Dieses Smartphone ist wie ein angesagter Club. Wer reingelassen werden will, braucht allerdings nicht die richtigen Schuhe oder die passenden Freunde, sondern sollte zum Beispiel dem Twitter-Account des Herstellers folgen und sich in Foren aktiv zeigen – so lauten zumindest zwei Tipps, die man im Netz findet, wenn man nach Wegen sucht, eines der derzeit begehrtesten Smartphones zu ergattern.

Es geht um das Smartphone OnePlus 2. OnePlus ist ein kleines, erst Ende 2013 gegründetes Unternehmen aus dem südchinesischen Shenzhen. Das Handy ist der Nachfolger des ebenfalls schon sehr begehrten OnePlus One.

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1,5 Millionen Geräte verkauft – geplant waren ein paar Tausend

Dabei ist OnePlus mit bescheidenen Zielen gestartet: Ein Smartphone, das sich auf das Wesentliche konzentriert – gute Technik zu einem günstigen Preis. Es sollten einige Tausend Geräte verkauft werden. Stattdessen wurden es etwa 1,5 Millionen beim OnePlus One. Der Nachfolger hat diese Marke mit zwei Millionen Vorbestellungen nach nur einer Woche bereits gerissen, schreibt das Unternehmen auf seinem Blog.

Das Erfolgsgeheimnis: Günstige Hardware zum Spitzenpreis und ein sich selbst am Leben erhaltender Hype um die stets knapp gehaltene Einladungsliste. Derzeit stehen mehr als 4,5 Millionen Nutzer auf der Warteliste. Allerdings tragen einige Nutzer auch Fake-E-Mail-Adressen von nicht existenten Interessierten ein, die sie angeblich geworben haben. Denn wer andere wirbt, rückt auf der Warteliste nach oben – ein weiterer Mechanismus, den Hype am Leben zu erhalten.

24 Stunden Zeit zum Kauf

Die Taktik geht bisher auf: Unter Technik-Freaks ist die Frage nach einem «Invite» für das OnePlus 2 gerade weitverbreitet. Dabei sollten zum Start 30-mal mehr Einladungen zur Verfügung stehen als beim Vorgängermodell. Die ersten Einladungen hat das Unternehmen unter seinen Fans auf Social-Media-Kanälen verlost. Wer eine davon ergattert, hat nur 24 Stunden Zeit, sie einzulösen – danach verfällt die Chance.

Nennt jemand eines der begehrten Geräte sein Eigen, soll er irgendwann selbst Freunde direkt zum Kauf des Smartphones einladen können.

Viele interessierte Käufer ärgert das Invite-System auch – sie kritisieren OnePlus dafür, dass beim ersten Smartphone durchweg weniger Einladungen vorhanden waren, als es Kaufinteressenten gab. Der Hersteller gelobte für das «2« Besserung – doch bisher scheint alles nach demselben Muster zu verlaufen.

Technisch gesehen wenig auszusetzen

Kürzlich meldete sich dann Mitgründer Carl Pei auf Twitter zu Wort: OnePlus liege eine Woche hinter dem Plan, ab diesem Wochenende sollten die Einladungen «aggressiv verteilt« werden. Konkrete Zahlen nennt er nicht. Wer bereit ist, satte 120 Euro mehr zu bezahlen, kann das OnePlus 2 in Deutschland übrigens inzwischen auch ohne Einladung über einen externen Händler bei Amazon bestellen.

Technisch ist auch am «2» wieder wenig auszusetzen: Ein Acht-Kern-Prozessor sorgt für die nötige Rechenpower, beim Speicher werden grosszügige 64 Gigabyte für Inhalte wie Musik und Apps fest verbaut. Die neue Version des Smartphones ist mit 400 Euro 100 Euro teurer geworden als der Vorgänger.

Zwei SIM-Karten parallel

Zum Vergleich: Ein iPhone 6 mit gleicher Speicherausstattung kostet 700 Euro. Wie das iPhone kommt das OnePlus 2 nun auch mit einem Fingerabdruck-Scanner auf den Markt. Eine Besonderheit ist die Möglichkeit, zwei SIM-Karten parallel zu nutzen – praktisch beispielsweise für Nutzer, die häufiger im Ausland sind. Eine Version mit nur 16 Gigabyte Speicher für 340 Euro soll später folgen.

Auch bei Testern kommt das gut an. Kritisiert wird lediglich, dass das leistungsfähige Smartphone unter Dauerlast wie beispielsweise aufwendigen 3D-Spielen warm wird, und die Speicherobergrenze von 64 Gigabyte. Die ist zwar nicht knapp bemessen – Nutzer mit übergrosser Musik-, Video- oder App-Sammlung müssen allerdings zu einem Gerät mit noch mehr Speicher greifen.

Bei Android Verzicht auf vorinstallierte Apps

Der Vorgänger One war bei Spitzentechnik und 64 Gigabyte Speicher für Inhalte wie Musik, Videos und Apps ein noch stärkerer Preisbrecher. Die Technikpresse zeigte sich damals begeistert, weil sich das One auf das Wesentliche eines Smartphones wie einen schnellen Prozessor und eine gute Kamera konzentrierte.

Bei der Software ist OnePlus einen Sonderweg gegangen: Die von Googles Android abgeleitete Eigenentwicklung Oxygen OS kommt ohne Apps daher, die viele Hersteller bei Android vorinstallieren. Oft sind sie nutzlos, und man wird sie kaum los.

Oxygen OS bleibt nahe am Original, dem Android-System. So können vor allem Sicherheitsaktualisierungen zeitnah installiert werden und nicht erst, wenn Samsung, LG oder Sony sich dazu bequemt haben, das entsprechende Android-Update freizugeben. Die Android-Sicherheitslücke «Stagefright« beispielsweise klafft immer noch auf zahlreichen Geräten der grossen Hersteller.

Dieser Text ist zuerst bei der «Welt» erschienen unter dem Titel «4,5 Millionen auf der Warteliste für ein Handy?!».