In Luzern soll neben dem KKL ein neues kulturelles Wahrzeichen entstehen. Geplant ist ein Theaterhaus für 200 Millionen Franken mit mehreren Sälen etwa für innovative Aufführungen auf Spitzenniveau. Die erste demokratische Hürde steht in der Stadt im November an.

Seit Dienstag ist klar, wo in Luzern der jahrelange Traum des verstorbenen deutschen Mäzens Christof Engelhorn für ein neues Musiktheater Wirklichkeit werden soll. Standort ist das Parkareal Inseli am See neben dem Konzerthaus KKL und der Universität.

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Grösstes Potential

Gemäss zweier Studien ist das Inseli der Standort mit dem grössten Potential. Die Landzunge sei ausreichend gross, zentral gelegen und ermögliche Synergien mit dem KKL, begründen Vertreter von Stadt, Kanton und der Stiftung Salle Modulable ihren Entscheid an einer Medienkonferenz.

Verworfen wurden zwei andere Standorte. So ist der heutigen Theaterplatz an der Reuss laut den Promotoren zu eng. Ein Schotterplatz beim Mootorboothafen, der sich bei einem Wohngebiet befindet, sei zu abgelegen und berge Probleme mit dem Hafenbetrieb.

Der geplante Neubau auf dem Inseli nimmt rund die Hälfte der heutigen Fläche aus Parkanlage und Parkplätzen ein. Die bestehende Grünfläche würde leicht reduziert. Der dortige Car-Parkplatz müsste komplett weichen. Auch die Herbstmesse Määs könnte auf dem Inseli nicht mehr in der heutigen Form stattfinden.

Sechs Säle in einem Haus

Das neue Haus sieht einen grossen Saal mit bis zu 750 Zuschauerplätzen, eine kleine Bühne mit 200 Plätzen sowie vier Studios vor. Daneben ist ein Foyer mit Café geplant. Der grosse Darbietungssaal soll den Theater-, Tanz- und Konzertmachern neue Experimente und Vorstellungsformen erlauben. So sind die Zuschauerbalkone verstellbar, Bestuhlungen können beliebig angeordnet oder im Untergrund verstaut werden.

Für den Bau des neuen Theaterzentrums soll eine Stiftung gegründet werden. Die Investitionen werden auf 208 Millionen Franken veranschlagt. Rund 80 Millionen sollen aus dem Erbe des Mäzens Christof Engelhorn fliessen. Stadt und Kanton sollen zusammen 93 Millionen beisteuern. Den Promotoren schwebt daneben 35 Millionen von privaten Investoren vor. Wer das sein soll, ist offen.

Die Betriebskosten für das Theaterhaus werden auf 31 Millionen Franken jährlich beziffert. Das heutige Luzerner Theater kostet die öffentliche Hand 24 Millionen Franken.

Regierungsrat: Kosten noch zu hoch

Die Betriebs- wie auch die Investitionskosten sind aus der Sicht des Luzerner Regierungsrats Reto Wyss zu hoch. Diese müssten in den kommenden Monaten reduziert werden, sagte er. Wie und auf welches Niveau, dazu macht er keine konkreten Angaben.

Der Neubau soll mehreren Kulturinstitutionen eine Heimat geben. Angestossen worden war die Idee einer Salle Modulable vom Lucerne Festival, das seine Sinfoniekonzerte im KKL mit innovativem Musiktheater ergänzen möchte. Das Luzerner Theater braucht ein neues Haus, weil sein knapp 180-jähriger Aufführungsort zu klein geworden ist. Auch das Luzerner Sinfonieorchester, die freie Szene und das Veranstaltungshaus Südpol sollen den Neubau nutzen.

Bis die Bagger auffahren können, muss das Projekt diverse politische Hürden nehmen. Hängig sind städtische Volksinitiativen, auch gegen den Standort Inseli. Über diese solle gleichzeitig wie über die Erteilung des Baurechtsvertrages und wie über den Projektierungskredit entschieden werden. Die Volksabstimmung in der Stadt Luzern ist für den 27. November 2016 geplant.

Entscheide bis Ende 2018

Bis Ende 2018 muss der politische Prozess abgeschlossen und ein Projekt genehmigt sein. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die 80 Millionen Franken des Mäzens Engelhorn fliessen. Den Betrieb aufnehmen soll das Theaterzentrum 2023. Die Luzerner Stadträtin Ursula Stämmer sagte, es gebe entweder das vorliegende Projekt am Standort Inseli oder gar keines. Es existiere kein Plan B.

Das Projekt sei eine einmalige Chance für Luzern, mit 80 Millionen Franken eines privaten Mäzens neue Möglichkeiten für den Kulturbetrieb zu schaffen und damit weltweite Beachtung zu erlangen, sagte Hubert Achermann, Präsident der Stiftung Salle Modulable. Was der Vorgängergeneration mit dem Bau des KKL für die Musik gelungen sei, könnte sich nun für die Theatersparte wiederholen, sagte Regierungsrat Reto Wyss.

(sda/ccr)