BMW will das Feld der zweiplätzigen Hochleistungssportler keineswegs dem Cayman von Porsche (siehe BILANZ 15/2006) kampflos überlassen. Neben dem zivilen Z4 Coupé gibt es jetzt noch die leidenschaftliche Variante: BMW Z4 M Coupé mit 343 PS. Und vergessen Sie niemals das M, denn das unterscheidet ihn vom netten, gemütlichen Bayern mit Schnurrbart und Lederhose.
Man sitzt weit hinten, sozusagen auf der Hinterachse. Das sieht cool aus, und man fühlt sich wie James Dean, denn der Z4 M Coupé wirkt wie ein Sportwagen aus der guten alten Zeit. Allerdings nur bis zur ersten Bodenwelle, denn die hintere Dämpfung ist so straff ausgelegt, dass nahezu alle Schläge an die Passagiere weitergereicht werden. Dieser Wagen will und muss mit kräftiger Hand gebändigt werden und verlangt permanent volle Aufmerksamkeit. Der BMW Z4 M Coupé ist nicht der vernünftige Schönling, wie es zuerst den Anschein machen könnte.
Und er ist so richtig schnell. Er ist durchtrainiert und athletisch wie Tennis-As Roger Federer beim US Open. In weniger als fünf Sekunden geht es von null auf hundert. Giftig, fast übermotorisiert und mit abenteuerlicher Nervosität. Ein Sportwagen für Kenner. Einer, der praktisch zum Gesetzesbruch aufruft. Die Polizei wird Verständnis haben. Ihre Frau hoffentlich auch: Der Luxus kostet in der von uns gefahrenen Version knapp 97 000 Franken.
Dank seiner direkten Lenkung und dem kompromisslosen Fahrwerk lässt es sich mit dem BMW Z4 M Coupé so herrlich ums Eck flitzen. Der Motor ist, wie könnte es aus dem Hause BMW auch anders sein, wieder einmal erste Sahne. Sehr elastisch, tourt er auch aus niedrigen Drehzahlen sauber hoch. Und die Motoren-Musik ist Spitzenarbeit der Sound Engineers. Bei 2000 Touren brummt der Bayer noch friedlich vor sich hin. Ab 5000 U/min erklingt dann ein kerniger Sound, der an ein Trompetensolo mit Basspauke im KKL in Luzern erinnert. Das freudige Erklingen dieser Akustik hat allerdings seinen Preis: Der Verbrauch steigt bei dieser musikalischen Fahrweise gerne auf deutlich über 13 Liter pro 100 Kilometer. Doch der Z4-M-Coupé-Fahrer ist Macho genug, über solche Nebensächlichkeiten hinwegzusehen. Und recht hat er.
Im Wageninnern ist es intim eng. Aber das macht nichts. Denn der Z4 M Coupé ist in erster Linie ein Fahrerauto: Fahren macht riesig Spass, daneben sitzen nur begrenzt. Freude am Fahren eben. Die Verarbeitung, die Sitze, die fast spartanisch eingesetzte Technik sind typisch für BMW und nahezu perfekt. Kein Firlefanz, keine unnötigen Spielereien. Mehr wäre zu viel. Da klappert und scheppert auch gar nichts. Das Fahrwerk ist genial. Die DSC (dynamische Stabilitätskontrolle) arbeitet nach perfekter deutscher Manier und lässt auch bei einem ungeübten Fahrer Kurvengeschwindigkeiten zu, dass dieser aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Der Kofferraum ist für diese Art Fahrzeug recht gross dimensioniert, lässt sich unter der Heckklappe doch der Wocheneinkauf für einen kinderlosen Haushalt problemlos verstauen.
Als Negativpunkte im täglichen Gebrauch sind zu erwähnen: schlechte Sicht, vor allem beim Rückwärtsfahren und Parkieren, und der Mangel an Ablageflächen.
Der Vollkostenvergleich zeigt, dass der BMW im Duell mit dem Porsche Cayman vorwiegend dank zwei Positionen die Nase vorn hat. Erstens ist die Amortisation niedriger (tieferer Anschaffungspreis), und zweitens ist der Bayer bei Unterhalt und Bereifung deutlich günstiger als der Porsche.
Hätte Jil Sander je ein Auto entworfen, wäre es vermutlich ein BMW Z4 Coupé geworden. Klassisch, spartanisch, auf das Wesentliche reduziert, aber perfekt. Das Nötige gut machen und das Unnötige bleiben lassen. Jil Sander bezeichnete ihr Design-Konzept auf Englisch als «pure». Das trifft auch bei diesem Sportwagen den Nagel auf den Kopf.
Fazit: Der Anspruch von BMW, sich mit Porsche anzulegen, ist mutig, besteht aber mit dem Z4 M Coupé zu Recht. Als Alltagsauto zum Zeitungholen ist der BMW Z4 M Coupé kaum geeignet. Das Fahrwerk und der Sportwagenmotor machen ihn aber zum Freizeitsportgerät für wahre Sportwagenfans. Wer über ein entsprechendes Budget verfügt und den Fahrspass ganz oben auf der Liste führt, sollte rasch bestellen, damit er sich diesen Sportwagen noch unter den Weihnachtsbaum stellen kann.
BMW Z4 M Coupé
Antrieb: Hinterräder
Motor: 3,2 Liter
Leistung: 343 PS / 252 kW
Drehmoment (1): 365 Nm bei 4900 U/min
Energieeffizienz (2): G
Tankinhalt: 55 Liter
(1) Der Drehmomentverlauf in Abhängigkeit von der Drehzahl ist massgebend für die Motorelastizität (Durchzugskraft) sowie für das Beschleunigungs- und das Steigvermögen eines Autos.
(2) Neu ist seit 2003 die Angabe der Energieeffizienz für Personenwagen, eingeteilt in die Kategorien A bis G, wobei A für energieeffizient und G für energieineffizient steht. Die Kategorie wird ermittelt, indem der Treibstoff-Normverbrauch und das Leergewicht in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden.