Der Parkplatz ist fast voll. Auf den Fairways folgen sich Flight um Flight, und auf der Driving Range sind die Matten fast lückenlos besetzt. Das mitten am Morgen. «Es ist schon nicht jeden Tag so», lacht Walter Künzi (69), «heute findet bei uns ein Workshop der Association Suisse des Golfeurs Indépendants (ASGI) statt. Und gleichzeitig eröffnen die Ladies mit einem Turnier die Saison.»
Der Betreiber der ersten öffentlichen Golfanlage des Landes in Bubikon im Zürcher Oberland betrachtet das emsige Treiben mit Genugtuung und einem gewissen Stolz: «Es ist unglaublich, was seit der Eröffnung vor 20 Jahren hier geschehen ist.» Das kann man auch als Aussenstehender konstatieren; ein Rundgang über den Platz und durch die Installationen lässt erahnen, was alles nötig war, um den hochmodernen Betrieb der Freizeitbranche auf den heutigen Stand zu bringen. Demnächst lässt sich die Geschichte des Golfplatzes Bubikon nachlesen: Künzi gibt zum 20-jährigen Bestehen der Golfanlage ein Buch über deren Historie heraus.
Ein Mann mit Vorliebe für Zahlen
Wie um alles in der Welt kommt der Sohn eines Landwirts dazu, einen Golfplatz zu bauen? Walter Künzis Eltern betrieben in Bubikon auf 15 Hektaren im Kämmoos einen klassischen Bauernhof. Sie hielten Kühe, züchteten Pferde und bauten Getreide sowie Gemüse an. Walter, das Mittlere von drei Geschwistern, absolvierte eine Käserlehre. Allerdings ohne grosse Ambitionen. «Ich habe keinen einzigen Tag als Käser gearbeitet», schmunzelt er, «ich trat sofort nach dem Abschluss der Lehre als Molkerist in die Verbandsmolkerei in Zürich ein.» Daneben bildete er sich am KV weiter und wurde als 21-Jähriger Kanzlist in der Gemeindeverwaltung von Bubikon.
Die Weichen Richtung Zukunft waren damit gestellt. Denn Künzi liebt Zahlen und den Umgang mit ihnen. Als in der Gemeindeverwaltung der Posten des Finanzchefs frei wurde, bewarb er sich umgehend. Künzi erhielt allerdings eine Absage, weil er zu jung sei. So wechselte er in die Industrie und übernahm ein Lohnbüro mit 250 Mitarbeitenden. Daneben profilierte er sich als Quartiermeister im Militär. Nach einer Ausbildung zum Buchhalter machte er sich mit 27 Jahren als Treuhänder selbstständig.
Früh manifestierte sich zudem seine Neigung, Neues anzureissen und Unternehmerisches zu wagen: Künzi kaufte eine marode Tennishalle und machte sie zu einer beliebten Begegnungsstätte; er baute die erste öffentliche Kunstturnhalle und engagierte sich als Förderer eines Werkheims für geistig Behinderte. Künzi: «Ich hatte immer ein Flair, Verträge zu gestalten, die letztlich ertragreich waren.»
Als Tennisspieler das Golfen entdeckt
Der Einstieg in den Golfsport geschah auf einem Schnupperkurs im bayerischen Bad Griessbach, wohin ihn der Sportartikelproduzent Völkl (Ski, Tennis, bis vor 15 Jahren auch Golf) eingeladen hatte. «Ich spürte zwar, dass ich nicht wirklich ein Golftalent bin, aber irgendwie war ich doch sehr angetan vom Spiel mit der kleinen Kugel», gibt Künzi sich bescheiden. Golf hatte ihn gepackt. Er sprach erfolglos in diversen Klubs im Kanton Zürich vor und kam zum Schluss: «In der Schweizer Golfszene muss sich etwas ändern!»
Er beschloss deshalb, das väterliche Gelände als Golfanlage zu nutzen. Was sich nicht wirklich als einfach darstellte, weil das Land verpachtet war. In dieser heiklen Situation kam das herausragende Talent des Landwirtssohns zum Tragen: Er ist ein ausgezeichneter Kommunikator. Eine Tugend, die ihm in der Folge noch häufig nützlich werden sollte.
