Pablo Picasso war ein Maler, der sich immer wieder neu erfand, ein Freigeist, ein Frauenheld – aber er war kein Autodesigner. Weshalb darf Citroën seine Familien-Vans mit dem berühmten Namen schmücken, wie beispielsweise jetzt wieder den neuen C4? Das ist – wie so vieles im Leben – einem Zufall zu verdanken. Irgendwo, in den oberen Etagen des Autoherstellers, sitzen Persönlichkeiten mit einem guten Draht zur Picasso-Stiftung. Details sind zwar nicht zu erfahren, aber zumindest dieses «Vitamin B» gibt man in Paris als Grundlage der guten Beziehungen preis. Demnach wurde die Stiftung vor Jahren angefragt, ob ein Automodell nach dem Künstler benannt werden dürfe.
Citroën und Picasso passen gut zusammen. Beide gehören in ihren Bereichen zum Aussergewöhnlichen. Beide erlangten ihre Berühmtheit mit der Gestaltung faszinierender Formen. Der spanische Künstler verewigte sie auf Leinwand oder schuf unvergleichliche Plastiken, Citroën anderseits unvergessene Formen aus Blech. So schrieb Picasso Kunstgeschichte, Citroën Autogeschichte – beide mit Design und Techniken, die ihrer Zeit weit voraus waren. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Citroën Traction, jene Limousine, die Jean Gabin in seinen Filmen der «Série Noire» verewigte, vorzugsweise in Schwarz. Berühmt sind aus dem gleichen Haus auch der Deux Cheveaux, als «die Ente» in die Geschichte eingegangen, oder die DS-Modelle der 1960er-Jahre, die nicht nur durch ihr Design auffielen, sondern auch mit ihrer hydraulischen Federung der Zeit weit voraus waren.
Der neue C4 Picasso, konzipiert in erster Linie für die Familie, kann mit verschiedenen technischen Höhepunkten aufwarten. Sein Feder-Dämpfungssystem ist zwar nicht ganz so aufwendig wie in der Oberklasse, es sorgt aber immer noch für guten Fahrkomfort. Dafür kann der neue C4 mit einer Karosserieform aufwarten, die nicht an jeder Strassenecke zu sehen ist – ganz im Sinne der Markentradition und des Spaniers Picasso, der immer nach dem Besonderen suchte.
Ferner sind die sparsamen und umweltverträglichen Motoren zu erwähnen. Beispielsweise der 1,6-Liter-Turbodiesel mit einer Leistung von 115 PS. Der Durchschnittsverbrauch nach EU-Messung liegt bei 4 Litern, der CO2-Ausstoss bei 105 Gramm pro Kilometer, was weit unter der EU-Vorgabe liegt. Was immer man auch von den in den letzten Wochen in die Kritik geratenen Verbrauchsangaben halten mag, sie geben jedenfalls einen Anhaltspunkt für Vergleiche mit Konkurrenzmodellen derselben Klasse. Da kann sich der neue C4 durchaus messen lassen.
Später wird ein noch sparsamerer Diesel folgen. Wer es nicht so mit den Selbstzündern hat, dem stehen zwei Benziner, ebenfalls mit 1,6 Litern Hubraum und Leistungen von 120 respektive 156 PS, zur Auswahl. Ausserdem lässt sich der C4 mit einem Parkassistenten ausstatten (macht automatisches Parkieren möglich), zudem optional mit einer Start-Stopp-Automatik oder einem Spurassistenten. Die Anzeigen erscheinen auf zwei übereinanderliegenden Displays. Eines zeigt die Einstellungen für das Infotainment an, das zweite Informationen über den technischen Zustand des Wagens und die elektronischen Assistenzsysteme.
Technisch ebenfalls bemerkenswert ist das Gewicht des neuen Modells. Dieses konnte dank einer neuen Plattform sowie der Verwendung hochfester Stahlkomponenten und Aluminium um 140 Kilogramm gesenkt werden, ohne dass etwa auf Komfortelemente oder Sicherheitseinrichtungen verzichtet werden musste.
Und um den Kreis zu schliessen und wieder auf Picasso zurückzukommen, sei die Inneneinrichtung erwähnt. Die Materialien, auch in den kostengünstigeren Modellvarianten, lassen nicht das Gefühl aufkommen, in einer automobilen Plastikwelt zu leben. Die Sitze sind vorbildlich geformt; in Lederausführung erhält man das Gefühl, man reise in der Businessklasse. Daran hat auch der mit einer Beinstütze ausgestattete Beifahrersitz seinen Anteil. Zwischen 26 500 und 38 600 Franken kostet der Picasso in der Schweiz. Für diesen Preis gäbe es auf Leinwand bestenfalls eine Fälschung.