Digitalisiert ist er schon länger, erst jetzt sieht er auch so aus. Selecta hat einen neuen Automatenentwickelt. Statt einer Glasscheibe, die den Blick auf Red Bull, Snickers, Gummibärli und Co. zulässt, hat der Kunde nur noch einen Touch-Screen vor Augen.

Der neue Selecta-Automat sieht aus wie ein überdimensioniertes iPad mit angebauter Zahlungsapparatur. Und er kann viel mehr als sein klassischer Vorgänger. Pikant: Der neue Automat ist «offen für eine dynamische Preisgestaltung», wie Selecta es formuliert.

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Variierende Preise setzen sich mehr und mehr durch. Im Online-Handel, bei Flügen, Hotels und in Skigebieten sind sie unterdessen Standard. Zwar schrieb die «Handelszeitung» bereits in einem früheren Artikel, dass schwankende Preise auch im stationären Detailhandel Einzug halten dürften. Bis anhin jedoch hüteten sich die Händler, von dynamischen Preisen zu sprechen. Selecta sieht das offenbar anders.

So sei es möglich, «Produktpreise entsprechend dem Lagerbestand, der Wetterlage, der Tageszeit oder in Abstimmung mit Werbeaktionen dynamisch zu gestalten», heisst es in einer Mitteilung von Selecta.

Wird Red Bull am Freitagabend teurer?

Ob die Preise somit auch steigen und ein Red Bull am Freitagabend mehr kostet als am Vormittag, möchte Selecta auf Anfrage nicht bestätigen. «Wir können aber auf einen bestimmten Zeitpunkt hin spezielle Aktionen aufschalten», sagt Sprecherin Patrizia von Gunten. Wer beispielsweise ein bestimmtes Getränk wähle, bekomme die Chips-Packung für den halben Preis.

Ein Schritt in Richtung dynamische Preise geht auch Lidl Schweiz. Der Discounter stellt um auf digitale Preisschilder. «Wir können damit noch schneller auf Preisreduktionen im Markt reagieren und so stets der günstigste Anbieter sein», sagt Alessandro Wolf von Lidl Schweiz. Dass die Preise ändern noch während der Kunde zur Kasse läuft, werde aber nicht geschehen. Die Preisschilder würden erst in der Nacht überschrieben. Zudem gelte die Devise, dass landesweit ein Artikel in jedem Laden den gleichen Preis hat.   

Die Entwicklungen zeigen: Das Tabu der dynamischen Preise im stationären Handel scheint zu bröckeln.

Nährwerte auf dem Screen sichtbar

Neben der Möglichkeit zu dynamischen Preisen bringt der neue Selecta-Automat noch andere Änderungen. Er wird transparenter – zumindest was Produkteinformation betrifft. Der Kunde sieht nun Angaben wie Nährwert oder Anzahl Kalorien auf dem Bildschirm. Bei den konventionellen Automatenwar es eher zufällig, ob man diese Informationen durch die Scheibe auf einem Produkt sehen konnte.

Zudem wird auch Bezahlen einfacher: Statt für jedes Produkt einzeln abzurechnen, kann man nun bis zu drei Artikel in den Warenkorb legen. «Aus Erfahrungen wissen wir, dass 99 Prozent der Konsumenten nicht mehr als 3 Produkte kaufen», sagt von Gunten.

Wie viel Selecta für die neuen Automaten investiert, will das Unternehmen nicht preisgeben. Bis zum Jahresende sollen 200 der insgesamt 3500 öffentlich zugänglichen Automaten mit digitalem Screen ausgerüstet sein, besonders jene an Bahnhöfen und Flughäfen. Kommen sie bei den Kunden gut an, will Selecta die Anzahl erhöhen. Derzeit stehen bereits fünf neue Automaten am Zürcher Hauptbahnhof.  

Zuletzt wurden die Automaten im Jahr 2015 aufgefrischt. Damals digitalisierte Selecta die Prozesse im Hintergrund. Die Automaten-Betreuer sahen fortan, wann ein Automat mit welchem Produkt aufgefüllt werden musste. Dadurch mussten sie weniger ausrücken.