Der moderne Mann blickt kritisch in den Spiegel. Schwindendes Haar, «Love Handles», Falten – Makel dieser Art bekämpft er immer entschlossener. Zumal Studien längst zeigen: Wer frisch und dynamisch aussieht, hat nicht nur bessere Chancen bei Frauen, er steigt auch eher die Karriereleiter hinauf. Und so joggt er, stemmt Gewichte, isst lowcarb und hilft bei besonders resistenten Makeln künstlich nach – allerdings gern per Eingriff ohne echte Operation.

Von dieser Beauty-Bewegung profitieren diverse Berufsgruppen, insbesondere spezialisierte Männerkliniken wie die Zürcher Gentlemen's Clinic. Die Spezialisten bieten das volle Programm: Von Faltenunterspritzung über Fett-weg-Spritze und Augenlidkorrektur bis hin zur Intimchirurgie ist alles möglich – und das bitte minimalinvasiv. Denn Männer leiden mehr: «Männer sind, was die Schmerztoleranz angeht, empfindlicher als Frauen, sie wollen keine OP», sagt Mitgründerin Yuan Yao. «Und vor allem wollen sie sofort wieder zur Arbeit, ohne dass jemand von dem Eingriffetwas.»

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Der Kampf ums Haar

Am häufigsten wollen diese Männer dem Lichterwerden des Haars Einhalt gebieten. «40 bis 50 Prozent unserer Kunden lassen sich gegen Haarverlust behandeln, zum Teil schon mit Anfang 20», so Yao. Die Behandlungsmethode richtet sich nach dem Stadium des Haarverlustes.

Zwecks Prävention bei Männern sehr beliebt sei PRP – eine Eigenbluttherapie, bei der das Blutplasma des Patienten direkt in die Kopfhaut injiziert wird. So soll nicht nur der Haarausfall verlangsamt, sondern auch der Haarwuchs unterstützt werden. Nach etwa 30 bis 60 Minuten ist alles vorbei und der Patient um rund 800 Franken leichter. Dafür aber optisch unversehrt: «Da es sich um Mikroinjektionen handelt, entstehen nach der Behandlung generell weder Schwellungen noch Rötungen», erklärt Yao. Doch nicht jeder eignet sich: Ist der Haarausfall schon weit fortgeschritten, hilft nur noch die Haartransplantation.

Haartransplantation

Haartransplantation ist der letzte mögliche Schritt für ein volles Haar.

Quelle: BSIP/Getty Images

Optische Haartäuschung

Besonders stark im Kommen sei auch die Mikrohaarpigmentierung, eine Art Tätowierung, die das Haar rein optisch verdichtet. Bei den imitierten Haarstoppeln handelt es sich um hypoallergene Farbpigmente, die in die erste Hautschicht eingebracht werden. Je nach gewünschtem Ausmass kann das Prozedere bis zu sechs Stunden dauern. Kostenpunkt: von 500 Franken aufwärts. Dafür sei man direkt arbeits- und gesellschaftsfähig. Halten soll das Ganze bis zu drei Jahre, danach wird eine Farbauffrischung notwendig.

Der Kampf gegen die schwindenden Haare eint Männer aller Gesellschaftsschichten. «Zu uns kommen CEOs, Milliardäre, Sportler, aber auch Friseure, Bauarbeiter und Büroangestellte», sagt Yao. Um die Verjüngung gehe es ihnen dabei nicht. «Ein Mann, der 45 ist, möchte auch so aussehen, aber er möchte die beste Version von 45 sein.» Nicht zuletzt deshalb zählen Haar- wie auch Fett-weg-Behandlungen zu den beliebtesten nichtoperativen Eingriffen.

Schockfrosten und Sterben

Bei der Eliminierung böser Fettzellen hat es den Männern vor allem eine Methode angetan: die Unterkühlung. Bei der Cryolipo werden Problemzonen via Vakuum angesaugt und auf Gefrierschranktemperatur heruntergekühlt, wodurch die Fettzellen sterben. Pro Körperareal dauert das rund eine Stunde. Abtransportiert werden die abgestorbenen Zellen über das Lymphsystem des Körpers.

Einziger Wermutstropfen: Pro Behandlung wird nur ein Drittel der Fettschicht gekillt, und das Ergebnis zeigt sich erst nach zwei bis vier Monaten.Etwa zwei Behandlungen pro Tag nehme die Klinik vor, sagt Yao. Die Nebenwirkungen der rund 800 Franken teuren Behandlung seien von Mann zu Mann verschieden. «Manche verspüren nach einigen Tagen Verhärtungen im Gewebe, andere dagegen merken gar nichts.»

