Ernst und Hildy Beyeler sind ein bewährtes Team. In den letzten fünfzig Jahren haben sie ihre Basler Galerie zum weltbekannten Treffpunkt für Kunstsammler gemacht. Dank ausgeprägtem Qualitätsbewusstsein und konservativem Beharren auf Werken der klassischen Moderne haben die Beyelers eine Sammlung mit über 150 Werken von Picasso, Giacometti, van Gogh bis Warhol zusammengestellt, die seit letztem Jahr im Renzo-Piano-Bau der Fondation Beyeler in Riehen zu sehen ist. Das neue Museum wird seither wegen seiner idealen Verbindung von Kunst, Architektur und Landschaft weltweit mit viel Lob überschüttet. Dies ist aber kein Anlass für den 77jährigen, sich zur Ruhe zu setzen. Der Ehrendoktor der Uni Basel hat soeben mit seinem Team ein international beachtetes Ereignis durchgeführt: Das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude hat die Bäume in der Umgebung der Fondation mit silbergrauem Tuch verhüllt.
Die Galerie
Nach Matur, kaufmännischer Lehre und Studien in Ökonomie und Kunstgeschichte übernahm Ernst Beyeler 1945 ein Buchantiquariat an der Basler Bäumleingasse, das er 1954 in Galerie Beyeler umbenannte. Unterstützt durch Ehefrau Hildy wurde die Galerie bald einmal zu einer ersten Adresse für Qualität im internationalen Kunsthandel. Viel Beachtung fanden die Ausstellungskataloge, an denen der Grafiker Max Fendt, Vater der Expo-Chefin Jacqueline Fendt, mitwirkte. Auch Picasso gefielen die Kataloge so sehr, dass Beyeler den Spanier durch Vermittlung seines Freundes Jean Planque, eines kürzlich verstorbenen Pariser Malers, bald einmal kennenlernte. Als grosse Geste Picassos durfte sich Beyeler 26 Werke des Künstlers aussuchen und erwerben. Ein weiterer Glücksfall war, dass der Basler 100 Klee- und 80 Giacometti-Werke sowie weitere 340 Bilder von Cézanne bis Matisse vom amerikanischen Stahlmagnaten und Sammler David Thompson erwerben konnte. Dank der Unterstützung durch den reichen Basler Unternehmer Hans Grether, der als Stammkunde und teilweise auch als Bürge fungierte, konnte Beyeler derart grosse Deals abwickeln. «Mein verstorbener Mann hat Beyeler in seinen Anfängen finanziert», sagt Esther Grether, die auch heute noch die Dienste der Galerie benutzt. Andere prominente Kunden waren und sind etwa Gianni Agnelli, David Rockefeller, Farah Diba, Peter Ludwig oder auch Marc Rich und Hans Imholz.
Sein privater Kreis
Ernst Beyeler ist als jüngstes Kind mit den vier Geschwistern Walter (ehemaliger Direktor der «Basler Zeitung»), Fritz (verstorben), Clara und Frieda aufgewachsen. Er genoss eine strenge Erziehung durch seinen Vater, einen SBB-Beamten. Heute wohnen Beyeler und seine Ehefrau in der Basler Nobelgemeinde Riehen und besitzen ausserdem eine Wohnung in der Altstadt von Basel. Nachdem sie die meisten Werke in ihr Museum abgegeben haben, gebe es in ihrem Riehener Haus jetzt «weisse Wände wie in einem Neubau», sagt Hildy Beyeler: «Wir fanden bisher keine Zeit, andere Bilder aufzuhängen.» Der private Kreis Beyelers umfasst unter anderen seine Kollegen vom Basler Ruderclub wie den Bankier Georg Krayer oder den Kunstgeschichte-Professor Reinhold Hohl, der seinem Freund trotz dessen bescheidenem Auftreten schlicht das Prädikat «Weltformat» verleiht. Freundschaftliche Kontakte pflegt Ernst Beyeler auch zu William Rubin, Alt-Direktor des Museums of Modern Art in New York, zu Picassos Sohn Claude, Dürrenmatt-Witwe Charlotte Kerr, den Künstlern Samuel Buri, Ernesto Chillida oder Henri Cartier-Bresson sowie dem Bankier Richard Dreyfus oder der Galeristin Trudl Bruckner, mit der er die Kunstmesse Art mitbegründet hat. «Beyeler hat ein absolutes Gespür für Qualität», sagt Bruckner. Als Hobbies pflegt der rüstige, 77jährige Millionär neben Rudern auch Wandern, Velofahren und die Freizeitmalerei.
Die Stiftung
Das kinderlose Ehepaar Beyeler richtete bereits 1982 eine Stiftung ein, die als Zweck die Errichtung eines Museums für die umfangreiche Sammlung hatte. Der hervorragende 55-Millionen-Bau des italienischen Architekten Renzo Piano wurde letztes Jahr eröffnet. Im Stiftungsrat wirken neben den beiden Stiftern Beyelers alter Freund und Architekt Florian Vischer, Kunstgeschichte-Professor Gottfried Boehm, Edgar Fluri (Schweizerische Treuhandgesellschaft), die Riehener Gemeinderätin Maria Iselin-Löffler und Ex-Ciba-Direktor Robert Albrecht sowie neu die Leiter des Riehener Museums Markus Brüderlin und Beat Privat mit.
Einst war Basels Gemeinde Riehen ein Hort der Ruhe und des Friedens. Wegen des Erfolgs der Fondation Beyeler und der «Wrapped Trees»-Aktion des Ehepaars Christo nahm Riehens Verkehrssituation Anfang Dezember zuweilen grossstädtische Züge an. Und als man bekanntgab, dass die verpackten Bäume früher als geplant wieder ausgepackt würden, wurde der Ansturm so gross, dass auch das Verkehrskonzept, das der Basler Kommunikationsberater Philipp Junker erarbeitet hatte, nichts mehr fruchtete. Ernst Beyeler selbst engagiert sich seit Jahren für den Umweltschutz. So lancierte er die Auktion «Art for our Planet», an der sich auch Hesta-Chef Thomas W. Bechtler beteiligte. Ziel der Auktion war es, Geld für die Erneuerung der Schiffsflotte von Greenpeace zu sammeln. Greenpeace und WWF werden von Ernst Beyeler unterstützt.