Die Euphorie war gross. Weltweit. Apple hat alles gegeben, um die Spannung vor der Keynote im kalifornischen Cupertino auf die Spitze zu treiben. Der Konzern hatte sogar einen weissen Kubus ohne Fenster um das Flint Theater gebaut, wo die Präsentation stattfand.

Auch in der Schweiz folgten viele Apple-Jünger der Medienkonferenz in Cupertino, Kalifornien. Der Technikgigant hatte die Präsentation live und zweisprachig (Englisch/Chinesisch) auf seiner Homepage übertragen. Um das Video streamen zu können, musste man einen Browser aus dem Hause Apple nutzen. Allen anderen wurde ein Live-Blog aufgezwungen.

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Schweizer Apple-Jünger enttäuscht

Vor allem das neue iPhone6 plus enttäuscht Schweizer Apple-Freunde. Die Grösse der neuen Displays macht Sorgen. Bisher sei es einfach gewesen, das Handy mit nur einer Hand zu bedienen. Sie zweifeln, dass das auch in Zukunft möglich sein wird. Auch die Form der neu vorgestellten Smartwatch stösst auf Skepsis. Auch wenn Apple eine komplett neue Bedienung präsentiert hat, meint ein Tech-Blogger: «Apple hat das Rad nicht neu erfunden.»

Apples erste Smartwatch spaltet auch die Mode-Branche. Den einen Experten ist die Computer-Armbanduhr zu männlich und zu unsexy, andere preisen ihr schlichtes und klares Design. Zwar gilt das Unternehmen aus dem Silicon Valley schon seit langem als Trendsetter für angesagte Hightechprodukte, doch wagt es sich nun erstmals in die glitzernde Lifestyle-Welt. Dazu luden die Kalifornier diesmal auch vermehrt Journalisten aus dem Glamour-Metier zu ihrer jährlichen Neuheiten-Präsentation ein, bei der Konzern-Chef Tim Cook - mit gewohnter Dramaturgie - nicht nur zwei neue iPhone-Modelle sondern auch die seit langem mit Spannung erwartete Apple Watch vorstellte.

Überzeugungsarbeit bleibt

Anders als bei vielen seiner langjährigen Fans muss Apple mit der Smartuhr aber noch Überzeugungsarbeit leisten. «Sie ist nicht schön», sagte etwa Modedirektorin Roseanne Morrison von der Beraterfirma Doneger. «Sie ist eher futuristisch als weiblich sexy.» Dies bemängelte auch Eric Wilson vom «InStyle Magazine». Mit Ausnahme der farbigen und goldenen Variante sei es eine sehr männliche Uhr. «Die Apple Watch wird sicher als Statussymbol getragen.» Was die Individualität und Flexibilität angeht, sei sie aber eher gewöhnlich.

Zwar versprechen sich viele Technologieunternehmen wie auch Erzrivale Samsung von der Apple Watch einen Schub für das noch junge Geschäft mit sogenannten «Wearables». Und auch auf der New York Fashion Week waren diese mit Elektronik vollgestopften Armbänder und andere digitale Schmuckstücke das Thema Nummer eins. Doch der Chef des Herstellers Misfit Wearables tut sich mit der Apple-Uhr ebenfalls noch schwer, die auch als Halsband oder Brosche getragen werden kann. Sonny Vu vermutet, dass vor allem weibliche Modefans vor einem Kauf zurückschrecken könnten, weil sie um ihre nahtlose Bräune an Hals oder Armen fürchteten und an mehr emotionalen Produkten interessiert seien.

Vogue aus dem Häuschen

Andere Experten wie Alexandra Shulman von der Modezeitschrift «British Vogue» waren dagegen ganz aus dem Häuschen. «Die Kombination aus Funktion und Design ist makellos», sagte sie. Auch Jenna Blaha vom Magazin «Marie Claire» zeigte sich beeindruckt. Doch für viele Branchenkenner steht das Wearables-Geschäft mit ganz anderen Innovationstreibern als Apple erst noch in den Startlöchern. So bringt der Smartschmuck-Hersteller Ringly einen Ring auf den Markt, der über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden ist und etwa über eingehende Nachrichten informiert. Die Wearables-Welt sei in Bewegung, sagte «Marie-Claire»-Reporterin Lea Goldman bei der Apple-Präsentation in Cupertino. «Das ist erst der Anfang.»

(reuters/ise/gku)

 
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