Er wollt ein «normaler Präsident» sein. Doch in seiner Amtszeit lief vieles schief - und François Hollande stürzte in den Umfragewerten in ungeahnte Tiefen. Die Bilanz eines Scheiterns.
Schon rein optisch stand die Präsidentschaft von François Hollande von Beginn an unter keinem guten Stern. Als er nach seiner feierlichen Amtseinführung am 15. Mai 2012 über die Champs-Élysée fuhr, goss es in Strömen. Statt der traditionellen Triumphszene sahen die Franzosen einen völlig durchnässten Staatschef. Das Bild blieb haften: Ein begossener Pudel, der sich bemüht, Haltung zu wahren.
Unbeliebt und politisch vereinsamt
Es wirkt im Rückblick wie ein Symbol seiner Amtszeit. Der heute 62-jährige Hollande wollte ein «normaler Präsident» sein, nah am Volk, so sein grosses Wahlversprechen. Eine Abgrenzung von seinem Vorgänger Nicolas Sarkozy, dessen Bling-Bling-Geltungsdrang und Hyperaktivität. Doch Hollande wurde vor allem ein unbeliebter Staatschef.
In den Umfragewerten fiel er schliesslich noch tiefer in den Keller als Sarkozy - Ironie der Geschichte. «Ich habe kein Glück gehabt», sagte er mit Blick auf die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit einmal lapidar zu Journalisten.
Doch das ist nicht die ganze Geschichte: So richtig ist Hollande nie in die Rolle des Präsidenten hineingewachsen. Er brachte seine Botschaften nicht rüber, er leistete sich Fehltritte wie seine offenen Bekenntnisse gegenüber Journalisten und wirkte zum Schluss politisch vereinsamt.
Klassischer Weg
Der 1954 in Rouen geborene Arztsohn kam auf klassisch französischem Weg in die Politik: Jura- und Politikstudium, anschliessend die Elite-Verwaltungshochschule ENA und eine Tätigkeit beim Rechnungshof. In die Sozialistische Partei trat er 1979 ein, schloss sich aber im Richtungsstreit keinem der Flügel an. Hollande wurde Abgeordneter, später führte er mehr als ein Jahrzehnt die Sozialistische Partei. Aus diesen Jahren stammt sein Spitzname «Mann der Synthese».
Im eigenen Lager rieben sich viele bald verblüfft die Augen. Linke Versprechen wie die Reichensteuer scheiterten, nach einem Kassensturz setzte Hollande aufs Sparen. Und der Präsident, der im Wahlkampf noch die Finanzwelt zu seinem Feind erklärt hatte, machte liberale Wirtschaftsreformen.
Für Entfremdung vom eigenen Lager sorgte auch der mit Knall gescheiterte Vorstoss, Terroristen leichter den französischen Pass abnehmen zu können - den einzigen Fehler, den Hollande am Donnerstag selbst als solchen erwähnte.
Gute Figur als Oberbefehlshaber
Am besten machte er sich noch auf dem aussenpolitischen Parkett - als Oberbefehlshaber schickte er Truppen gegen Islamisten in Mali, im Irak und in Syrien. Das kam an. Als Gastgeber des Pariser Klimagipfels konnte er das historische Abkommen für sich reklamieren. Nach den Terroranschlägen zeigte Hollande sich als ruhiger Krisenmanager - doch je häufiger Extremisten zuschlugen, desto mehr geriet er auch bei diesem Thema in Bedrängnis.
Für Schlagzeilen sorgte Präsident Hollande, Vater von vier Kindern, auch mit seinem Privatleben im Élysée: Mit der aufsehenerregenden Trennung von seiner «Première Dame» Valérie Trierweiler und der dann über Paparazzi-Fotos bekanntgewordenen Beziehung zur Schauspielerin Julie Gayet.
Er selbst betonte nun, dass er zu seiner Bilanz stehe, dass die Reformen Zeit bräuchten, um ihre Wirkung zu entfalten. Zeit, die Hollande nicht mehr hatte.
(sda/ccr)