Und Künzis golferische Karriere? Aktuell spielt er Handicap 13,9. Allerdings mit dem Ziel, sich zum 70. Geburtstag im kommenden Jahr ein persönliches Geschenk zu machen. Künzi: «Ich möchte ein Single-Handicap erreichen. Zeit zum Trainieren habe ich jetzt schliesslich ...»
Gestartet mit einer Driving Range
Zurück zur Geschichte des Golfplatzes von Bubikon. In einem ersten Schritt errichtete Künzi eine Driving Range für sich und einige Freunde; genutzt werden konnten zehn Abschlagplätze. Die Nutzungsbestimmungen erlaubten hingegen keine öffentliche Übungsanlage. Doch die Nachricht, dass in Bubikon eine Driving Range installiert worden war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Golfern und jenen, die es werden wollten, sodass Künzi sich um eine entsprechende Bewilligung bemühte. Und Erfolg hatte.
1991 war es so weit: Die Anlage wurde offiziell eröffnet. Gleichzeitig schmiedete Künzi Pläne für einen 6-Loch-Golfplatz. Mit diesem Projekt sprach er persönlich bei allen Parteien und dem Gemeinderat vor – Knochenarbeit, die sich allerdings als zielführend herausstellte: Zwei Drittel der Teilnehmer der Gemeindeversammlung stimmten für die nötige Umzonung. «Dies war nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass man mich hier kennt», erklärt Künzi rückblickend das überraschend positive Ergebnis. Klar hatte es Opposition gegeben, auch später wieder, als er den Platz auf 9 Löcher (3944 Meter lang, Par 68) ausbauen wollte. Abermals gelang es ihm, mit seiner offenen und kumpelhaften Art die Gegner zu überzeugen. «Ich habe jeden einzelnen Gegner besucht», erläutert er seine Kommunikationsstrategie, «ein Brief oder ein Telefon reichen in einer solchen Situation nicht», ist er überzeugt.
Das Vorgehen gab Künzi recht: Die Umzonung für drei weitere Löcher wurde an der Gemeindeversammlung gar einstimmig bewilligt. «Die Leute hatten erkannt, dass der öffentliche Golfplatz eine gute Sache ist», lautet sein Fazit. In Bubikon werden im Jahr 30 000 Runden Golf gespielt. Damit gehört Bubikon – neben den sechs Golfparks der Migros – zu den bestausgelastetsten Plätzen der Schweiz.
Der einzige Flop: Künstliche Greens
Eine weniger gute Sache war die Entscheidung von Künzi, die Greens der neun Spielbahnen aus Kunstrasen zu gestalten. Zwar brauchten diese weniger Pflege, Dünger und Wasser, dafür war die Installation erheblich teurer. Ausserdem verweigerte der Schweizer Golfverband ASG dem im April 1996 gegründeten Klub vorerst die Aufnahme. Nach ein paar problemlosen Jahren begannen sich die Kunstmatten wellenartig zu verformen. Die Entscheidung musste nicht lange überlegt werden: Die Flächen wurden natürlich begrünt.
Dies war der einzige negative Punkt in der nunmehr 20-jährigen Geschichte der Golfanlage Bubikon. Aus dem anfänglich bescheidenen Übungsplatz ist ein echtes Zentrum geworden, mit einem Klub von 600 Mitgliedern, davon 130 Junioren und Juniorinnen. Einige davon, wie Ken Benz, der eben erfolgreich in die Berufskarriere als Golfprofi gestartet ist, und die Gewinnerin der Order of Merit Girls und Ladies 2009, Rebecca Huber, standen bereits im Rampenlicht der Sportöffentlichkeit.
Und Künzi wird nicht müde, die Anlage von Jahr zu Jahr perfekter zu gestalten. Er hat eine 700 Quadratmeter grosse unterirdische Garage für die Caddys gebaut, und seine Ballsammel-, Reinigungs- und Verteilanlage ist die wohl innovativste des Landes. «Wir versuchen, jedes Jahr etwas zu verbessern», heisst denn auch des Unternehmers Devise, «die Besucher sollen sich hier wohlfühlen.»
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