Elektroautos belasten das Stromnetz, vor allem, wenn alle gleichzeitig ihre Wagen aufladen. In einem neuen Projekt sollen BMW-Fahrer nun eine Geldprämie bekommen, wenn sie mit dem Aufladen warten.
Versorger sehen in den E-Autos sowohl Fluch als auch Segen: Einerseits belasten sie das Stromnetz, anderseits können die Batterien angezapft werden. Unter Hochdruck wird an neuen Ansätzen gearbeitet.
In einem neuen Pilotprogramm zahlt ein kalifornisches Versorgungsunternehmen den Fahrern von BMW- Elektroautos eine Geldprämie, wenn sie bei einer Überlastung des Stromnetzes ihre Wagen später aufladen.
Einhundert Besitzer des i3-Hatchback von der BMW AG bekommen vorab eine Prämie von 1000 Dollar (916 Euro), wenn sie an dem 18 Monate andauernden Test von Pacific Gas & Electric Co. (PG&E) teilnehmen. Das Programm, das diese Woche begann, läuft im Grossraum von San Francisco.
Peter Berman, ein 70 Jahre alter Psychologe in Alters-Teilzeit aus Los Altos, gehört zu den 100 Fahrern, die aus 400 Bewerbern ausgewählt wurden.
«Mein Verständnis ist, dass wir eine SMS bekommen, in der so etwas steht wie ’Hey, Sie laden Ihren Wagen gerade auf. Können Sie das um eine Stunde verschieben?’», sagt Berman im Interview mit Bloomberg. Er ist seit Oktober Fahrer eines über 40'000 Dollar teuren i3.
Fluch als auch Segen
Das PG&E-BMW-Programm zählt zu den zahlreichen Experimenten, die derzeit weltweit laufen. Versorgungsunternehmen versuchen herauszufinden, was passiert, wenn eines Tages wohl Millionen von Elektroautos unterwegs sind.
Die Versorger sehen in den Elektroautos sowohl Fluch als auch Segen. Zwar belasten die Fahrzeuge das Stromnetz, wenn alle gleichzeitig versuchen, ihre Autos aufzuladen. Auf der anderen Seite könnten die Versorger die Batterien der Fahrzeuge bei einer Überlastung des Netzes oder gar bei einem Stromausfall anzapfen - und die Fahrer für die abgezweigte Energie aus ihren Autos bezahlen.
PG&E geht davon aus, dass derzeit 65'000 Elektroautos im eigenen Versorgungsgebiet in Kalifornien unterwegs sind. Mit so vielen Fahrzeugen hat es kein anderes Energieunternehmen in den Vereinigten Staaten zu tun.
«Uns ist sehr an der Verbreitung von Elektroautos in Kalifornien gelegen. Das BMW-Pilotprogramm ist ein Vorhaben, das demonstrieren soll, dass wir die Masse dieser Wagen in einer verlässlichen Art und Weise handhaben können», erklärt Jana Corey, Direktor bei PG&E.
Elektroautos in kleine Kraftwerke wandeln
Das Unternehmen testet auch Technologien, welche die Elektroautos von Kunden in kleine Kraftwerke verwandeln, wenn die Stromnachfrage hoch ist.
Insgesamt 13 Nissan Leaf gehören zu einer Gruppe von 36 Fahrzeugen, die derzeit auf der Los Angeles Air Force Base im Rahmen der weltweit grössten Demonstration zur Energieübertragung von Fahrzeugen auf das Stromnetz getestet werden. Sobald die Autos an das Stromnetz über spezielle Stationen angeschlossen werden, können sie genügend Energie für rund 140 Haushalte liefern. Die Armee hat das Programm inzwischen auch auf anderen Basen übertragen - etwa Fort Hood in Texas und Joint Base Andrews in Maryland.
PJM, der Netzbetreiber in 13 US-Bundesstaaten, nutzt 20 Elektroautos, um kurzfristige Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen. Das Unternehmen will zudem die Energie von 20 Elektro-Schulbussen anzapfen. Diese werden gerade in den heissen Sommermonaten weniger genutzt - also zu der Zeit, in der auf Grund laufender Klimaanlagen die Nachfrage nach Energie vielerorts hoch ist.
«In diesen Fahrzeugflotten steckt ein grosses Volumen an elektrischer Energie. Und das stellt eine erstaunliche Ressource dar», erklärt Tim Lipman, der Co-Direktor des Transportation Sustainability Research Center an der University of California in Berkeley.
(bloomberg/ccr)