Mit seinen streng geometrischen Bauten hat Ole Scheeren bereits in einigen Städten Asiens sein Zeichen gesetzt und viele Preise eingeheimst. Die Sendezentrale des staatlichen Fernsehens China Central Television (CCTV) in Peking zum Beispiel gehört zu den aussergewöhnlichsten Hochhäusern überhaupt. Und mit seinem vertikalen Dorf «The Interlace» in Singapur gewann der deutsche Architekt Scheeren am Weltarchitekturfestival den Preis für das beste Gebäude des Jahres 2015 (siehe Bildergalerie).
Mit dem Projekt «Maha Nakhon» in Bangkok dürfte Scheeren dennoch in eine höhere Liga unter den Stararchitekten aufsteigen. Denn der preisgekrönte Wohnkomplex in Singapur etwa geht neben den zahlreichen weiteren architektonischen Wahrzeichen der Stadt fast ein bisschen unter. Maha Nakhon dagegen wird nach der geplanten Eröffnung im September mit 314 Metern das höchste Gebäude der gesamten thailändischen Hauptstadt sein.
Immer unfertig
Doch Scheerens Turm überragt nicht nur alle anderen Hochhäuser von Bangkok, er verblüfft auch durch seine ungewöhnliche Form. Wie 56 Leonard Street in New York, ein Wohnhaus der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, scheint auch Maha Nakhon aus einzelnen Glasquadern zu bestehen. Der optische Effekt wird verstärkt durch ein Band versetzter Elemente die von weitem als verpixelte Spirale erscheinen. Das Gebäude soll auch im vollendeten Zustand immer einen unfertigen Eindruck machen.
Der Turm solle «das Werden» und «die Entwicklung» symbolisieren, sagte Scheeren gegenüber CNN. Das passe zum Wesen der Stadt, in der er Ende der 90er mehrere Jahre gelebt hat. Für den Deutschen ist klar, dass der Kontext ein anderer ist als in Peking oder Singapur: «Alle meine Gebäude sehen unterschiedlich aus. Sie sind verschieden, weil andere Umstände andere Antworten inspirieren und verlangen.»
Nur für Reiche
«Ich glaube nicht an eine schablonenhafte Architektur, die man überall auf der Welt gleich anwenden kann», so Scheeren. Tatsächlich passt Maha Nakhon gut in die teilweise chaotische Stadt. Der gewöhnliche Bewohner von Bangkok wird davon allerdings nicht allzu viel haben. Neben einem Luxushotel und Läden werden die teuersten Appartements der Stadt und eine Dachbar im Hochhaus untergebracht.