Mit einer Mischung aus Verwunderung und Entsetzen nimmt die gutbürgerliche Deutschschweiz dieser Tage zur Kenntnis, dass sich junge Männer um eine Ehre prügeln, die auf dem hiesigen Werkplatz bisher wenig bekannt war: die «Ghetto-Ehre».
Letzen Samstag kam es diesbezüglich im Spreitenbacher Einkaufszentrum Shoppi Tivoli zu einer Massenschlägerei. Mit krasser Lippe, Faust und Messer wollten rund 30 Kids aus Dietikon (ZH) und Spreitenbach (AG) proaktiv klären, welche der beiden Kleinstädte sich denn nun ungestraft «Bronx der Schweiz» nennen dürfe.
Während bezüglich Geopolitik und Gang-Performance noch kein eindeutiges Resultat der wüsten Kleinstadt-Battle vermelden ist, lässt sich doch immerhin konstatieren: Die Medienresonanz ist riesig. Der Kampf hat hohe Einschaltquote.
Ranking ohne Rauferei
Wer sich nun wirklich «Bronx der Schweiz» nennen darf, müsste wohl ein Einwohner des nämlichen New Yorker Quartiers, ein waschechter «Bronxite», selber sagen.
Weil es aber wohl zu lange dauern würde, jemanden aus «da Bronx» in nützlicher Zeit mit den Schönheiten von Dietikon und Spreitenbach bekannt zu machen, behelfen wir uns in der Kleinstadt-Competition mit einem anderen tauglichen Mittel.
Wir konsultieren dazu ein Tool, das Jahr für Jahr ohne Rauferei und blutige Nasen zustande kommt. Aber doch, ähnlich wie die Shoppi-Tivoli-Keilerei, hohe Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit geniesst: Das Städte-Ranking der «Bilanz».
Klares Resultat
In der Kleinstadt-Competition spricht das jüngste Städte-Ranking vom Juni 2018 eine vermeintlich klare Sprache. Von den insgesamt 162 Schweizer Städten, die mehr als 10 000 Einwohner haben, rangiert Dietikon auf Platz 24, Spreitenbach sitzt mit Rang 78 etwas weiter hinten. Dietikon ist 2018 einen Rang abgerutscht, Spreitenbach hingegen vier Plätze hochgestiegen.
Eigentlich ein klares Resultat. Wobei es sich natürlich fragt, ob es im Tableau des Gang-Genre und insbesondere mit der Bronx als Benchmark ehrenvoller ist, weiter oben oder weiter unten in der Schweizer Liste zu rangieren.
Aus der gängigen Sicht der wettbewerbsorientierten Schweiz, die sich täglich mit den Besten der ganzen Welt misst, lässt sich zum Duell Dietikon-Spreitenbach sagen: Dietikon schneidet in Disziplinen wie Arbeitsmarkt und Bildung deutlich besser ab als Rivale Spreitenbach.
Erholung, Shopping, Sicherheit: Ein Stich für Spreitenbach
Bezüglich dem Messfaktor Kultur und Freizeit steht Dietikon ein bisschen weniger schlecht da als Spreitenbach. Am krassesten ist der Unterschied bezüglich Bildung: Hier schneidet Dietikon, wohl wegen der Nähe zu Zürcher Schulen, auf Rang 7 aller Schweizer Städte ab, Spreitenbach fasst Nummero 158.
Wobei auch Spreitenbach seine Trümpfe hat. Etwa beim Thema «Einkaufen». Hier kann die Einwohnergemeinde aus dem Bezirk Baden reiche Ernte einfahren. Durch ihre phänomenale Dichte an Fachmärkten und Shopping-Center-Quadratmetern steht die Aargauer Stadt im Ranking aller 162 Städte auf Platz 30. Für Dietikon hats hier nur für Platz 78 gereicht.
Deutlich besser steht Spreitenbach auch bezüglich «Erholung» da: Rang 82. Dietikon schafft nur Position 116. Wobei: Warum soll man sich erholen, wenn man sich doch prügeln kann? Was uns folgerichtig zum Thema «Gesundheit, Sicherheit» bringt. Spreitenbach: 29 (wenn nicht gerade massengeprügelt wird). Dietikon: 57.
Nächster Fight: 28. Juni 2019
Natürlich sind solche Rankings nicht in Stein gemeisselt. Man trifft sich immer wieder aufs Neue. Im Falle des Städte-Rankings lautet der wichtige Termin: 28. Juni 2019. Dann wird das nächste Städte-Ranking der «Bilanz» erscheinen.
Wird dannzumal Dietikon oder Spreitenbach obenaus- oder hinten rausschwingen? Da ist noch gar nichts sicher. Sicher ist nur eines: Die Bronx wird auch diesmal nicht dabei sein im original helvetischen Städte-Ranking.