Die Affäre des gestürzten deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg hat anonym operierenden Plagiatsjägern Auftrieb gegeben. Nun haben sie auf ihrer Website «Plagipedi» 200 Dissertationen von Prominenten zur Prüfung vorgeschlagen. Ganz oben auf der alphabetisch sortierten Liste: Dr. oec. Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank.

Die VIP-Doktoren werden ohne jeglichen Anfangsverdacht verdächtigt. «Diese Arbeit wurde noch nicht untersucht», schreiben sie über Ackermanns Doktorarbeit, «es ist daher davon auszugehen, dass sie alle wissenschaftlichen Kriterien erfüllt.»

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Gleichwohl lösten Meldungen über das unqualifizierte Listing der Ackermann-Arbeit auch in Wirtschaftskreisen Gerüchte aus – wie kürzlich am St. Gallen Symposium seiner Alma Mater.

Die Gerüchte entbehren jeder Grundlage: Ackermanns Dissertation über den «Einfluss des Geldes auf das reale Wirtschaftsgeschehen» ist ein äusserst anspruchsvolles geldtheoretisches Werk, in dem er sich mit der Rolle der Kreditinstitute in der Geldwirtschaft und mit Fragen der Geldschöpfung beschäftigte. Ackermann hatte sich ein Thema gewählt, bei dem es nichts zum Abschreiben gab. Seine Berechnungen über den Einfluss der Banken auf Geldnachfrage und Geldangebot sowie ihre Kassenhaltung waren geldtheoretisches Neuland.

Sein Doktorvater Hans Christoph Binswanger, Emeritus der Hochschule St. Gallen, erinnert sich noch gut, wie er sich damals zur Vorbereitung der Arbeit mit seinem Studenten drei Wochen lang im britischen Cambridge traf, wo der Professor Gastvorlesungen hielt. Paradestudent Ackermann ging mit Binswanger tagelang Zahlenkolonnen auf langen Papierfahnen durch, mit denen er seine ökonomischen Modelle berechnete. Ackermann neigte auch ideologisch nicht dazu, andere zu kopieren. «Er war weder Keynesianer noch Monetarist», erinnert sich Binswanger.

Immerhin befindet sich Josef Ackermann auf der Liste der Plagiatsjäger in bester wissenschaftlicher Gesellschaft – zusammen mit einem gewissen Joseph Aloisius Ratzinger, genannt Papst Benedikt XVI.