Bei diesen Sternen steht unser Land nicht abseits, selbst dann nicht, wenn der Ruf «Europas Beste» heisst – und selbst dann nicht, wenn die Reederei Hapag-Lloyd ausgerechnet auf ihr Flaggschiff MS Europa einlädt. Denn das einmalige, vor vier Jahren vom deutschen Sternekoch Dieter Müller für den Hamburger Seereisespezialisten initiierte Treffen der Gault-Millau- und Michelin- Garde ist jeweils ein hochkarätiges Zusammenkommen der Könige der Gourmetszene. Mitkochen kann nur, wer von Stefan Wilke, dem Executive-Chef der «MS Europa», eine Einladung erhält.

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Diese gehen jeweils an zehn Spitzenköche zwischen Atlantik und Ural, zusätzlich auch an eine Handvoll Winzer, Chocolatiers, Pâtissiers und Fromagers. Und sonstige Spezialisten, bis hin zum Kaffeeröster oder Mineralwasserabfüller. An die 40 Promi-Namen kommen so zusammen. Alles Namen, die jedes Gästebuch aufpeppen und auch jeder internationalen Gourmetwochen gut anstehen würden. Wie dies der Blick auf die diesjährige Teilnehmer bestätigt. «Europas Beste 2011» waren – neben Gastgeber Stefan Wilke und Hausherr Dieter Müller (er betreibt an Bord das Gourmetrestaurant «Weltweit») – aus der Schweiz Tanja Grandits vom Restaurant «Stucki» auf dem Bruderholz in Basel, aus Deutschland Thomas Martin, «Louis C. Jacob», Hamburg, Karlheinz Hausener, «Seven Seas», Hamburg, Thomas Kellermann, «Burg Wernberg », Wernberg-Koeblitz, Patrick Bittner, «Steigenberger Français », Frankfurt, Martin Hermann, «Le Pavillon», Bad Peterstal- Griesbach, Frank Brömmelhaus, «Caviar Haus», St. Augustin, aus Österreich Silvio Nickol, «Palais Coburg », Wien, und Andreas Döllerer, «Döllerer Genusswelt», Golling, und aus Frankreich Pascal Nibaudeau, «Le Pressoir d’Argent», Bordeaux. Einziger kleiner Makel der heurigen Liste: Italien und Spanien, zwei in der Kulinarik wichtige Länder, waren mit ihren Besten nicht präsent.

Sterne und Punkte im Überfluss

Zusammen kamen so 15 Michelin- Sterne und über 190 Gault-Millau-Punkte. Dies für einen einzigen Abend – oder für die meisten der gutbetuchten Stammgäste für eine lange Nacht. Weil die «MS Europa » kulinarisch eh schon zur globalen Nimbusliga gehört und bei Kaviar- und Hummerverbrauch jegliche Grenzen sprengt, kann der Kreuzfahrerkalender nur mit dieser Exklusivität getoppt werden. Es soll Gäste geben, die ihren Ferienfahrplan explizit auf die 12 Stunden «Europas Beste» ausrichten.

Die «MS Europa», die in sämtlichen Ratings der exklusivsten Kreuzfahrtschiffe rund um die Welt Spitzenplätze belegt, kreuzt für die Nacht der Nächte allerdings aus logistischen Gründen nicht auf hoher See, sondern legt jeweils für 24 Stunden in einem prominenten Hafen an. Heuer war dies – nach einer spektakulären Flussfahrt auf der Garonne – in Bordeaux. Gewählt wurde, dies auf dem Törn von Barcelona nach Hamburg, ganz bewusst der Mittelpunkt der weltbekanntesten Weinregion. Diese stellte sich auf dem Schiff mit ihren Aushängeschildern gleichentags der europäischen Konkurrenz. Wobei Österreich, Italien, Deutschland und erfreulicherweise auch die Schweiz, vertreten durch Marco Fromm vom Bündner Weingut Georg Fromm aus Malans, den Direktvergleich im Glas nicht zu scheuen brauchten.

Die Schweizer Fahne trug in Bordeaux Tanja Grandits. Sie war die einzige Frau am Herd. Und stand deshalb ganz besonders im Mittelpunkt der 400 «MS Europa»- Gäste. Sterne oder Punkte wurden zwar keine verteilt, mit ihrem Hummer-Curry mit Passionsfrucht, Linsen und einer Kreuzkümmel-Gremolata hätte der kochende Wirbelwind aus Basel aber mehr Sympathiepunkte geholt als alle Schweizer Grand-Prix-Eurovision-Teilnehmer des letzten Dezenniums zusammen.

«Lecker» war das häufigste Lob, auch optisch wusste Grandits’ Spezialität zu gefallen. Beifall war ihr deshalb für den exotischen Touch gewiss, von den Stammgästen des Luxusliners ebenso wie von der mitkochenden Konkurrenz. Das A-Table- Familientreffen wird immer auch intensiv zum kulinarischen Gedanken- und Ideenaustausch genutzt, einem weiteren Ziel des Gastgebers Hapag-Lloyd.

«Die Stippvisite hat riesigen Spass gemacht », schwärmt Tanja Grandits im Rückblick auf ihre Zweitagesreise nach Bordeaux. Wobei hinter dem Auftritt auch eine logistische Meisterleistung stand. «Zwar präsentierte jeder der Gastköche nur einen einzigen Gang, aber die Vorbereitung verlangte eine minuziöse Planung. » Zumal in den Schauküchen auf dem Lido-Deck für das Luxus-Catering kaum mehr als drei Quadratmeter Betätigungsfeld zur Verfügung standen.

Bestnoten für Grandits gabs gar von ganz oben, von der Kommandobrücke. «MS Europa»-Kapitän Jan Akkermann war angetan vom kulinarischen Abstecher Richtung Fernen Osten: «Die Schweiz bietet eben nicht nur Käse und Schokolade.»

Whisky aus der Schweiz als Absacker

Und, für gestandene Seebären besonders aufschlussreich, sie produziert auch Whisky. Was viele zwar nicht glauben wollten, von Ruedi Käser aber korrigiert wurde. Er, der mit seinem Whisky-Castle im aargauischen Elfingen zu überregionaler Medienpräsenz kommt, stand bei den Degustationen im Mittelpunkt. Der Verdauungsspaziergang über Deck führte an der Teilzeitfiliale von Käsers Whisky-Castle vorbei. Sie wurde zu später Stunde intensiv genutzt, sozusagen als Ergänzung zum Gala- Feuerwerk als optisch-akustischem Dessert.

«Die Einladung war wie ein Ritterschlag », so der «Schnapspapst», der auch prominente Vertreter der italienischen Nonino-Grappa-Familie mit seinen Digestifs überraschte. Selbst aus Geranien lässt sich, besitzt man die feine Nase, ein hochprozentiges Wässerchen brennen. Käsers Auftritt machte Eindruck. So bleibend, dass die «MS Europa» einen zusätzlichen Hauslieferanten gefunden hat.

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