Wer Fleisch und Gemüse beim Biobauer kauft, seine Ferien im Zelt verbringt und Kaffee von Max Havelaar trinkt, sollte mit dem Lexus GS 450h zu seinen Terminen fahren. Denn der Lexus ist sozusagen das gute grüne Gewissen auf vier Rädern. Er bringt hohe Leistung bei geringem Verbrauch und tiefem Schadstoffausstoss. Das Abschmelzen der Gletscher kann zwar dadurch nicht verhindert werden, aber die CO2-Emissionen sind klar niedriger als in dieser Klasse üblich.
Doch was bietet der Lexus ausser dem Recht auf ein gutes Gewissen sonst noch? Immerhin kostet der GS 450h in der von uns getesteten Version 102 840 Franken. Kann der Super-Hybrid mit einem hochklassigen Diesel wie etwa dem Mercedes E 420 CDI verglichen werden?
Der GS 450h gehört unbestrittenermassen in die Premium-Klasse. Besonders fasziniert hat mich die Geräuschdämmung des Luxusliners. Das leise Dahingleiten ist Weltklasse. Die Technik, die Verarbeitung und die Materialien entsprechen den Erwartungen in dieser gehobenen Klasse. Einzig die Mittelkonsole verfügt für meinen Geschmack über etwas zu viel Plastik. Die Ausstattung ist nahezu komplett.
Einige der technischen Details verblüffen gar. Die Handhabung des Lexus ist anfangs vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber vorwiegend deshalb, weil wir diese technischen Leckerbissen von deutschen Premium-Cars nicht gewohnt sind. Fahrwerk und Fahreigenschaften sind auf Komfort ausgelegt. Trotz adaptiver Lenkung und Dämpfung fühlt sich der Lexus auf der Autobahn am wohlsten, wozu auch die hervorragend funktionierende adaptive Geschwindigkeitsregelanlage beiträgt. Neben der Geschwindigkeit regelt die Anlage mittels Radar auch den Abstand zum Vordermann. Ebenfalls zum entspannten Reisen tragen die bequemen Sitze, das ausgeklügelte Beleuchtungssystem im Innenbereich sowie das sehr gute Audiosystem bei.
Auszusetzen am neuen, grossen Lexus gibt es eigentlich nur weniges. Zum einen ist das Platzangebot auf den hinteren Sitzen beschränkt. Die Passagiere dürfen nicht zu gross gewachsen sein. Was für Japaner kein Problem ist, könnte für uns Europäer dagegen eines sein. Zum anderen ist der Kofferraum für eine fünfplätzige Luxuslimousine zu bescheiden. Mit 280 Litern ist der Kofferraum definitiv zu klein. Hier machen sich die Nachteile des Hybridkonzepts (Platzbedarf für Batterien) bemerkbar.
Was mich aber am meisten gestört hat, ist das Design. Für meinen Geschmack ist die Formsprache zu langweilig. Der GS 450h ist wirklich kein Hingucker.
Doch zurück zu meiner Ausgangsfrage. Wie vergleicht sich der Power-Hybrid mit einem Oberklassen-Diesel oder einem V8-Benziner? Im reinen Stadtverkehr ist der Lexus bezüglich Treibstoffverbrauch unschlagbar. Er verbraucht 8,7 Liter auf 100 Kilometer, während ein Mercedes E 420 CDI etwa auf 11 Liter und ein Audi A6 4.2 FSI sogar auf 14 Liter pro 100 Kilometer kommt. Auf der Landstrasse sieht es dann aber schon wieder anders aus, und auf der Autobahn erst recht: Bei 130 Kilometern pro Stunde konsumiert der Lexus immer noch 8,7 Liter, aber der E 420 CDI liegt nur noch bei 8,5 Litern und der Audi noch knapp bei 10 Litern. Der Verbrauchsvorteil des Hybridkonzepts lässt sich nicht wegdiskutieren, im Vergleich zum Diesel kommt man freilich nur auf seine Rechnung, wenn man vorwiegend in der Stadt fährt. Dass das in der Luxusliner-Liga aber die Regel ist, wage ich zu bezweifeln. Sobald man die Autobahn wählt, ist der Vorteil weg, die Nachteile, wie etwa das massiv höhere Gewicht oder der kleine Kofferraum, bleiben.
Der Vergleich der Vollkosten bringt folgende Kernaussagen zutage: Wer wirklich billig fahren möchte, kauft den Lexus GS 300, der zwar weniger Leistung hat, aber ähnlichen Luxus und Fahrspass für weit weniger Geld bietet. Der V8-Benziner von Lexus, der GS 430, ist wegen des höheren Treibstoffverbrauchs in der Gesamtabrechnung teurer. Nur unwesentlich teurer als der Power-Hybrid ist jedoch der V8-Diesel von Mercedes, der E 420 CDI. Vor allem beim Landstrassen- und Autobahngebrauch ist dieser ähnlich sparsam, aber schnell wie ein Sportwagen und komfortabel wie eine S-Klasse. Und der Brand Value des Sterns aus Stuttgart ist immer noch intakt. Dies ist harte Konkurrenz für Lexus. Vielleicht müsste man die Preisgestaltung des Lexus GS 450h für den Schweizer Markt nochmals überdenken.
Fazit: Der Lexus verfügt über einen umweltfreundlichen Hybridantrieb, der aus einem V6-Benziner und einem Elektromotor bis zu 340 PS schöpft. So rollt der Lexus mit maximal 30 Kilometern pro Stunde völlig lautlos und emissionsfrei durch die City. Das grüne Gewissen ist mit rund 100 000 Schweizer Franken nicht ganz günstig und wohl nur für Edelgrüne wie Joschka Fischer und Co. erschwinglich.
Beat Imwinkelried (39) ist Delegierter des Verwaltungsrates und Geschäftsführer der Auto-Interleasing AG in Basel, VR-Delegierter der EFL Autoleasing in Winterthur sowie Gründungspartner der AIL Structured Finance in Zürich.