Hansueli Loosli – Hat die betuliche Coop-Gruppe auf Vordermann gebracht.

Hansueli Loosli (45), seit zehn Jahren bei der Coop-Gruppe, seit Januar 1997 Vorsitzender der Geschäftsleitung, hat dem bis dahin eher betulichen zweitgrössten Detailhandelskonzern des Landes eine unglaubliche Dynamisierung beschert – zuletzt mit dem Einkauf bei der Warenhauskette Epa. Looslis Losung – «Gemeinsam an die Spitze» – rückt damit abermals ein bisschen näher, auch wenn es Loosli selber weit von sich weist, mit «Spitze» das Umsatzvolumen des Branchenprimus Migros im Visier zu haben.

Unter Spitze versteht er bis auf weiteres die Verwirklichung seiner strategischen Ziele: Coop soll führend sein in Sachen Frische, Convenience, Ökologie und Service. Diesem Zielquartett ordnet er alles andere unter. Seit Loosli die Führung übernommen hat, treibt er seinen Laden unermüdlich voran. Mit «Elan 1» und «Elan 2» wurde Coop vom einkaufs- zum kundenorientierten Unternehmen getrimmt. Mit «Coop forte» verpasste er der zuvor heillos föderalistischen Genossenschaft die schlanke Struktur eines Konzerns und dazu ein neues Erscheinungsbild.

Sein Meisterstück bleibt freilich der Zusammenschluss von zuletzt noch 14 regionalen Genossenschaften zu einer einzigen, ohne dass es dabei zu nennenswerten Reibungsverlusten innerhalb der Gruppe gekommen wäre. In diesem Zusammenhang erwies sich Hansueli Loosli nicht nur als kaum zu bremsender Macher, sondern offenkundig auch als Diplomat. Denn die 14 Regionalfürsten in sein Konzept einzubinden, liess sich nicht auf dem Verordnungsweg realisieren.

Sein Star
«Detailhandel hat mit Menschen zu tun, sie entscheiden über Erfolg oder Misserfolg; Waren kann man überall beziehen.» Diesen Glaubenssatz, aus der Jugenderfahrung im Volg-Laden seiner Mutter in Würenlos entstanden, nimmt Hansueli Loosli ernst. Deshalb ernennen wir hier die Coop-Verkäuferin zum Star, zum Dreh- und Angelpunkt seiner Strategie. Deshalb war Coop auch der erste Detailhändler, der sich auf eine Anhebung der Minimallöhne des Vekaufspersonals festlegte.

Seine Vorspieler
Wenn es eine Person in seinem näheren Umfeld gibt, auf die Hansueli Loosli nichts kommen lässt, dann ist das Anton Felder. Dieser amtierte während vieler Jahre in der Coop-Geschäftsleitung, zuletzt als Looslis Stellvertreter – und jetzt als dessen Chef und Präsident des Verwaltungsrates. Denn Felder war es, der gegen etliche interne Widerstände einen der wichtigsten Imageträger der neuen Coop ins Leben rief, die ökologisch und sozialverträgliche Produktelinie. Ein Marketing-Pfund, mit dem Loosli nun kräftig wuchern kann, das zwar zum Gesamtumsatz absolut noch nicht Entscheidendes beiträgt, das aber Wachstumsraten von gegen 30 Prozent im Jahr erzielt und dem dynamischen und innovativen Image der Coop-Gruppe zuträglich ist. Und wenn man Loosli nach seinen Branchen-Vorbildern fragt, dann geht sein Blick spontan nach England, wo die Tesco-Gruppe unter ihrem CEO Terry Leahy eine ähnliche Dynamik an den Tag legtwie neuerdings die Coop. Die Neugestaltung der Coop-Läden, die nach der Fusion in Angriff genommen worden ist, verdankt etliche Anregungen auch diesem britischen Vorbild. Auch wenn die Tesco mit ihrer Marktleader-Präsenz in sechs Ländern und mit ihrer schieren Grösse in einer ganz anderen Liga spielt als die Coop-Gruppe.

Seine Mitspieler
Hansueli Loosli schätzt es nicht, in der Öffentlichkeit als der grosse Zampano dargestellt zu werden, der den ganzen Laden allein schmeisst. Die Kerntruppe, die seinen ehrgeizigen Fusions- und Umbauplan in die Tat umsetzen soll, umfasst rund 250 Personen; die wichtigsten sitzen in der Geschäftsleitung. Hans Winiger kommt dabei der Part zu, die Logistik des Konzerns so zu trimmen, dass sich die Lieferzeit von 24 auf 6 Stunden reduziert. Hans Peter Schwarz hält beim Expansionskurs die Finanzen im Auge, damit die Eigenkapitaldecke nicht noch kürzer wird. Rudolf Burger ist als Einzelhandelschef unter anderem verantwortlich für die florierenden Baumärkte. Und Tradingchef Christoph Clavadetscher ist infolge des jüngsten Loosli-Coups, des Einkaufs bei der Epa, in die Coop-Geschäftsleitung eingezogen.

Seine Gegenspieler
Der wichtigste Gegenspieler Hansueli Looslis ist natürlich der Chef des grossen Konkurrenten Migros, Anton Scherrer. Wobei es Loosli tunlichst unterlässt, zur Aufholjagd gegen die Migros zu blasen. Zu gross ist, am Umsatzvolumen gemessen, der Abstand. Immerhin: Seit Loosli den Spitzenjob bei Coop hat, waren die Wachstumsraten seines Ladens immer höher als jene der Konkurrenz am Zürcher Limmatplatz. Und mit seinem ökologischen und sozialverträglichen Sortiment hat er der Migros ganz eindeutig die Show gestohlen. Nicht nur, was das Image angeht; mit dem Umsatzanteil dieser Produktkategorie am Gesamtumsatz ist Coop heute eindeutig an der Spitze – nicht nur in der Schweiz, sondern europaweit. Lästiger als der Marktkonkurrent ist sein Gegenspieler Fernand Cuche, mili-tanter Agitator der Westschweizer Bauern gegen die Nachfragemacht der Grossverteiler, wobei Coop sein Lieblingsgegner ist.

Seine Bewunderer
Als Hansueli Loosli vor zehn Jahren in die Coop eintrat, fasste er als Gesellenstück die Aufgabe, die Coop Zürich zu sanieren. Was er so erfolgreich tat, dass die damalige Präsidentin Liliane Uchtenhagen ihn heute als «den besten Direktor, den Coop je hatte» tituliert. Und sein früherer Arbeitgeber Beat Curti, zu dessen Gruppe die Waro gehört, bei der Loosli tätig war, lobt ihn in den höchsten Tönen – obwohl er beim Weggang zu Coop ein paar Kaderleute mitnahm. Und selbst Rolf Leuenberger, Looslis Vorgänger bei Coop, bezeichnet Loosli als «einen guten Handwerker, und sehr schnell».
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