Wir haben öfters Kunden, die kommen in ihrer Mittagspause oder wenn sie auf der Autobahn unterwegs sind, spielen schnell sechs Löcher oder üben auf der Driving Range», sagt Anita Arnold. Zusammen mit ihrem Mann Edi lancierte sie vor 17 Jahren – damit für den Schweizer Golfsport relativ früh – im luzernischen Reiden, nicht weit entfernt vom Autobahnkreuz Oftringen, eine Driving Range (Übungsanlage). Die Arnolds suchten gezielt neben dem Bauernbetrieb ein zweites Standbein. Man sei sehr zufrieden mit der Nachfrage, bilanziert Anita Arnold heute den Abstecher ins Golfgeschäft. Vor allem für Anfänger sei der kurze und flache Platz ideal. Aber Arnold erzählt auch von Stammkunden, die schon zehn Jahre dabei sind und immer wieder gern anreisen. «Klar sind wir ein Trainings- und Ausbildungsplatz. Wir wollen uns auch gar nicht mit den klassischen Klubs vergleichen», führt sie aus.
Reiden: Zahlen und spielen
Golf Wiggertal ist ein klassisches Familienunternehmen, ohne einen (mit)tragenden Verein. Man wolle die Strukturen möglichst einfach halten. «Das Prinzip ‹Pay und play› hat sich bewährt», fasst Arnold zusammen, welche die Administration und das kleine Bistro auf dem Platz betreut. Für die 6-Loch-Anlage braucht es eine Platzerlaubnis, zudem wird Golfunterricht angeboten. Bisher haben laut Arnold auf ihrer Anlage rund 500 Golfeinsteiger die offizielle Platzreifeprüfung des Verbandes absolviert.
Kerns: Vertrauen in die Ehrlichkeit
Auch im obwaldnerischen Kerns wurde aus Ackerland ein kleiner Golfplatz: «Bitte legen Sie das Greenfee von 25 Franken in die Kasse. Danke», heisst es an der Wand des Bauernhauses von Bärti Bucher. Darunter steht zudem ein Kübel mit allerlei Golfschlägern zur Selbstbedienung bereit. So unkompliziert geht es wohl nirgends in der Schweiz zu und her. «Wir haben uns dieses Vorgehen lange überlegt, aber das System hat sich bewährt», sagt Martin Sullivan vom Vorstand des Golfclubs Obwalden. Klar könne man «schwarz spielen», also die Bezahlung weglassen, doch die 6-Loch-Anlage sei überschaubar und der Anteil an fremden Spielern sei dies ebenfalls.
Für Sullivan ist der kurze Platz ideal für eine schnelle Runde am Mittag oder am Abend. Klar sei man noch nicht am Ziel, doch mit professioneller Unterstützung wollen die Innerschweizer weiter an den Fairways und den Greens arbeiten. «Wir möchten vermehrt auch Handicap-Spieler ansprechen, für sie ist es ein ideales Training für das kurze Spiel. Wir sehen uns denn auch als klare Trainingsanlage», sagt Sullivan. Speziell ist, dass über 6 Loch die Platzreifeprüfung möglich ist. Damit die Mitglieder auch auf richtigen Golfplätzen auswärts spielen können, erhalten sie die Golf-Card der Migros. Die Migros verwaltet auch das Handicap. Insgesamt investierte der Golfklub in Kerns rund eine halbe Million Franken in die 87 000 Quadratmeter grosse Anlage.
Seedorf: Kurz und edel
Ganz anders ist die finanzielle Dimension im urnerischen Seedorf. Dort startete Kiesunternehmer Franzsepp Arnold seinen Abstecher in den Golfsport mit einer Investition von 5,5 Million Franken. Arnold baute eine Company-Golf-Anlage mit grosszügigen Seminarräumen. Die dazugehörige Driving Range und der 6-Loch-Kurzplatz sind seit zwei Saisons offen. «Auf unserer Driving Range können Golfer ihren Schwung optimieren», sagt der Verwaltungsratspräsident der Company Golf & Lodge AG. Der Zutritt zur Driving Range in Seedorf kostet 10 Franken, die Tageskarte für den Platz 20 Franken. Die Löcher sind mit 30 bis 60 Metern Länge allerdings für Pitch & Putt-Verhältnisse ziemlich kurz.
Klar ist: Im Urnerland, wo im Reusstal wenig ebene Flächen bestehen, geht es weniger ums Golfen als vielmehr um ein Zusatzangebot für die Lodge. Architekt Max German und das Walliser Enfant terrible der Gastro- und Hotelszene, Heinz Julen, stellten ein edles Restaurant auf die Beine.
