Fast 13'000 Liebhaber kommen seit gestern in Genf zusammen, um die neuesten Uhrenkreationen von 16 Luxusherstellern zu bestaunen. Die Branche feiert sich beim Uhrensalon mit dem klangvollen Namen «Salon International de la Haute Horlogerie» auch selbst.
Da kommt die pünktlich zur Uhrenmesse veröffentlichte Studie der Digital Luxury Group gerade recht. Die auf Luxusmarken spezialisierte Genfer Researchfirma veröffentlicht jedes Jahr im Frühling den World Watch Report – und präsentierte nun einen ersten Auszug mit Blick auf 18 Luxushersteller: Demnach wuchs die sogenannte «Haute Horlogerie» im gerade abgelaufenen Jahr um 12 Prozent gegenüber 2012.
Patek Philippe vor Vacheron Constantin
Erstmals seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2009 gab es damit ein zweistelliges Plus. Der Branchenprimus der Luxusuhrenbauer, Patek Philippe aus Genf, konnte seinen Bekanntheitsgrad im vergangenen Jahr demnach weiter ausbauen. Sein Marktanteil liegt bei gut 28 Prozent. Für Vacheron Constantin aus Genf und Audemars Piguet aus Le Brassus im Kanton Waadt wird es in diesem Jahr ein enges Rennen um den zweiten Platz. 2013 lag Vacheron Constantin mit einem Anteil von 13,4 Prozent haarscharf vor Audemars Piguet (13,0 Prozent).
Für dieses Jahr ist der Branchenforscher Digital Luxury Group ähnlich optimistisch wie für 2013. Der Zuwachs für alle Hersteller von Luxusuhren könnte durchaus wieder im zweistelligen Bereich liegen, sagte eine Sprecherin gestern.
Nachfrage aus Fernost schwächelt
Doch sicher ist das keineswegs. Unter der glanzvollen Oberfläche erlebt die Branche gerade massive tektonische Verschiebungen. Zwar war 2013 ein Rekordjahr. Doch die Nachfrage aus Fernost schwächelte zuletzt bedenklich. Die Verkäufe für alle Schweizer Uhrenhersteller in Hongkong und China – immerhin die Abnehmer Nummer eins und drei im globalen Vergleich – sanken im vergangenen Jahr um fast neun Prozent. Selbst die erfolgsverwöhnten Luxushersteller sprachen gestern bereits von einer «Konsolidierung» am Markt.
Diese Entwicklung hat durchaus gesamtwirtschaftliche Relevanz. Längst ist die Uhrenbranche für die Schweiz keine Nischenindustrie mehr. Heute gehören die Uhrenhersteller zu den wichtigsten Exportbranchen der Schweiz und rangieren in etwa gleichauf mit den Maschinenbauern auf Rang zwei. Dabei produzieren die Uhrenbauer fast komplett für das Ausland: Die Exportquote liegt bei rund 95 Prozent.
«Ohne Innovationen ist man tot»
«Die Chinesen bleiben die grossen Liebhaber von Schweizer Uhren, aber sie bevorzugen günstigere Modelle», sagte Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH), kürzlich. Damit widerspricht er der optimistischen Prognose der Luxury Group, die nicht zuletzt auf eine schnellere Erholung anderer Luxusmärkte wie den USA hoffen. Auch in Grossbritannien verdichteten sich die Anzeichen für eine Erholung.
Der Konkurrenzdruck unter den Schweizer Herstellern ist am Genfer Uhrensalon indes spürbar: Die verschiedenen Uhrenmarken versuchen sich gegenseitig mit Innovationen und technischen Errungenschaften zu überbieten, um das Interesse der Kunden wach zu halten. «An dem Tag, an dem man keine Innovationen mehr macht, ist man tot», sagte der Uhrmacher Alain Lambercy am Stand von Vacheron Constantin. Lambercy zufolge sind derzeit ultraflache Uhren in Mode. «Früher mochten die Kunden das Prahlerische, heute wollen sie etwas Diskreteres, Feineres.»
(mit Material von sda)