere. Das Wildtier in ihnen macht sie zu etwas ganz Besonderem.» Savannahs seien intelligente, lernfähige und äusserst kontaktfreudige Tiere. «Sie wollen ein Familienmitglied sein, das in alle Aktivitäten involviert wird», schwärmt Müller-Rohr.

Die Nähe zum Serval bestimmt den Preis

So wie der Rudolfinger Züchterin geht es vielen: Sie sind exotischen Katzenrassen wie Savannahs verfallen. Sie sind fasziniert von ihrem auffälligen Äusseren und ihrem Charakter, der so ganz anders ist als der einer gewöhnlichen Hauskatze. Für solche Tiere sind manche Käufer bereit, fünfstellige Summen auf den Tisch zu legen. Teure Rassekatzen, die aus Kreuzungen mit Wildtieren entstanden sind, eignen sich allerdings nur bedingt als Statussymbole. Denn je nachdem, wie nah ihre wilden Verwandten im Stammbaum zu finden sind, dürfen sie in der Schweiz nicht ohne weiteres gehalten werden.

 

Savannahs werden, wie alle Katzenrassen, die vom Wildtier abstammen, beim Züchter mit einer Kombination aus Buchstaben und Zahlen klassifiziert. Ein Tier, das aus der Paarung eines Servals mit einer Hauskatze entsteht, gehört zur ersten Generation und wird im Fachjargon als F1-Katze bezeichnet. «Je näher die Savannah am Serval ist, desto teurer ist sie. Eine Savannah der ersten Generation kann bis zu 20 000 Franken kosten», erklärt Müller-Rohr.

Eine F2 kostet zwischen 7000 und 15'000 Franken, je nach Optik und Abstammung. Savannah-Kitten der dritten Generation sind deutlich günstiger, sie kosten bei der Züchterin zwischen 3300 und 6000 Franken. Tiere der vierten Generation liegen preislich zwischen 2000 und 3500 Franken. Ihre Nachkommen gibt es bereits ab 1500 Franken. 

Savannahs, die besonders eng mit dem Serval verwandt sind, sind nicht nur sehr teuer, sie dürfen auch nicht ohne weiteres als Haustier gehalten werden. In der Schweiz gelten die ersten beiden Savannah-Generationen als Wildtiere, für die eine Haltebewilligung eingeholt werden muss. Damit ist die Rasse kein Einzelfall: Ähnliches gilt etwa für Bengalkatzen, die von der asiatischen Leopardenkatze abstammen. Liebhaber investieren deshalb meist in spätere Generationen, deren Abstammung vom Wildtier weiter zurückliegt. 

Corina Müller-Rohr verteilt Poulet-Läckerli.

Corina Müller-Rohr verteilt Poulet-Läckerli.

Quelle: Ornella Cacace

Müller-Rohr besitzt unter anderem zwei Savannahs der zweiten Generation. Sie muss deshalb bei der Haltung bestimmte Auflagen erfüllen. «Höhere Generationen zeichnen sich durch einen grossen Bewegungsdrang und einen gut ausgeprägten Jagdinstinkt aus», erklärt sie. Deshalb leben ihre Tiere in einem gesicherten Freigehege, in dem sie ungestört auf Entdeckungstour gehen können. «Die artgerechte Haltung wird natürlich kontrolliert. Dazu kommt regelmässig der Kantonstierarzt vorbei», sagt die Züchterin. 

Den ersten Kater vom Bauernhof

Jedem, der sich für eine Savannah-Katze interessiert, empfiehlt Müller-Rohr, vor einem Kauf den Züchter genau unter die Lupe zu nehmen. «Dabei gilt es zu beachten, wie die Katzen gehalten werden, was zur Sozialisierung der Kitten gemacht wird und wie sauber die Zucht ist.» Ein guter Indikator für die Kompetenz eines Züchters sei, ob er Fragen zu Rasse und Haltung umfassend beantworten könne. «Die Zucht sollte zudem in einer anerkannten Zuchtorganisation registriert sein. Die Kitten sollten einen Stammbaum haben und müssen alle notwendigen Impfungen und Untersuchungen durch einen Tierarzt vorweisen können», sagt Müller-Rohr.

Manuela Torti weiss, worauf man bei Katzen achten muss – und auch, was ihren Charme ausmacht. Sie hatte schon immer ein grosses Herz für Katzen: Ihren ersten Kater holte sie vor mehr als 30 Jahren vom Bauernhof, 18 Jahre lang war er an ihrer Seite. Seit diesem Frühjahr leben nun gleich zwei Kätzchen mit ihr und ihrem Partner in der Nähe von Zürich, die Bengal-Dame Malia und ihre Ziehschwester Moana, eine Russisch Blau. «Wir hatten wahnsinnig Glück. Malia kam am 28. März auf die Welt, Moana einen Tag vorher», erzählt Torti.

Manuela Torti

Die graue Hauskatze von Manuela Torti ist ein Kuscheltier. Die Bengalin weniger – man kann sie streicheln, aber Hochheben mag sie nicht. 

