Einen symbolischen Franken liess Bernd Grohe (77) vor zehn Jahren springen. Mehr verlangte die Stadt Vevey VD auch gar nicht für das verfallene Château de l’Aile. Mit einem Referendum, das 62 Prozent Zustimmung erhielt, kam einzig die Auflage, das 1843 erstellte Gebäude wieder originalgetreu herzurichten.
Grohe hat Wort gehalten. Seit kurzem erstrahlt das Stadtschloss in neuem Glanz. Abgesehen von den modernen Küchen und Nasszellen liess er alle Zimmer in den Originalzustand zurückversetzen. Die Renovation ging allerdings nicht ohne Rückschläge über die Bühne. Erste Berechnungen prognostizierten 19 Millionen Franken für die aufwendigen Arbeiten. Und eine Bauzeit von höchstens drei Jahren. Sieben Jahre und 30 Millionen Franken später wischt sich Grohe den Schweiss von der Stirn.
84 Firmen waren beteiligt
«Wir haben relativ schnell gesehen, dass es länger dauern wird», erklärt der Investor. «Es tauchten dann immer neue Probleme auf.» So stellte Grohe bald fest, dass fast die gesamte Fassade ersetzt werden muss. Der ursprüngliche Steinbruch existierte nicht mehr. Ein anderer, der ähnlichen Sandstein abbaute, konnte die verlangte Menge nicht zeitgerecht liefern.
Grohe lebt selber seit Jahren am Genfersee und wollte darum nur lokales Gewerbe beauftragen. Das ist ihm nach eigenen Angaben zu 95 Prozent gelungen. «Une restauration minutieuse sans compromis», steht auf dem Umschlag seiner 80-seitigen Verkaufsbroschüre. Sie ist gespickt mit Bildern, auf denen Handwerker jedes Einzelteil der Fassade bearbeiten. Im Anhang sind 84 an der Renovation beteiligte Firmen gelistet.
Auch bewohnbar
Jetzt sucht Grohe einen Käufer. Als Verhandlungsbasis hat er 50 Millionen Franken angesetzt. Möglich sei auch, das Schloss in zwei Einheiten aufzuteilen. Er rechnet mit einem «reichen Ausländer». In Frage komme auch ein Unternehmen oder ein Verein, der ein repräsentatives Gebäude suche. Grundsätzlich sei das Schloss mit 2600 Quadratmetern Fläche auf drei Etagen aber auf das Wohnen ausgerichtet.
Der Markt für Wohnschlösser war schon heisser. Seit der Finanzkrise ist die Nachfrage stark geschrumpft. Charles Grohe, der zwölf Jahre jüngere Bruder von Bernd, hatte es vor der Krise einfacher. In Gilly VD liess er das Château de Vincy renovieren und fand den britischen Stararchitekten Lord Norman Foster (82) als Käufer.
Die Grohe-Brüder – geschätztes Vermögen 700 bis 800 Millionen Franken – erbten das gleichnamige Armaturen- und Sanitärunternehmen von ihrem Vater Friedrich. 1998 verkauften sie es für 900 Millionen Euro an eine Investorengruppe.
Dieser Text erschien in der November-Ausgabe 11/2017 der BILANZ.
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