Rund um den Erdball macht Robotik rasante Fortschritte und glüht vor unternehmerischer Energie. Nirgendwo lässt sich das deutlicher beobachten als im Silicon Valley. Manche sehen im Wachstumspotenzial Parallelen zu den frühen Jahren der Homecomputer- und PC-Ära.

  Quelle: Amazon

So gab Amazon unlängst Pläne für ein ehrgeiziges Entwicklungsprojekt für Lieferdrohnen bekannt – «Amazon Prime Air» genannt. Und Google kauft eine Roboterfirma nach der anderen, darunter MEKA und Boston Dynamics, um sein Automations-Portfolio auszubauen. Kleinere Unternehmen sind ebenfalls aktiv im Geschäft. Zahlreiche Jungfirmen, wie etwa Unbounded Robotics, treiben die Entwicklung der nächsten Roboter-Generationen voran – Geräte für den Massenmarkt (personal robotics) ebenso wie erschwingliche mobile Plattformen für Service-Roboter. Manche wagen einen Spagat: Origami Robotics etwa baut «Romibo», der wie ein Spielzeug daherkommt, doch zugleich auch soziale und therapeutische Lehrzwecke wahrnehmen kann.

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         Quelle: Romibo.org

Momentaufnahme

Je stärker die Robotik marktreif wird, umso deutlicher bemühen sich die Beteiligten – kleine wie große Firmen –, ihre Interessensgebiete abzustecken. Startups neigen dabei stärker dazu, technische Probleme anzugehen, die sich klar umreißen lassen und voraussichtlich weniger Kapital erfordern: etwa die Entwicklung besserer «mobiler Manipulatoren» (der Fachbegriff für Roboter, die beweglich sind und  klar umrissene Aufgaben übernehmen können). Am anderen Ende des Spektrums liegen aufwändige Forschungsprojekte, die sich noch im Frühstadium befinden – etwa Systeme, die auf einen einzelnen Chip passen und dank paralleler Rechenstrukturen an die Denkfähigkeiten eines zwölfjährigen Kindes heranreichen. Solche Herausforderungen kommen eher Organisationen wie Google oder Bell Labs entgegen, die das nötige Budget mitbringen und es sich leisten können, in sehr langfristige Projekte zu investieren.

Die Roboter kommen – jetzt auf den Markt

Es gibt kaum Zweifel daran, dass Roboter schon bald viel stärker in unserem Alltag vertreten sein werden, ähnlich, wie es Anfang der 1980er Jahre bei Heimcomputern und PCs zu beobachten war.

Rich Mahoney, Direktor für Robotik bei SRI International und Präsident der Vereinigung Silicon Valley Robotics, zeigt sich in einem Interview überzeugt davon, dass zwei Trends, die zusammenkommen, die Kommerzialisierung von Robotern deutlich vorantreiben werden. Zum einen würden Bauteile und Sensoren verlässlich billiger, da Robotikhersteller von der Massenfertigung bei Computertechnik und Mobiltelefonen profitierten. Zum anderen mache die Entwicklung von künstlichen Armen und Händen rapide Fortschritte.

Das Geld folgt den Forschern

Risikokapitalgeber investieren deutlich höhere Beträge in die Hersteller von Dronen und anderen Robotertypen. Für Drohnen zählte der Markforscher CB Insights bis zum 3. Quartal des vorigen Jahres 15 Deals in einer Höhe von 79 Millionen Dollar. Eine Reihe von prominenten Venture-Capital-Firmen, darunter Andreessen Horowitz, Google Ventures und Felicis Ventures, investierten 2013 in Startup-Firmen aus diesem Sektor.

Ganz allgemein haben Risikokapitalgeber bei Roboter-Forschung dramatisch ihre Einsätze erhöht, wie CB Insights herausstreicht: 174 Millionen Dollar investierten VCs in nur zwölf Monaten, von Ende 2012 bis Ende 2013, in Robotik-Firmen – also gut doppelt so viel, wie in die Dronen-Entwicklung flossen. Die Hersteller Anki und Neato Robotics bekamen 50 Millionen bzw. 14 Millionen Dollar an frischem Kapital. Anki ist auf künstliche Intelligenz und Roboter für den Massenmarkt spezialisiert, Neato baut Staubsauger-Roboter.

           Quelle: CB Insights

Die Zukunft säen

Das Ökosystem, das im Silicon Valley rund um Robotik entstanden ist, garantiert dem Markt eine Zukunft. So fördert etwa seit vielen Jahren das NASA Robotics Alliance Project die Teilnahme an der FIRST Robotics Competition, indem robotikbegeisterte High-School-Teams Stipendien erhalten und interessierte Schüler mit Mentoren und Leitfiguren aus der Industrie zusammengeführt werden.

Hinzu kommt die enge Vernetzung in der Branche. Jungfirmen finden reichlich Unterstützung bei so genannten «Acceleratoren», wie etwa Lemnos Labs und Highway 1 in San Francisco oder auch dem Flextronics Lab in San Jose. Highway 1, ein neuer Accelerator von PCH International, der sich speziell an Startups in der Frühphase wendet, bietet ein viermonatiges Alles-inklusive-Programm samt Büroplätzen und Maschinenpark in San Francisco. Dazu kommen Einblicke in die Abläufe der Supply Chain und Kontakte zu Herstellern in China.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Innovation im Bereich der Roboter-Entwicklung deutlich an Fahrt gewinnt, weil immer mehr Ressourcen und Finanzmittel zur Verfügung stehen und das Marktpotenzial so schnell wächst wie nie zuvor. Keine Frage also: 2014 wird ein spannendes Jahr für die Robotik.

 

* Christian Simm ist Gründer und CEO von swissnex San Francisco. Mitarbeit : Birgit Coleman & Karsten Lemm.