Auch Computerspielen kann ein Sport sein: Beim eSport zocken Profi-Gamer um Preisgelder in Millionenhöhe. Dafür greifen manche zu leistungssteigernden Mitteln. Bei einem Turnier in Köln soll es nun erstmals Drogentests geben.

Der virtuelle Kampf findet hinter hohen Wänden statt. Abgeschottet vom Rest des Trubels auf der Computerspielmesse Gamescom liefern sich bewaffnete Terroristen und Spezialeinheiten ein digitales Feuergefecht.

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Wettkampf im «Counter Strike»

Etwa 300 Zuschauer verfolgen von einer Tribüne aus das Geschehen auf einem Bildschirm, der so gross ist wie zwei Schiffscontainer. Blendgranaten fliegen durchs Bild, Maschinengewehre rattern in der wüstenähnlichen Szenerie, vermummte Schützen suchen duckend Schutz hinter Holzboxen vor gegnerischen Kugeln.

Hier messen sich professionelle Computerspieler etwa bei «Counter-Strike» - einem Taktik-Shooter nach dem Räuber-und-Gendarm-Prinzip. Noch bis zum Sonntag kämpfen die Teams der Electronic Sports League (ESL) um die Deutsche Meisterschaft in mehreren Spiele-Kategorien.

Professionelle Zocker

eSports nennt sich das professionelle Computerspielen. Bei Rundensiegen klatscht das Publikum für sein Lieblingsteam, in Pausen analysieren Kommentatoren wie beim Fussball den Spielverlauf.

Das professionelle Zocken ist ein schnell wachsendes Geschäft. Bei einigen Turnieren winken Preisgelder in Millionenhöhe. Das verleitet einige Spieler, ihre Leistungen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten anzukurbeln. In der Szene ist die Rede von Ritalin oder Cannabis.

500 Tastenanschläge pro Minute

Kürzlich sorgte ein Profi-Spieler für Aufsehen, als er in einem Interview behauptete, gemeinsam mit seinem Team das Aufputschmittel Adderall eingenommen zu haben. Bei den Action- oder Strategiespielen sei stundenlange Konzentration gefragt, sagt Ulrich Schulze, der bei der ESL für die Profispieler zuständig ist. Topspieler hämmern minütlich bis zu 500 Mal auf die Tastatur ein.

Die Liga kündigte nun bei einem anstehenden Turnier in Köln zum ersten Mal Drogentests an. In Zusammenarbeit mit der unabhängigen Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) sollen 80 Spieler stichprobenartig auf verbotene Substanzen getestet werden. «Wir wollen damit ein Statement setzen», sagt Liga-Manager Schulze. Das «ESL One Cologne«-Turnier am 22. und 23. August ist das erste Turnier, bei dem die ESL Spieler zur Dopingprobe bitten will.

Verfahren wie bei Polizeikontrollen

Die genauen Tests würden noch diskutiert, sagt NADA-Vorstandsmitglied Lars Mortsiefer. «Wir können auf die Schnelle nicht auf Tests wie beim Spitzensport zurückgreifen, wir orientieren uns aber an Verfahren, die bei Polizeikontrollen üblich sind.» Blut- oder Urinproben, die «wochenlange Analysen» erfordern, seien ausgeschlossen. Im Gespräch seien Haut- oder Speicheltests.

Die Profispieler des deutschen Teams «Mousesports» befürworten Dopingkontrollen als abschreckende Massnahme, sagt Teammitglied René Lannte. Die bisherigen Berichte seien aber Einzelfälle, glaubt er. Auch die «Mousesports» zocken diese Woche in Köln, in einheitlichen roten T-Shirts mit Sponsoren-Logo thronen sie auf der Gamescom über den Zuschauern.

Die Teammitglieder sind Stars der Szene, ein Fan nennt sie den FC Bayern München der eSports. Das Team besteht im Kern aus fünf Männern Anfang Zwanzig. Vor dem Backstage-Bereich bilden sich Warteschlangen, Fans fragen nach Autogrammen und Fotos.

Siegesprämien in Millionenhöhe

Siegesprämien, die Abiturienten auf einen Schlag zu Millionären machen, steigern den Reiz der unerlaubten Aufputschmittel, meint Gamer Lannte. «Bei immer weiter steigenden Preisgeldern ist es leider nicht verwunderlich, dass Profi-Spieler nach Möglichkeiten zur Leistungssteigerung, darunter auch unerlaubten, suchen.»

Bei dem Kölner Turnier Ende August gibt es ein Preisgeld von insgesamt 250'000 Dollar zu gewinnen. Im internationalen Vergleich schnellen die Prämien noch um ein Vielfaches in die Höhe. Beim Turnier «The International» im US-amerikanischen Seattle winken Prämien von 18 Millionen Dollar. Rund 6 Millionen Dollar gehen an die Erstplatzierten.

(sda/me)