BILANZ: Orange hat im Jahr 2000 in der Schweiz über eine halbe Milliarde Verlust gemacht. Viel für ein Unternehmen, das nur 728 Millionen Franken Umsatz macht.
Hans Snook:
Das war für uns keine grosse Überraschung. Wenn ein Unternehmen schneller wächst als geplant, entstehen hohe Initialkosten, um Kunden zu gewinnen. Ausserdem ist es sehr schwierig, in der Schweiz ein Netzwerk aufzubauen. Umweltlobby, die verschiedenen kantonalen Zuständigkeiten und die Topografie machen das sehr teuer. Aber Orange Schweiz arbeitet hart daran, in den nächsten 15 Monaten den Break-even zu erzielen.

Das ist doch kaum realistisch nach diesen Verlusten.
Bisher hat das Schweizer Management einen sehr guten Job gemacht. Wenn sie es in den nächsten 15 Monaten nicht schaffen sollten, liegen sie nicht weit davon entfernt. Wenn die Anfangsinvestitionen mal gemacht sind, fliesst das Geld relativ schnell zurück.

Vor einem Jahr war die Telekombranche nur allzu gerne bereit, für UMTS-Lizenzen Milliarden hinzublättern. Heute ist die Branche in einer tiefen Depression. Ist das gerechtfertigt?
Überhaupt nicht. Aber auch in der früheren Hochstimmung war nicht jeder glücklich, Abermilliarden zu zahlen.

Wie bitte? Nach jeder Auktion haben sich jene Unternehmen als Sieger gefeiert, die den Zuschlag bekamen.
Das stimmt. Aber die hohen Preise wurden nur in Grossbritannien und Deutschland bezahlt. In den späteren Auktionen sah das anders aus. Wenn wir unsere Lizenzkosten auf alle Länder verteilen, in denen wir tätig sind, kommen wir zu einem viel tieferen Durchschnittspreis.

Warum herrscht dann Katerstimmung?
Heute denken die Leute, die Lizenzen seien sehr teuer, weil sie nicht verstehen, woher die Umsätze kommen sollen. Niemand hat begriffen, dass Sprachtelefonie für die nächsten Jahre noch die Zukunft darstellt. UMTS liefert die dazu notwendige Kapazität, denn die GSM-Frequenzen sind ausgereizt. Zudem werden die Mobilfunkoperators in den gleichen Topf geworfen wie die Dotcoms. Man denkt, wir wären nur ein weiterer Zugang zum Internet. Das ist nicht der Fall. Wir werden das Internet dazu verwenden, um viele Dienstleistungen aus allen Lebensbereichen anzubieten.

Wie lange geben Sie sich Zeit, um die UMTS-Ausgaben hereinzuholen?
Es gibt viel Zeit. Vor 2003 wird es keine richtig funktionierenden UMTS-Netze geben. Und erst wenn die UMTS-Netze eine gute Qualität aufweisen, können wir anfangen, entsprechende Dienste anzubieten.

Kann sich die Branche überhaupt erlauben, so lange zu warten? Die Deutsche Telekom zahlt pro Tag Zinsen von 7,6 Millionen Franken für UMTS-Lizenzen und den Netzaufbau.
Als die GSM-Netzwerke aufgebaut wurden, gab es anfangs auch keine Handys. Die Verzögerung kostete damals beispielsweise Mannesmann 1,5 Millionen Franken pro Tag. Damals sagte jeder: Die sind verrückt, das wird sie ruinieren. Und schauen Sie, wie viele Milliarden das Unternehmen bei der späteren Übernahme durch Vodafone wert war!

Also alles nur Panikmache?
Das ist die vierte Übergangsphase, welche die Industrie durchstehen muss: zuerst mit den analogen Handynetzen, dann mit GSM, dann mit Dualband-Geräten, jetzt mit UMTS. Jedes Mal, wenn es eine neue Technologie und neue Wettbewerber gibt, sagen Leute: «Zu hohe Investitionen, nicht genug Kunden, zu wenig Umsatz, geringe Kundenloyalität – jeder wird sterben!» Wir haben ihnen dreimal bewiesen, dass wir überleben. Wir werden es ein viertes Mal tun.
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