Ruswil: Steter Zufluss ist nötig
Ganz anders ausgerichtet ist das Konzept von Leo Muff mit seinem Publikumsgolf Rottal in Ruswil LU: Auch Muff bietet einen kurzen Platz an. Dies nach den Regeln des Pitch & Putt. Dabei sind die Löcher zwischen 40 und 90 Meter lang. Gespielt wird nach den offiziellen Golfregeln, aber nur mit drei Schlägern. Sein Ziel seien 250 Klubmitglieder, so Muff, dann könnten er und seine Familie wirtschaftlich gesehen vom Golfsport leben. Muff möchte seine Anlage auf 18 Loch ausbauen, doch zuerst muss er konsolidieren.
Muff weist allerdings auf ein Kernproblem aller kleinen Klubs und der Driving-Range-Betreiber hin: Viele Golfer nutzen den Kleinplatz als Einstieg und wollen sich relativ schnell auf einem grossen austoben. Muff: «Es braucht einen steten Strom an neuen Interessierten, nur schon um den Mitgliederbestand zu halten.» Auf der gepflegten und liebevoll gestalteten Anlage kostet eine 9-Loch-Runde 25 Franken, die zweiten neun schlagen nochmals mit 15 Franken zu Buch.
Engi: Rentnern sei Dank
Wiederum anders sind die Voraussetzungen im Glarnerland: Im abgelegenen Sernftal wussten bis vor ein paar Jahren die Einwohner kaum etwas mit Golf anzufangen. Die Zürcher Brüder Carl und Werni Rüesch brachten dann aber ihr Hobby in die idyllische Ferienregion und investierten viel Zeit in ihr Projekt, den Kurzplatzes in Engi. Von der Gemeinde wurde eine 2 Hektaren grosse Alpweide gepachtet und anschliessend umgezont. Mit einer Investition von 150 000 Franken, mit viel Fronarbeit und mit unkonventionellen Ideen entstand ein 9-Loch-Kurzplatz. Die beiden Pensionierten machten aus ihren Ferienhäusern ihr ständiges Domizil. Zusammen mit ihren Frauen führten sie den Kleinplatz mit grossem Einsatz und ohne Entschädigung bis Ende 2009. Anschliessend konnte ein fachkundiger, mehrköpfiger Vorstand gewonnen werden, der die kleine Anlage samt Klubhaus übernahm.
Affoltern am Albis: Familienbetrieb
Die Familie Biasio führt in Affoltern am Albis den Kurzspiel-Golfplatz, ergänzt mit der Golfschule fit4par, die von Pro Anthony Biasio geleitet wird. Der Start als Driving Range, die später zum Kurzspiel-Golfplatz ausgebaut wurde, wurde anfänglich belächelt, doch die gleichzeitige Gründung des Golfclubs Affoltern (GCA) schuf die notwendige Wachstumsbasis. Nebst einem speziellen Gelände mit Putting- und Chipping-Greens stehen – je nach Wochentag – der 6-Loch-Golfplatz oder der 9-Loch-Kurzspiel-Golfplatz bereit. «Die Anlagen bieten ideale Trainingsbedingungen für das Kurze Spiel, um so auch auf grossen Plätzen zu bestehen, denn schliesslich macht das Kurze Spiel etwa 70 Prozent des Erfolgs aus», sagt Anthony Biaso.
Bad Schinznach: Golf und Bad
In Schinznach-Bad wird die Pitch & Putt-Anlage gemeinsam mit den Thermalbädern vermarktet, dies unter dem Motto «Golfen und baden». Im Badezentrum können die Gäste ohne Handicap spielen. Mit Hilfe des renommierten Golfplatzarchitekten Peter Harradine wurde eine 9-Loch-Anlage geschaffen, die aussieht wie ein grosser Platz, aber kompakt ist und mit viel Natur die einzelnen Löcher abtrennt. Als Spezialität kann man in Bad Schinznach dank Flutlicht auch am Abend noch einlochen.
www.swisspitchputt.ch
Kurzspiel-Plätze
Die Association Suisse des Golfeurs Indépendants (ASGI) führt folgende Schweizer Kurzspielplätze in ihrem Verzeichnis:
Golfclub AffolternSportanlage Im Moos, Affoltern am Albis ZH
info@golfclubaffoltern.ch
Golf Club de Noas Rue du Louché 9,
Chermignon-den-Bas VS
info@golfnoas.ch
Publikumsgolf Rottal Underrot,
Ruswil LU
sekretariat@publikumsgolf-rottal.ch
Company Golf Golf, Seedorf
www.company.golf.ch
Sake Golf Academy, Losone TI
info@sakegolf.ch
St. Moritz Golf Academy Kulm Golf
St. Moritz, St. Moritz GR
info@stmoritz-golfclub.ch
Golf Club de la Vieille-Bâtie Route de
la Vieille-Bâtie 50, Collex GE
info@golf-vieille-batie.ch
Golf des Moulins Case Postale 205,
Verbier VS
golf.club@verbier.ch
Pitch & Putt – Golf Engi Engi GL
info@golf-engi.ch