Als ich Chef der Schweizerischen Post war, arbeitete Peter Beck an neuen Strategien, um die Briefpost angesichts der digitalen Herausforderungen auf Kurs zu halten. Heute sind wir beide schon länger nicht mehr bei der Post. Ihm wurde irgendeinmal das Korsett eines Grossunternehmens zu eng. Er machte sich selbständig und schreibt nebenbei Kriminalromane – mit einigem Erfolg, wie sein bereits dritter Thriller «Die Spur des Geldes» beweist.

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Schon die ersten Zeilen dieses Krimis bezeugen, dass sich zarte Leserseelen auf einiges gefasst machen müssen. Da stirbt ein Brunnenmeister der Berliner Wasserwerke im Brunnenschacht einen grausamen Tod. Dass es kein Unfall war, erfährt der Leser aus den letzten Gedankenblitzen des zu Tode Stürzenden.

Sein Tod wäre als Arbeitsunfall abgebucht worden, wäre da nicht auf einer Berner Privatbank eine dubiose Zahlung auf ein unter seinem Namen laufendes Konto eingegangen. Winter, der Sicherheitschef der Bank, geht der Sache routinemässig nach und stösst bei seinen Recherchen im Umkreis der Wasserversorgung von Zürich, Berlin und London auf vorerst harmlos erscheinende Sachverhalte, deren Gesamtbild ihn jedoch bei näherem Hinsehen alsbald beunruhigt.

Hartnäckig und im Alleingang

Ein russischer Geschäftsmann vertreibt über eine türkische Firma Wasseranalysegeräte zur Überwachung der Trinkwasserqualität in den Versorgungsbetrieben verschiedener europäischer Grossstädte. Gleichzeitig schleust er unter dem Deckmantel der Förderung gut ausgebildeter Flüchtlinge Vertrauensleute in diese neuralgischen Versorgungssysteme ein. Braut sich da etwas Bedrohliches zusammen?

«Die Spur des Geldes», Peter Beck, Emons 2019, 432 Seiten.

«Die Spur des Geldes», Peter Beck, Emons 2019, 432 Seiten.

Quelle: ZVG

Winter fragt sich, ob er im Begriff ist, einer Paranoia zum Opfer zu fallen, bleibt aber hartnäckig am Ball. Es gelingt ihm schliesslich fast im Alleingang, das Rätsel zu entschlüsseln, und er kann nach einer Odyssee über Istanbul, die Schwarzmeerküste und Berlin drohendes Ungemach im letzten Augenblick abwenden.

Zu berichten wäre noch von einer Liebesgeschichte zwischen dem virilen Winter und der Freundin der Geliebten des Brunnenmeisters. Zum Hauptstrang des Geschehens trägt diese Geschichte zwar nicht gross bei, doch hilft sie wohl dem Einzelkämpfer Winter über einsame Momente hinweg.

Nichts für Zartbesaitete

Peter Beck entwickelt eine spannende Story, die prächtig in die gegenwärtige politische Landschaft passt und in ihrem erschreckenden Möglichkeitsgehalt Angst einflösst. Die Handlung geht zügig voran und ist – wie gesagt – nichts für Zartbesaitete. Winter entpuppt sich als Supercop, den nichts aufhalten kann – weder schiesswütige Grobiane noch Kerkerlöcher, scharf bewachte Staatsgrenzen oder ein Brandanschlag auf sein Haus und andere Kleinigkeiten.

Natürlich bedient sich Beck einiger Klischees des Genres, und irgendwie hätte man sich den Hauptbösewicht und Drahtzieher gerne noch etwas geheimnisvoller und diabolischer gewünscht. Indessen besticht der Autor durch eine farbige Erzählweise, die auf solide Recherchierarbeit schliessen lässt. Der Handlung durchaus angemessen, verzichtet er auf geschliffenes Deutsch.

Seine Protagonisten sprechen und denken in kurzen, abgehackten Sätzen, welche die Unmittelbarkeit des Geschehens direkt einfangen. Dazu gehört, dass trotz deutschen Verlags Helvetismen zu ihrem Recht kommen. Meinem Ex-Post-Kollegen ist mit seinem dritten Krimi das gelungen, was die Amerikaner einen «Pageturner» nennen.

*Ulrich Gygi ist der Präsident von Furrerhugi sowie ehemaliger Post-CEO.