Alle mögen ihn und fühlen sich wohl darin, doch keiner verliert ein Wort über den kleinsten Volvo-Kombi, den V50. Um den Volvo zum Thema zu machen, muss man schon auf dem reservierten Parkplatz des CEO parkieren. Oder den Dackel des Nachbarn überfahren. Oder die Wildsau im Gemeindewald. Wobei auch daran im Rahmen der hohen Sicherheitsstandards gedacht wurde: Abgerundete und integrierte Kanten und Scheinwerfer sollen bei Kollisionen Verletzungen vorbeugen.

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Der V50 präsentiert sich als praktischer, 4,5 Meter langer Kombi mit horizontal nach hinten gezogener Dachpartie. Volvo wagt mit dem V50 den Spagat zwischen vielseitig einsetzbarem Geschäftsfahrzeug für den anspruchsvollen Aussendienstmitarbeiter und dem Lifestyle-Allradkombi für Besserverdiener. Im Betriebsfahrzeugsegment ist er mit einem Zwei-Liter-Dieselmotor und einer gut dotierten Grundausstattung für unter 50 000 Franken zu haben. Im Kaderfahrzeugsegment mit Fünfzylinder, Vierradantrieb und ein paar Optionen in Metallic-Silber und Lederausstattung kostet er 60 800 Franken (unser Testfahrzeug).

Das normale Kofferabteil ist mit 415 Kubikdezimetern nicht gross. Ich erlaube mir, den V50 als nicht grossfamilientauglich auszugeben. Kernzielgruppe sind eher junge Familien mit Kleinkind und Hund. Ab zwei Kindern würde ich den V70 empfehlen. Sonst drohen die nächsten Ferien bereits vor der Abfahrt zur emotionalen Belastungsprobe zu werden.
Im Innenbereich geht es recht nüchtern zu. Der Cockpitbereich ist eine Harmonie aus Kunststoff und Aluminium in der Konsolenbrücke. Verglichen mit der Premiumgruppe wirkt das Design im Innern eine Klasse tiefer und erinnert mich eher an den Innenbereich einer Volumenmarke. Das Leder hingegen ist ausgezeichnet verarbeitet und ohne jeden Makel.
Das Allradsystem entspricht im Grossen und Ganzen jenem im V70 AWD. Jedoch hat der V50 das Sechsganggetriebe aus den R-Modellen eingebaut. Der mit einem Niederdruck-Turbolader bestückte Fünfzylinder entpuppt sich über das gesamte Drehzahlband als potente Antriebsquelle. Beim Druck aufs Gaspedal sorgt der Motor für gnadenlosen Vortrieb und inspiriert zu einem sportlichen Fahrstil. Deshalb Vorsicht: Füsse vom Gas (der Ex-Werber und Schriftsteller Rainer Baginski hat mal behauptet, Volvo-Fahrer seien oft verkappte Raser, die sich hinter dem Klischee vom schützenden, familienfreundlichen Schwedenstahl verbergen).

Die 90 Kilogramm Mehrgewicht durch den Allradantrieb verkraftet der Volvo mühelos. Der Benzinverbrauch liegt mit knapp zehn Litern auf 100 Kilometer im vernünftigen Bereich.
Es gibt Automobile, die hat man schon wieder vergessen, wenn sie aus dem Katalog auf die Strasse gerollt sind. Und dann gibt es diejenigen, die begleiten uns irgendwie ein Leben lang. Dazu gehören die meisten Kombis von Volvo, obwohl sie selten aufregend daherkommen. Auch der V50 überzeugt unauffällig und abseits jeder Aufregung.

Volvo wird assoziiert als Erfinder des Dreipunktgurts, als Sicherheit aus Schwedenstahl schlechthin. Wie soll jetzt aus der Marke für Sicherheit, die man vorwiegend mit Geborgenheit verknüpft, glaubwürdig eine Marke für Lifestyle und Sportlichkeit werden? Der XC90 (siehe BILANZ 6/05) spielt in dieser Umpositionierung eine Schlüsselrolle, der V50 doppelt nach. Allerdings ist die Konkurrenz im Segment der Lifestylekombis (im so genannten D-Segment mit Audi A4, 3er-BMW, Mercedes C-Klasse) gross, denn es ist volumenmässig das grösste Segment für alle Premiummarken. Und im Herbst wollen Saab mit dem 9.3 Sportkombi sowie VW mit dem neuen Passat Kombi ebenfalls in diesem Segment Marktanteile erkämpfen.

In Sachen Wirtschaftlichkeit steht der Volvo V50 gut da (siehe Tabelle). Einerseits ist der Anschaffungspreis rund zehn Prozent tiefer als bei vergleichbaren Premiumprodukten – wobei der Innenausbau auch etwas weniger Ausstrahlung hat. Andererseits profitiert der Volvo von einem relativ hohen Restwert. Im Unterhalt sowie im Treibstoffverbrauch macht er ebenfalls eine gute Figur. Diese beiden Komponenten fallen jedoch weit weniger ins Gewicht.
Fazit: Mit dem Lifestylekombi V50 besitzt Volvo ein Premiumprodukt, das dank gelungener Form und günstiger Kostenbilanz bereits viele Freunde gefunden hat.

Volvo V50 T5 AWD
Antrieb: Vierrad
Motor: 2,5 Liter, 5 Zylinder, Turboaufladung
Leistung: 220 PS / 162 kW
Drehmoment (1): 320 Nm bei 1500 U/min
Energieeffizienz (2): E
Tankinhalt: 58 Liter

(1) Der Drehmomentverlauf in Abhängigkeit von der Drehzahl ist massgebend für die Motorelastizität (Durchzugskraft) sowie für das Beschleunigungs- und das Steigvermögen eines Autos.

(2) Neu ist seit 2003 die Angabe der Energieeffizienz für Personenwagen, eingeteilt in Kategorien von A bis G, wobei A für energieeffizient und G für energieineffizient steht. Die Kategorie wird ermittelt, indem der Treibstoff-Normverbrauch und das Leergewicht in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden.