Vor rund zwei Jahren hat Apple seine erste Computeruhr lanciert. Letzten September kam die zweite Version der Apple Watch heraus, und nun entwickelt der Techkonzern das dritte Modell. Für diese Ausführung plant Apple offenbar eine entscheidende Neuerung – die Uhr soll einen direkten Anschluss zum Mobilfunknetz haben. Was bedeuten diese Pläne für die Schweizer Uhrenindustrie? Dieser Text klärt fünf zentrale Fragen.

An was arbeitet Apple genau?
Apple will die Computeruhr offenbar mit einem direkten Zugang zum Mobilfunknetz ausstatten. Wer also kommunizieren oder für den Sport neue Musik laden möchte, müsste also nicht mehr das iPhone dabei haben: Die Uhr wird unabhängig vom Smartphone – sogar telefonieren sollen die Uhrenträger damit können. Möglich soll dieser Zugang zum LTE-Handynetz dank eines Chips vom US-Hersteller Intel werden. Das Gerät soll auch eine eigene SIM-Karte erhalten.


Die Gerüchte werden wie üblich von Apple nicht bestätigt. Auch ist nicht klar, wann die neue Version der Apple Watch auf den Markt kommt. Womöglich wird sie Apple gemeinsam mit dem neuen iPhone im September präsentieren. Vielleicht plant Apple die Präsentation aber erst für das kommende Jahr. Der Hersteller muss nämlich ein kniffliges Problem lösen: Die Apple Watch benötigt eine leistungsfähige Batterie, damit die Uhr trotz der neuen Möglichkeiten nicht ständig zurück ans Ladekabel muss.

Schadet die Apple Watch der Schweizer Uhrenindustrie?
Wahrscheinlich – aber längst nicht allen Herstellern. Dass Apple mit seiner Computeruhr Erfolg hat, steht fest. Der Techkonzern gibt fast keine Verkaufszahlen zur Apple Watch bekannt. Aber laut einer Studie der UBS ist sie bereits die wertvollste Uhrenmarke nach Rolex geworden. Rund 2,8 Millionen Stück verkaufte Apple alleine von Januar bis Ende März 2017, schätzen die Analysten von Strategy Analytics.

Erhält die Uhr einen direkten Internetzugang, könnte dies dem Produkt endgültig zum Durchbruch verhelfen. Die meisten Schweizer Uhrenhersteller verfolgen Apples Plänen dennoch gelassen. Die Industrie macht den grössten Teil ihres Umsatzes mit Luxusuhren. Solche Uhren sind nicht nur teurer als die Apple Watch, sondern werden meistens auch aus anderen Gründen gekauft: Es sind Statussymbole. «Sie sind kompatibel mit der Apple Watch», sagt beispielsweise Jean-Claude Biver, Chef des Konzerns TAG Heuer. Unter Druck sind jene Schweizer Marken, welche ähnlich teure, batteriebetriebene Uhren wie die Apple Watch verkaufen – beispielsweise Tissot, Certina, Movado oder Fossil. Ihnen macht die Apple Watch vermutlich Konkurrenz.

Wie reagieren die Schweizer Hersteller auf Apples Uhr?
Mehrere Uhrenmarken haben eine Smartwatch lanciert. Vorreiter ist TAG Heuer und ihr Chef Jean-Claude Biver. Die intelligente Uhr «TAG Heuer Connected» ist zum bestverkauften Modell der Marke avanciert. Biver will die nächste Version der Connected wie Apple mit einem direkten Mobilfunkzugang ausstatten.

Nebst TAG Heuer haben auch etwa Frederique Constant, Mondaine oder Montblanc intelligente Uhren im Sortiment. Viele Marken müssen aber gar keine Antwort auf die Apple Watch liefern, weil ihr Produkt nicht von ihr bedroht wird. TAG-Heuer-Chef Biver fände es  «(..).eine Katastrophe, wenn die ganze Industrie auf Smartwatches setzen würde», wie er der handelszeitung.ch sagte.

Lässt Swatch-Chef Nick Hayek die Apple Watch wirklich kalt?
Die Swatch Gruppe hat eine Reihe von Marken, denen die Apple Watch gefährlich werden könnte – allen voran Tissot. Konzernchef Nick Hayek gibt sich betont gelassen, wenn er auf die Uhr der Kalifornier angesprochen wird – gerne spricht er von einem «interessanten Spielzeug».

Doch untätig bleibt der Konzern dennoch nicht: In Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut CSEM entwickelt Swatch ein Betriebssystem für Smartwatches – es soll in Tissot-Uhren Anwendung finden. Mit der Bezahluhr Bellamy und der Touch Zero One hat Swatch zudem schon seit Längerem intelligente Uhren im Angebot.

Wer macht Schweizer Firmen den Platz am Handgelenk streitig?
Der Markt für «Wearables» wächst. Letztes Jahr wurden laut den Marktforschern von IDC weltweit gut 100 Millionen dieser Computer für das Handgelenk verkauft – vor allem Smartwatches und Fitness-Armbänder. Somit ist der Markt zwar stagniert. Bis 2021 dürfte er sich aber mehr als verdoppeln, schätzt IDC.

Immer mehr Unternehmen steigen in das Geschäft mit «Wearables» ein. Der Wettbewerb wird intensiver, wie das Beispiel Fitbit zeigt: Der US-Hersteller wurde diese Woche vom chinesischen Wettbewerber Xiaomi als Weltmarktführer bei den Fitness-Armbändern abgelöst. Bei den Smartwatches kann sich Apple seine führende Stellung nicht sicher sein: Erzrivale Samsung macht den Amerikanern auch in diesem Geschäft Konkurrenz. Samsung hat auch bereits umgesetzt, was Apple plant: Die Südkoreaner haben eine Smartwatch mit direktem Zugang zum Mobilfunknetz im Angebot.

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