Quelle: Ornella Cacace

Die Züchter beider Tiere waren damit einverstanden, sie einzeln an die Katzenfreundin abzugeben. Denn sie wussten, dass dort ein Geschwisterchen auf das Kitten wartet. «Sie waren da pragmatisch. Wenn die Katzen in einem so jungen Alter zusammenkommen, dann ist es wahrscheinlich, dass sie sich auch gut verstehen.» Die Züchter behielten Recht: Zwar zanken sich Malia und Moana manchmal um den Platz im Körbchen, doch die meiste Zeit toben sie gemeinsam durch die Wohnung. 

Pro Katze hat Torti 1600 Franken gezahlt – kein Mondpreis, aber auch nicht gerade ein Schnäppchen. «Meiner Meinung nach ist jedes Haustier ein Luxus», sagt sie. Für die vierbeinigen Familienmitglieder scheut sie keine Kosten: «Wir lassen bald unseren Balkon verglasen und stellen dort dann ein Laufrad auf, in dem sich die beiden austoben können», erzählt sie. Die Entscheidung für eine Rassekatze statt ein Feld-Wald-und-Wiesen-Büsi fällte Torti vor allem aus pragmatischen Gründen: Die Tiere eignen sich besonders gut für die Wohnungshaltung. 

Das ist ein bisschen wie Gott spielen

«Eine Rassekatze kann problemlos in einer Ein- oder Zwei-Zimmer-Wohnung gehalten werden», bestätigt Alfred Wittich, Präsident der Fédération Féline Helvétique (FFH), dem Schweizer Katzenverband. Wittich selbst züchtet Exotic-Shorthair-Katzen, die von den Perserkatzen abstammen. Die Liebe zu Exoten sollte seiner Meinung nach aber nicht den Blick auf die Bedürfnisse des Tieres verstellen.

Wer sich für eine Zuchtkatze entscheidet, sollte sich unter anderem damit befassen, welche Rasse am besten zu den eigenen Lebensumständen passt. «Man sollte sich klarmachen, ob das Tier lebhaft oder ruhiger sein sollte. Und wenn man berufstätig ist, muss man die Tiere mindestens zu zweit halten», rät Wittich

 

Savannah Katze

Ein junges Männchen, vier Generationen vom Wildtier entfernt. Es wurde bereits in die Westschweiz verkauft. 

Quelle: Ornella Cacace

Boris Ehret züchtet bereits seit 21 Jahren Bengalkatzen. Aus seiner Zucht stammt auch Katze Malia von Manuela Torti. «Uns ist es wichtig, dass die Tiere behandelt werden wie jede andere Katze auch», sagt Ehret. Das Image des Wildtieres tue der Rasse nicht gut. «Natürlich ist das Zuchtziel, sich optisch dem Wildtier zu nähern», räumt Ehret ein.

Vom Charakter her sollen sich die Tiere aber deutlich von ihren wilden Vorfahren unterscheiden. Ehret fasziniert vor allem das Züchten an sich: «Das ist ein bisschen wie Gott spielen», sagt der Autor des Ratgebers «Bengalkatze: Die Katze im Leopardenlook» mit einem Augenzwinkern. Als optisches Zuchtziel gelten bei Bengalen ein heller bis weisser Bauch, grosse Augen sowie die charakteristischen schwarzen Flecken und Ringe auf dem Fell. Die Rassestandards legt die Fédération Internationale Féline (FIFe) fest, eine internationale Dachorganisation von Katzenzuchtverbänden.

So geht Partnerwahl bei Zuchtkatzen 

Bei der Zucht seiner Bengalkatzen prüft Ehret genau, welche Merkmale das Muttertier einbringt. «Ein weisser Bauch ist eine seltene Eigenschaft, denn alle Wildkatzen haben so einen Bauch, Hauskatzen aber nicht», erklärt er. Dann sucht er einen passenden Partner, der zum einen gesund ist und genetisch passt – schliesslich soll keine Inzucht entstehen.

 

Augen auf beim Katzenkauf
  • Sich vor dem Kauf eines Zuchttieres ausgiebig informieren und sich die damit verbundene Verantwortung bewusst machen.
  • Eine ohne Auflagen zu haltende Rassekatze kostet, je nach Rasse und Generation, zwischen 1500 und 6000 Franken, wobei dem Preis nach oben hin kaum Grenzen gesetzt sind.
  • Ein guter Züchter gibt niemals Kitten ab, die jünger sind als zwölf Wochen. Seriöse Züchter haben eine feste Adresse und machen keine Übergaben auf Parkplätzen oder an anderen dubiosen Treffpunkten.
  • Zuchtkatzen haben einen Stammbaum und sollten alle notwendigen Impfungen und Untersuchungen durch einen Tierarzt vorweisen können.
  • Rassenkatzen sollten hochwertiges Futter bekommen und regelmässig von einem Tierarzt untersucht werden.
  • Die durchschnittliche Lebenserwartung von Katzen liegt bei 13 bis 16 Jahren, einzelne Tiere werden aber auch deutlich älter. 
  • Tiere mit Freigang sollten unbedingt kastriert werden.

«Zum anderen schaue ich, dass der Partner die besonderen Merkmale der Katze verstärkt und möglichst selbst noch eine tolle Eigenschaft, beispielsweise grosse Augen, mitbringt», sagt der Bengal-Kenner. Je weiter sich die Generationen vom Wildtier entfernen, desto grösser ist die Herausforderung, den Wildtier-Look zu erhalten: «Eine hässliche F1 zu machen, ist fast unmöglich – genauso unmöglich, wie eine schöne Katze der siebten Generation.»

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