Schönheitsoperation

Männer bekämpfen ihre Makel immer entschlossener.

Quelle: Shutterstock

Manchmal hilft nur abspecken

Ein Problem: Das Unterkühlen überzähliger Fettzellen eignet sich nur für Männer, die ohnehin wenig (Fett-)Laster haben. «Wenn Sie grossflächig optimieren wollen, hilft nur die Liposuktion, sprich Fettabsaugung», sagt Urs Bösch, Leiter der Meon Clinic für plastische Chirurgie in Luzern, der auch die Schweizerische Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie (SGAC) präsidiert. Zudem sei gerade der Männerbauch häufig ein schwieriges Terrain, dem mit künstlichen Eingriffen nur schwer beizukommen ist. «Bei Männern lagert das Fett häufig im Bauchinnenraum zwischen den Eingeweiden, sodass keine Therapie von aussen möglich ist. Da hilft nur abspecken», sagt Bösch.

Über tausend chirurgische und nichtchirurgische Eingriffe werden jedes Jahr in seiner Klinik vorgenommen. Nasenkorrekturen, Lidplastik, Facelifts, Beseitigung von Männerbrüsten, Fettabsaugungen, Unterspritzung von Botulinum (Botox) für weniger Falten oder von Hyaluronsäure und Eigenfett für mehr Volumen im Gesicht. Die Wartezeit beträgt bis zu drei Monate.

18 bis 20 Prozent der Patienten sind Männer. Die jüngsten, die zu Bösch kommen, sind Anfang 20. Meist klagen sie über eine angeborene oder erworbene Fehlbildung, wie etwa die Ausbildung von Brüsten. Ab 40 treten die ersten Alterserscheinungen auf, die ersten Falten um Augen, Mund und Stirn, eine tiefer werdende Zornesfalte, Brauen, die zunehmend herabsinken, und Lider, die erschlaffen – die Vorboten der Vergänglichkeit.

Botox

Botox ist nach wie vor sehr beliebt – das Einspritzen dauert nur 10 bis 15 Minuten.

Quelle: Keystone

Botox kann blau machen

Viele Männer lassen sich von Bösch die Falten und Furchen wegspritzen, «nicht um jünger, sondern um besser auszusehen», so der Facharzt. Der Preis für eine Behandlung mit Botox liegt bei 400 bis 800 Franken, mit Hyaluron bei bis zu 1000 Franken. Rund 800 Botox- und 700 Hyaluron-Behandlungen führt Bösch pro Jahr durch. 10 bis 15 Minuten dauert das Einspritzen, mit Hyaluronsäure etwas länger.

Zu sehen ist danach höchstens eine punktuelle Blauverfärbung. Bei Hyaluron kann es auch zu Schwellungen kommen. Seine Wirkung entfaltet das Botox bis zu sechs Monate lang, die Hyaluronsäure bis zu zwölf Monate. «Beides sind bewährte Methoden mit gut vorhersehbaren Resultaten – zumindest in den Händen des geübten Arztes», sagt Bösch.

Kein übermässiges Schwitzen mehr

Von den nichtoperativen Massnahmen steht auch «Mira-Dry» hoch im Kurs, eine Behandlung gegen übermässiges Schwitzen. «Dabei werden die Schweissdrüsen mit einer Mikrowellentechnologie erhitzt und so schliesslich zerstört», sagt Bösch. Problematisch sei das nicht. «Die Achseln machen auf dem Körper insgesamt nur einen kleinen Teil der Schwitzregion aus. Es gibt noch genügend andere Körperregionen zum Schwitzen.» Den hässlichen Halbmond auf dem Hemd aber sei man für immer los. Das hat seinen Preis: 2200 Franken kostet die Behandlung.

Eines fällt dem Arzt bei den nichtoperativen Massnahmen immer mehr auf: «Die Korrekturen für Behandlungen, die andernorts durchgeführt wurden, haben in den letzten Jahren stark zugenommen – etwa wenn zu viel oder im falschen Gesichtsbereich Botulinum und Hyaluron gespritzt wurde.» Dies könne zu anhaltenden Schwellungen und Einblutungen, im schlimmsten Fall gar zu Gewebeschädigungen führen. Doch Männer wollen nicht behandelt aussehen. «Für sie ist das grösste Kompliment, wenn jemand sagt: Mensch, du siehst ja frisch aus.»