Einige europäische Städte haben den Geländewagen den Kampf angesagt, so viel steht fest. Doch was ich gerade aus dem Autoradio des neuen Range Rover höre, kann ich kaum glauben: Der Londoner Bürgermeister, Ken Livingstone, will die Road Tax in der Innenstadt für Offroader von 8 auf 25 Pfund erhöhen. Die höhere Steuer soll alle Geländewagen wie den hier getesteten Range Rover, aber auch den Porsche Cayenne oder den BMW X5 betreffen.

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Wer kann sich das vorstellen? Kein einziger Range Rover mehr in Camden Town, Notting Hill, Kensington und Chelsea. Kein Range Rover mehr vor den Waterstones-Buchgeschäften und den Schneidern wie Chester Barrie in der Savile Row. Die liebevoll «Chelsea Tractors» genannten Premium-Geländewagen sollen einfach so von den Strassen Londons verschwinden. Das muss verhindert werden – zumal die Allrad-Ikone Range Rover eben erst mit dem neuen Acht-Zylinder-Dieselmotor ausgestattet und abermals verfeinert worden ist.

Steigt man ein, erlebt man den Kathedralen-Effekt: Der Blick schweift nach oben in den endlos wirkenden Himmel. Auch der neue Range Rover verfügt über das bereits aus dem Discovery 3 und der Sportversion bekannte Allradsystem Terrain Response. Der Innenraum wurde durch zusätzliche Zierleisten und verbesserte Oberflächen eleganter gestaltet. Besonders hervorzuheben sind die neuen Sitze mit Heizung und Sitzbelüftung. Ein echter Gewinn!

Herzstück ist aber der TdV8 genannte Dieselmotor. Er ist wie der kleinere 2,7-Liter-Diesel vorbildlich leise. Der Range Rover verfügt über einen wahren Schiffsdiesel, bietet er doch 54 Prozent mehr Leistung und volle 64 Prozent mehr Drehmoment als der aus dem Discovery 3 bekannte Motor. Das fühlt sich wirklich gut an. So kraftvoll habe ich noch keinen über 2,7 Tonnen schweren Geländewagen aus dem Stand beschleunigen sehen. Einen bedeutenden Beitrag leistet hierbei die Sechs-Gang-Automatikschaltung. Und das bei vernünftigem Verbrauch: Die Reichweite bei vollem Tank dürfte bei knapp 900 Kilometern liegen.

Bei 120 Kilometern pro Stunde dann geht dem Range Rover jedoch irgendwie die Luft aus. Der Grund dürfte in den wahrlich stattlichen Ausmassen mit entsprechend hohem Luftwiderstand des Gefährts liegen. Aber könnte sich etwa irgendwer einen luftkanalgeformten, windschlüpfrigen Range Rover vorstellen? Eben. Fakt ist: Die Karosserie ist zwar mächtig und im Stadtverkehr schwierig zu überblicken, dafür garantiert sie wie kein anderes Auto diese wohlige und unverwechselbar aristokratische automobile Erhabenheit über alles, was eine Etage tiefer herumkurvt.

Die Ausstattung wird dem hohen Komfortanspruch gerecht. Im wunderschön schnörkellos gestalteten Innenraum vereint sich feines Holz mit edlem Leder. Vieles wird elektronisch gesteuert, denn auch hier ist der Range Rover ganz Gentleman. Dem Fahrer bleibt lediglich das Lenken. Und der Genuss.

Einiges ist bereits serienmässig mit dabei, und auf Wunsch kann praktisch jedes Detail angefordert werden. Range-Rover-Fahrzeuge waren, wie man weiss, noch nie günstig – und sie sind es auch heute nicht. Mit dem hier vorgestellten Diesel liegt man schnell in einer Preisklasse von 140 000 Franken. Eine ganze Menge für einen «Tractor».

Aber der Range Rover fasziniert seine Anhänger, seit er 1970 erstmals vorgestellt wurde. Kein anderer Geländewagen – mit Ausnahme des G-Modells von Mercedes-Benz vielleicht – steht für diese ländliche Eleganz. Selbst Zahnärzte und Steuerberater fühlen sich ein wenig wie ein Freiherr in Bayern oder ein kleiner Landlord in Oxfordshire. Da nimmt man auch Opfer in Kauf: Jedes Parkmanöver wird trotz Park Distance Control zur schweisstreibenden Herausforderung (wenngleich auch der Tweed-Anzug des Lenkers dazu beitragen mag).

Ein weiterer Nachteil: In keinem anderen Auto wird man so schnell zum Snob abgestempelt wie in einem Range Rover. Hier lernt man schnell das Ausmass der Neidgesellschaft kennen. Doch wie heisst es so schön? Neid ist die höchste Form der Anerkennung.

Fazit: Für mich bleibt der Range Rover weiterhin die Ikone unter den Oberklassen-Geländewagen. Obwohl der Fahrkomfort auf der Strasse gut ist, liegen die wahren Talente dieses Autos abseits von Asphalt und Verkehrsschildern. Der neue Acht-Zylinder-Diesel ist eine echte Bereicherung. Da es den Range Rover aber als Siebenplätzer nicht gibt und auch nie geben wird, bleibt für mich mit meinen vier Kindern die Frage: Wann kommt dieser Diesel im Land-Rover-Discovery-3-Look?

Range Rover 3.6 TdV8 HSE

Antrieb: Vierrad
Motor: 3,6 Liter V8 Turbodiesel
Leistung: 272 PS / 200 kW
Drehmoment1: 640 Nm bei 2000 U/min
Energieeffizienz2: E
Tankinhalt: 104 Liter

1 - Der Drehmomentverlauf in Abhängigkeit von der Drehzahl ist massgebend für die Motorelastizität (Durchzugskraft) sowie für das Beschleunigungs- und das Steigvermögen eines Autos.

2 - Neu ist seit 2003 die Angabe der Energieeffizienz für Personenwagen, eingeteilt in die Kategorien A bis G, wobei A für energieeffizient und G für energieineffizient steht. Die Kategorie wird ermittelt, indem der Treibstoff-Normverbrauch und das Leergewicht in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden.