Der Elfer», behauptet seine Fan-Gemeinde, «ist das schönste Auto der Welt.» Aber ein Porsche ist mehr als ein schönes Auto. Porsche ist ein Stück Automobilgeschichte. Alexander Porsche ist es vor über vierzig Jahren gelungen, ein Auto zu entwerfen, das seither als Synonym für Sportwagen, technische Perfektion und harmonisches Design gilt. Porsche ist Kult. Beharrlich verweigern sich die Porsche-Ingenieure modischen Trends. So erhält man den Mythos am Leben. Die Marke ist Kult. Porsche ist Erfolg. Unter der Leitung von Wendelin Wiedeking wurde Porsche zum erfolgreichsten Automobilkonzern der Welt. Porsche ist «made in Germany». Der Konzern hat eben die Standortsicherung bis 2010 bekannt gegeben.

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Doch ist der Porsche 911 ein geeigneter Firmenwagen? Der typische Porsche-Fahrer ist 46 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und drei Autos. Viele Porsche-Besitzer sind Unternehmer, was für mich Grund genug war, den 911er zu testen.

Das Auto ist auf jeden Fall alltagstauglich. Wer mit dem neuen 911er noch den Motor abwürgt, sollte in den Fahrkurs. Mit dem Kupplungspedal kommt mittlerweile jede(r) zurecht, auch wenn es im Stop-and-go-Feierabendverkehr mühsam wird. Die Sitze sind stark ausgeformt, was zwar bei rascher Kurvenfahrt für viel Seitenhalt sorgt, aber auch den Nadelstreifenanzug zerknittert. Um es vorwegzunehmen:

Gediegenes Wohnzimmerfeeling kommt nicht auf. Das Design im Innern ist zwar sehr geschmackvoll und erfreut mit Details wie der Stoppuhr für die Rennpiste zum Ermitteln der Rundenzeiten. Einfach schön. Die Bedürfnisse des Vielfahrers werden damit allerdings nicht erfüllt. Wichtige Bedienelemente verstecken sich genau hinter dem Schaltknauf. Auch die Anordnung der Tasten und Knöpfe in der Mittelkonsole ist für Einsteiger wie mich etwas verwirrend. Das in Zuffenhausen so wichtige und gepflegte «Sound-Engineering» – der kernige Porsche-Sound gehört zum Mythos der Marke – führt dazu, dass meine Frau den 911er im Innern als lärmig empfand. Wäre es jetzt macho zu sagen, Porsche sei nur für Männer gemacht?

Auf jeden Fall fühlt man sich im Porsche 911 Carrera S, unterwegs nach Zürich an eine Sitzung in Nadelstreifenanzug und mit polierten englischen Schuhen, irgendwie nie so recht wohl. Eigentlich verraten es ja die roten Bremssättel: Das Ding ist ein Hochleistungssportgerät. Es wäre dasselbe, wenn ich mit dem Achttausend-Franken-Bike von Scott mit Karbon-Rahmen in Anzug, Krawatte und Ledersohlen ins Büro fahren würde. Undenkbar.

In Jeans und im T-Shirt sieht die Sache ganz anders aus. Schwer zu sagen, warum ein Porsche 911 aus Männern wieder kleine Jungs macht. Ich habe meiner Frau an diesem Frühsommerabend noch gesagt, dass ich nur schnell den Wagen in die Garage führe. Ein Stunde später war ich dann wieder da. Eine kurze Spritzfahrt auf den Gempen und ins Baselbiet, einfach berauschend. Ein Fahrwerk, das zum Gesetzesbruch animiert. Der Wagen beschleunigt in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde. Das Werk gibt die Höchstgeschwindigkeit mit 293 Kilometern pro Stunde an.

Porsche verkörpert eben beides, Schöngeist und Draufgängertum. Nur eines
verkörpert der 911er nicht: ein vernünftiges Fortbewegungsmittel, um von A nach B zu gelangen.

Der Porsche hat zum Glück einen relativ hohen Restwert. Denn sonst hat in Sachen Wirtschaftlichkeit der BMW 645 Ci die Nase vorne. Ausschlaggebend ist hier vorwiegend der attraktive Anschaffungspreis. Viele Bauteile stammen aus dem BMW-Baukasten und sind deshalb Grossserienteile. Zudem liegt der BMW 645 in den Unterhaltskosten deutlich unter dem Carrera. Fairerweise sollte angefügt werden, dass sowohl der BMW 645, der Jaguar XK 8 und der Mercedes SLK 55 AMG eher Komfortcoupés verkörpern, während der Porsche 911 Carrera S ein reinrassiger Sportwagen ist.

Fazit: Wer braucht eigentlich einen Porsche? Eigentlich niemand. «Einen Porsche zu verkaufen, ist eher die Frage, ob man bei den Kunden den Speichelfluss anregen kann», meint Wiedeking. Mein Speichelfluss wurde angeregt, aber vorwiegend am Feierabend. Für die tägliche Fahrt ins Büro ist er viel zu schade.

Beat Imwinkelried (38) ist Delegierter des Verwaltungsrates und Geschäftsführer der Auto-Interleasing AG in Basel, VR-Delegierter der EFL Autoleasing in Winterthur sowie Gründungspartner der AIL Structured Finance in Zürich.

Porsche 911 Carrera Coupé S

Antrieb: Hinterräder
Motor: 3,8 Liter, 6 Zylinder Boxer
Leistung: 355 PS / 261 kW
Drehmoment (1): 400 Nm bei 4600 U/min
Energieeffizienz (2): G
Tankinhalt: 64 Liter

(1) Der Drehmomentverlauf in Abhängigkeit von der Drehzahl ist massgebend für die Motorelastizität (Durchzugskraft) sowie für das Beschleunigungs- und das Steigvermögen eines Autos.

(2) Neu ist seit 2003 die Angabe der Energieeffizienz für Personenwagen, eingeteilt in Kategorien von A bis G, wobei A für energieeffizient und G für energieineffizient steht. Die Kategorie wird ermittelt, indem der Treibstoff-Normverbrauch und das Leergewicht in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden.