Auf dem Papier sind Minergie-Häuser oft besser als in der Realität. Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Energie zeigt, dass der tatsächliche Energieverbrauch vor allem bei neu gebauten Mehrfamilienhäusern höher liegt als geplant.
Das ist von Bedeutung, weil das Minergie-Label gestützt auf Planungswerte und nicht aufgrund des Verbrauchs vergeben wird. Liegt der Energieverbrauch im Betrieb höher, hat das keinen Einfluss auf die Bewertung. Untersucht wurden für die Studie 214 Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Verwaltungsbauten, und zwar Sanierungen wie auch Neubauten. Die Gebäude wurden nach den Standards Minergie, Minergie A und Minergie P oder nach Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) gebaut.
Schuld wird bei Nutzern vermutet
Die am Donnerstag veröffentlichte Studie zeigt, dass mehr als drei Viertel der MuKEn-Neubauten mehr Energie verbrauchen als im Standard vorgesehen. Bei Minergie-Mehrfamilienhäusern und Verwaltungsbauten sind es zwei Drittel. Ähnlich viele Minergie-P-Mehrfamilienhäuser überschreiten die geplanten Energieverbrauchs-Werte. Am häufigsten sind aber Abweichungen von kantonalen Mustervorschriften bei Verwaltungsgebäuden. Es handelt sich jedoch nur um eine kleine Anzahl Gebäude.
Die Studien-Autoren weisen darauf hin, dass die Überschreitungen nicht bedeuten, dass der Standard nicht eingehalten wird. Allfällige bauliche Mängel wurden gar nicht untersucht. Sie gehen vielmehr davon aus, dass die Abweichungen der Planungswerte von tatsächlichen Energieverbrauch vor allem mit dem Verhalten der Gebäudenutzer zusammenhängen. Als mögliche Ursachen nennt die Studie Einstellungsprobleme oder ein tiefer Wirkungsgrad der Heizung.
Dank besserer Information mehr sparen
Die Autoren empfehlen daher ein regelmässiges «Fine Tuning» des Minergie-Systems. Nur wenn die Betriebseinstellungen regelmässig kontrolliert und angepasst würden, liesse sich tatsächlich Energie sparen. Ein normales Service- und Wartungs-Abonnement enthalte aber keine solchen Betriebsoptimierungen, heisst es in der Studie. Wichtig sei auch die Sensibilisierung der Haustechnikdienste und die besser Information der Nutzenden.
(sda/jfr)