Der Umbau eines Kraftwerks zur Tate Gallery of Modern Art in London war für Herzog & de Meuron der internationale Durchbruch. Kurz nach der Eröffnung wurde das Basler Architektenduo 2001 mit dem Pritzker-Architekturpreis ausgezeichnet. Kein Wunder ging auch der neuste Anbau, das Blavatnik Building (ehemals Switch House), an die Basler. Doch das Bauwerk wurde erst mit mehrjähriger Verspätung fertig – und kostete 45 Millionen Pfund (umgerechnet über 55 Millionen Franken) mehr als veranschlagt.
Eigentlich hätte die Erweiterung für die Olympischen Spiele in London im Jahr 2012 fertig sein sollen. Eröffnet wurde das Blavatnik Building, welches die Ausstellungsfläche des Museums um 60 Prozent vergrössert, aber erst im Sommer 2016. Nun zeigen Dokumente der Tate Modern, dass Herzog & de Meuron angefragt wurden, auf einen Teil ihres Honorars zu verzichten.
Auf Teil der Zusatzkosten verzichtet
Laut Tate Modern wurden Herzog & de Meuron voll für die im ursprünglichen Vertrag festgehaltenen Arbeiten bezahlt. Das Architekturbüro habe aber auf einen Teil der Zusatzkosten verzichtet, bestätigte eine Sprecherin dem britischen Fachblatt «The Art Newspaper». Um welche Summe es dabei ging, ist nicht bekannt. Bekannt sind lediglich die gestiegenen Baukosten von 260 Millionen Pfund im Jahr 2015 gegenüber 215 Millionen bis ins Jahr 2012. Herzog & de Meuron wollten den Vorgang nicht kommentieren.
Gemäss Dokumenten des Museums waren die Leistung der meisten Vertragspartner «befriedigend», berichtet die Kunstzeitschrift. Probleme gab es mit Seele und Loveld, die für die Installation der Fenster beziehungsweise die Fassadenverkleidung zuständig waren. Zeitweise überlegte sich der Museumsvorstand offenbar sogar ein gerichtliches Vorgehen gegen die zwei Firmen.
Design angepasst
Der Tate-Anbau war schon bei der Planung umstritten. Ursprünglich als unregelmässige Glaspyramide geplant, wurde das Design 2008 auf Ziegel geändert. Damit sollte es besser zum Hauptgebäude passen. Dieses ist ein umgebautes Ölkraftwerk, die frühere Bankside Power Station aus dem Jahr 1952.
Nach der Fertigstellung beklagten sich Anwohner der benachbarten Luxuswohntürme, weil Museumsbesucher von der Aussichtsplattform freie Sicht in ihre Appartements haben. Einige Besitzer der bis zu 6 Millionen Pfund teuren Wohnungen verklagten deshalb im Frühling die Tate Modern.
Skandalbau Elbphilharmonie
Herzog & de Meuron wurden in den letzten Jahren weltweit für Prestigebauten engagiert. Doch die Architekten sind umstritten. Sogar als Skandalprojekt gilt die Elbphilharmonie in Hamburg. Das 2017 eröffnete Konzerthaus sollte ursprünglich 77 Millionen Euro kosten und 2010 eingeweiht werden. Die Eröffnung wurde mehrmals verschoben und die effektiven Kosten betrugen am Schluss rund 800 Millionen Euro.